Mei hatte nichts, aber absolut nichts mehr mitbekommen, nachdem sie in Ohnmacht gefallen war. Weder von den Rettungsaktionen noch von der späteren unvermeidlichen OP in der KS. Es war ein Schwebezustand, zwischen Leben und Tod? Oder zwischen Himmel und Hölle? Die Dämonen hatten offensichtlich keine sehr guten Sägen, denn Orchid (über)lebte. Einige viele Stunden nach dem Desaster, lag sie im Bett und starrte mit offenen Augen die Decke an. Die Schmerzen in ihrem angeschlagenen Brustkorb waren nur erträglich, weil sie mit Schmerzmitteln vollgepumpt worden war.
So, jetzt hast du den Salat. Zu blöd, um sich selbst das Leben zu nehmen. Das nächste Mal, schlitze ich mir entweder die Kehle auf oder ramme mit meinem Jäger einen Asteroiden. Bei letzterem gibt es wenigstens nur einen Blechschaden. Aber die arme TCN. Wenn jeder Pilot so viele Jäger verschrotten würde, wie ich es tue, wären wir längst pleite.
Jack konnte es immer noch nicht fassen was passiert war. Was war denn eigentlich wirklich passiert? Er versuchte sich die ganze Zeit, seit seine Frau von den Sanis weggetragen wurde sich einen Reim daraus zu machen, doch... er war immer noch so geschockt und fragte sich ob er hätte etwas tun können, um dies zu verhindern. Nervös saß er erst vor dem Warteraum beim OP und später dann wartend in ihrem Krankenzimmer. Obwohl er schon mehr als erschöpft war konnte er einfach kein Auge zu machen. So aufgebracht und emotional durchgewühlt war er.
Als Mei aufgewacht war, war er sich mal wieder einen Kaffee holen um wach zu bleiben. Was ihm merklich schwerer viel. Weswegen er auch mehr als erschöpft am Kaffee nippend wieder zurück kam, als er stockte. Sie war endlich wach und vor Aufregung hätte er fast seinen Kaffee fallen gelassen.
qīnài de (Geliebte)
Raunte er, nicht wissend wie er nun reagieren sollte. Sollte er schreien, wütend sein, erleichtert, nein er wusste es einfach nicht. Vielleicht lag es auch nur an seiner Müdigkeit, dass er zu schwach dafür war. So kam er einfach nur erleichtert zu ihrem Bett, stellte den Kaffee ab und umarmte sie einfach nur still schweigend und dankbar das er sie noch hatte.
Während das Ehepaar Cross-Katai in dem Krankenzimmer unter sich blieb, positionierten sich draußen 2 Wachen vor dem Zimmer des Majors. Jedes Tablet, jedes noch so kleines Teil was ins Zimmer verbracht werden konnt wurde kontrolliert um nach Dingen zu schauen womit sich Cross-Katai wieder selbst verletzen könnte.
Der Teufel kann nur vom guten besiegt werden. Doch wenn das gute nicht mehr stark genug ist, dann muss man etwas finden das noch gefährlicher ist als der Teufel selbst---Scheissegal und wenn der rote Teufel eines Tages zur Hölle fährt
Mei brachte ein leichtes Lächeln zustande. Fast schon makaber, angesicht der Umstände. Am wenigsten wollte sie ihrem Mann schaden. Eine Hand berühte Jack bei seiner Umarmung. Es war nicht seine Schuld.
Die nächste Frage die Jakcl stellte war so banal, dass sie wahrscheinlich aber dennoch die schwerste war.
Was sollte das?
Fragte er sichtlich mit besorgtem Blick. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu ihr ans Bett. Er wusste einfach nciht was er denken, oder gar noch sagen sollte. Er war sprachlos zu dem was Mei tat und wollte nur Antworten haben. Er war mehr als aufgewühlt im Innern, wie noch nie in seinem Leben.
"Es konnte...einfach nicht mehr so weiter gehen Jack."
Orchid versuchte, tief durchzuatmen, verzog dann aber vor Schmerz das Gesicht...
Verdammter Mist...
Sie schuldete ihm eine Erklärung, ob er es verstehen würde, stand auf einem anderen Blatt.
"Du weißt von meinem Versprechen meiner Familie gegenüber. Dass ich nicht aufgeben würde wie Mutter, als mein Dad im Kampf fiel. Es würde nicht einfach sein, das war klar. Wir beide haben es so weit geschafft, trotz aller Hindernisse..."
Meis Stimme blieb immer noch ruhig. Sie schien keine Kraft mehr zu haben, sie aufzuregen oder laut zu werden.
"Ich bin mit Mamas Erzählungen aus ihrer aktiven Zeit als Pilotin aufgewachsen. Natürlich gab es zu Zeiten des Kilrathi-Krieges viel Schmerz und Leid. Aber das, was die Piloten verband war der gemeinsame Kampf gegen die Katzen. Die Menschen rangen um ihr Überleben. Und sie überlebten. Weil sie Ihre Kräfte bündeln mussten. Eine Einheit sein. Auch beim Krieg gegen die Mantu hat dies so einigermaßen funktioniert. Und was passiert hier? Die Einheit die wir erlebt haben, die Einheit in diesem "Geschwader" ist zerstört worden. Das war ein schleichender Prozess. Dabei sind die Auseinandersetzung die wir mit der GWU haben ja noch "Kinderkram" im Vergleich zu früher."
Orchid verzog kurz vor Schmerzen das Gesicht, redet dann aber weiter.
"Ab einem bestimmten Zeitpunkt hatte sich etwas verändert. Ich weiß nicht, was der Auslöser war, vielleicht gibt es auch keinen. Es fängt mit den Eskapaden einiger Leute im Geschwader an, womit ich mich nicht ausschließe...und hört bei der fehlenden Führungskompetenz der Befehlshaber noch lange nicht auf. Verdammt, es gab im großen Krieg den Kommandaten einer kleinen Fregatte, die sich von einem Kilrathikampfverband in Stücken hat reißen lassen, damit die BG verschwinden konnte. Ja, Helden haben wir hier sicher auch. Aber..."
Ein Schweißtropfen rann über Meis Stirn.
"Ich habe Fehler gemacht, doch ich war nicht die einzige. Aber mein Traum, mein Versprechen... alles hat sich in Staub aufgelöst. Ich will fliegen, ich will kämpfen...für die Menschen, für die TCN. Das hier ist einfach nur noch eine Farce. Wie soll ich mit so einem Trugbild weiterleben? Haben wir alles vergessen, was wir als Volk geleistet haben? Eine One-Man/Woman-Show an Bord ist heute natürlich interesannter."
Mei schloss kurz die Augen. "Es tut mir leid, wenn du darunter leiden musstes. Du bist der letzte, dem ich Schaden wünsche."
Ruhig hörte er Mei zu. Er verstand sie vollkommen. Es gab viel was im argen lag und liegt, hier... dort, überall. Dennoch ließ sie eines aus, wie sollte ihre Aktion daran etwas ändern? Er wusste zu gut wie Blind die Militärs waren und er konnte sich shcon denken was sie damit bezwecken sollte. Doch wenn er es sich gerade so mit ihren Erläuterungen zusammen reiben konnte, wie sollten es die anderen ohne tun? Dies würde sicher noch ein böses Nachspiel haben und er war sich nicht sicher wohin dies führen sollte. Diese Aktion genau jetzt, zu diesem Zeitpunkt im Büro des Kmd kam mehr als ungünstig. Besorgt schaute er zu Mei.
Das Problem beim Militär ist, das es das Militär ist. Hinterfrage die Hierarchie und du begibst dich ins Abseits, folge ihr und werd willenlos. Mein Ziehvater gab mir eins mit auf dem Weg, folge ihnen nur soweit wie sie dir Munition geben, renne aber niemals voraus. Er kannte den schmalen grad zwischen Loyalität und Hinterfragung. Beide Wege sind gefährlich, doch zusammen niemals möglich. Man muss sich entscheiden welchen Weg man gehen will und wohin man selbst will. Ich flog bei den Marines raus, weil ich keine Loyalität bewies und zu viel hinterfragte. Ob ich es manchmal bereue... gewiss. Doch würde ich es niemals ändern. Hier ist es nciht anders, füge dich ihnen und werde belohnt, oder Hinterfrage und stehe dann nur noch abseits allein ohne die Gunst der Obrigkeit.
Das System wird sich nciht deswegen verändern.
Leicht deutete er in Richtung die Stelle wohin sie sich stach.
Doch dies soll dich von nun an daran Erinnern wofür es steht, egal ob du den Weg den du wählst aus Überzeugung gehst, oder nur weil es das notwendige Übel ist.
Mei bringt trotz ihres desolaten Zustandes eine Art frustriertes "Ha" zustande.
"Ich verstehe. Also eine Mischung aus Mum und Dad. Der undisziplinierte Captain, dem Regeln scheißegal waren, weshalb er es nie weiter als bis zum Captain gebracht hatte- aber ein vedammter guter Pilot, und der disziplinierte Major und Geschwaderführerin, die sich aufgeopfert hat."
Frustriert schüttelte Orchid den Kopf.
"Ich bin weder wie sie noch wie er. Oder wenn dann höchstens nach ihm. Verdammt Jack, meine ganze Familie hat immer irgendjemanden beim Militär gehabt. Entweder Navy oder Marines. Väter- wie auch mütterlicherseits. Keiner ist je unehrenhaft rausgekegelt worden. Das war es, warum ich mir einen Dolch in die Brust gerammt habe. Wenn ich eine Schau hätte machen wollen, dann wäre es ein kleiner Kratzer gewesen."
Tastete nach Jacks Hand.
"Aber wenn jemand anderes eine Schau machen will..."
Mei versuchte sichtlich, sich nicht aufzuregen.
"Es geht auch leichter, steig einfach mit deinem vorgesetzten Offizier in die Kiste, dann geht das alles einfacher."
Angewiedert verzog sie das Gesicht.
"Aber wenn ich das tun muss, um nicht zu versagen, dann w-e-r-d-e ich mich einfügen. Auch wenn es nicht das ist oder eher nicht mehr ist, was ich unter einem Geschwader verstehe."
