An-Mei sieht das kleine Grüppchen im Gang stehen, als sie gerade auf dem Weg zu ihrem Quartier ist. Ein unbekanntes Gesicht. Es kommt ihr absolut nicht bekannt vor. Doch die etwagige Herkunft kann sie wohl erraten. Und da geht sie festen Schrittes auf die anderen Piloten zu , nickt den anderen zu und verbeugt sich vor Geisha.
"Konnichi wa. Watashi wa An-Mei Cross-Katei desu. Anata ni au koto wa watashi no meiyodesu. Watashi wa watashitachi no kyōryoku o tanoshiminishiteimasu."
sagt sie im fließenden japanisch, froh die Sprache wieder sprechen zu können. Schließlich hat sie einen Teil ihres Leben in Japan verbracht.
Wer bekam nun Verstärkung? Die Schatten oder die Ghosts?
Geisha bemerkt hinter der beladenen Kiste beinahe zu spät die ankommende, fremde Asiatin. Als sie von jener Unbekannten in der alten Sprache ihrer Heimat angesprochen wird, zuckt sie leicht vor Überraschung zusammen, aber sofort wird ihr die Etikette der Tradition bewusst und sie verneigt sich, ungeachtet der Kiste, noch ein merkliches Stück tiefer vor Orchid.
"Konnichi-wa. Watashi no namae Ayuhara Mila to moushimasu." antwortet sie leise mit zu Boden gerichtetem Blick. Als Rangniedere ist es Geisha ein wenig unangenehm, von der höhergestellten Orchid so direkt angesprochen zu werden...und das auch noch vor ihrer Freundin Tünde. Nun wird ihr bewusst, dass sie gerade Tünde etwas blossstellt, wenn sie mit jener Dame japanisch spricht - Tünde wird es wohl nicht beherrschen - und sie errötet ein wenig.
"Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden." (- Japanische Weisheit)
Auf Tündes Stirn eine einzelne, senkrecht stehende Falte, direkt über ihrer Nase.
"Eva. Kannst du das übersetzen"
Offensichtlich versteht Tünde kein Japanisch. Es fällt ihr jedoch auf, wie die kleine Mila vor der anderen Pilotin katzbuckelt. Sie blickt Orchid an und legt den Kopf leicht schräg. Etwas fragendes tritt in ihren Gesichtsausdruck.
Das Wesen der Dinge hat die Angewohnheit, sich zu verbergen.
Geisha richtet sich wieder auf und blickt zu Tünde, noch immer mit geröteten Wangen.
"Bitte entschuldige. Ich war nicht darauf vorbereitet, jemandem aus meiner Heimat zu begegnen und auf japanisch angesprochen zu werden. Was du eben gehört und gesehen hast, war eine übliche Begrüßung, nur eben in unserer Sprache."
Die Situation ist ihr sichtlich peinlich.
"Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden." (- Japanische Weisheit)
Orchids Wangen färben sich sichtlich rot. Aber aus anderen Gründen, als bei Geisha.
„Äh, um Missverständnissen vorzubeugen Mila-chan… Wǒ shì jiànkāng de…also Watashi wa chūgokujindesu. Ich habe aber mein halbes Leben in Japan verbracht.“
Und dann am besten noch auf Hindi…Multikulti in der Zukunft, oder wie war das?
„Verzeihung imouto san. Ich danke dir für deinen Respekt. Ein normales Mei oder An-Mei reicht aber völlig.“
[Wǒ shì jiànkāng, Watashi wa chūgokujindesu-Ich bin Chinesin. imouto san-jüngere Schwester]
Das ist die Frage, die sich Geisha nun stellt, aber aus Respekt vor der höherrangigen Dame unterdrückt sie den Wunsch, diese Frage auszusprechen.
Sie richtet sich wieder gänzlich auf und blickt zu Orchid. "Vielen Dank für die Erklärung, Mei-san, bitte vergeben Sie mir. Es ist dennoch ein Vergnügen, die Sprache meiner Ahnen nach langer Zeit wieder zu hören." erklärt sie leise. Sie wahrt die respektvolle Distanz zu der höherrangigen Pilotin, wie sie es gelehrt wurde, auch wenn es ihr schwer fällt, die bereits erfolgte, ruckartige Annäherung zu verarbeiten.
"Würden Sie mir zu späterer Zeit die Ehre erweisen, zum Tee in mein Quartier zu kommen ?" fügt sie hinzu. Eine höfliche und formelle Einladung, um jene Fremde besser kennenzulernen und die allzu schnell überbrückte Distanz in ihrem Tempo abbauen zu können.
"Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden." (- Japanische Weisheit)
Oh Kami… jetzt geht das schon wieder los. Du bist so …
Mei hätte sich fast auf die Zunge gebissen. Warum musste sie auch immer alles weibliche, was ihr irgendwie sympathisch war, sofort als „Schwester“ ansprechen. Du hast genug Schwestern, hör endlich mal auf damit. Oder ist das vielleicht Heimweh?
„Wir können jederzeit ins Japanisch wechseln, wenn Sie es wünschen. Nur nicht im Einsatz. Das wäre …ungünstig…“
Orchid lächelte Geisha freundlich an, wechselt bei deren letzten Worte aber sofort in die weniger vertrauliche Ansprache in der dritten Person.
„Ich würde mich geehrt fühlen, bei Gelegenheit mit ihnen einen Tee zu trinken. Xièxie.“
Mit einem freundlichen Lächeln und einer weiteren Verbeugung verabschiedet sich Geisha und bringt mit Tündes Hilfe ihren Karton und ihr Gepäck ins Quartier, dann gehen sie den Weg weiter zum Geschwaderführer-Büro. Dort angekommen blickt Geisha nochmals zu Tünde und lächelt ein wenig, ehe sie anklopft.
"Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden." (- Japanische Weisheit)
