Nachdem Icefox sich auf den neuesten Stand gebracht hat, geht bei Lilly eine Nachricht ein. "Lt. Col. Fullgramm, ich möchte sie bitten mich innerhalb der nächsten Stunde in meinem Büro aufzusuchen. Mit freundlichen Grüßen John Asha."
Lidija nahm die Nachricht emotionslos auf. Sie hatte natürlich gewusst, dass Asha sie früher oder später zu sich zitieren würde. Schließlich war sie an das Geschwader der Invictus nur ausgeliehen und es musste irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem sie wieder zurückkehren sollte.
Sie seufzte und machte sich auf den Weg zu Commodore Asha's Büro. Warum sollte sie das Unvermeidliche auch aufschieben wollen. Dort angekommen, klopfte sie zurückhaltend, aber vernehmbar, an die Tür, wartete das 'Herein!' ab, baute sich vor dem Schreibtisch des Commodore auf und machte Meldung. Wie so oft flüchtete sie sich dabei in eine fast schon überkorrekte militärische Förmlichkeit, mit der man bei der Navy nichts verkehrt machen konnte und hinter der sich ihre wahren Gefühle und Ansichten so hervorragend verbergen ließen.
Setzen sie sich bitte. Ich vermute sie wissen, warum ich sie hier her gerufen habe. Sie haben die letzten Monate bei den Schatten gedient. Man könnte fast den Eindruck haben, dass sie zu den Ghosts gar nicht zurück wollen. Icefox schaut Lilly fragend an.
Lidija setzte sich steif und erwiederte Ashas Blick kühl und distanziert. Sie war nicht gewillt, den unausgesprochenen Vorwurf hinzunehmen. Außerdem hatte sie nicht den Eindruck, dass irgendjemand an Bord der Olympic sie vermisst hätte.
Dr. Potter hielt es für eine gute Idee. Ich habe nicht darum gebeten. *mit fester Stimme antwortet.*
Verstehen sie mich nicht falsch, das war überhaupt kein Vorwurf. Mich würde nur interessieren, warum sie anscheinend ein so großes Verlangen haben dieses Geschwader zu verlassen. Abhängig von dieser Antwort muss ich entscheiden, ob sie bei den Ghosts bleiben und zurück kommen, oder ob ich sie offiziell zu den Schatten versetzen lasse. Ich würde gerne hören, was ihnen lieber ist Ich hätte sie lieber weiterhin bei den Ghosts, da sie eine verdammt gute Pilotin sind und ein großer Verlust für die Ghosts wären. Aber wenn sie einen Grund haben nicht zu uns zurück zu kommen, werde ich ihren Wunsch akzeptieren.
Lidija blickte Asha mit unbewegter Miene an, doch hinter ihrer Stirn ratterte es. Was hatte Potter dem Kommandanten erzählt? Wie kam Asha zu dem Schluß, dass sie weg von der Olympic wollte? Zwar hatte sie auf der Invictus selbst darüber nachgedacht, aber sie hatte nie mit jemandem darüber gesprochen oder gar einen Versetzungsantrag gestellt.
Ich habe weder gegenüber Dr. Potter noch zu irgendjemand sonst erwähnt, dass es mein Wunsch wäre, die Olympic zu verlassen. Wäre es mein Wunsch, hätte ich einen entsprechenden Versetzungsantrag gestellt! *frostig antwortet.* Wenn Sie mich loswerden wollen, dann sagen Sie es einfach! Aber versuchen Sie nicht es so zu drehen, dass ich es bin, die nicht hier sein möchte.
ich verstehe nicht warum sie so frostig sind, ich möchte sie nicht loswerden, ganz im Gegenteil. Ich fand es nur irritierend, dass sie in den ganzen Monaten nicht nach einer Rückversetzung gefragt haben. Aber da das jetzt geklärt ist, möchte ich, dass sie ab morgen ihren Dienst bei den Ghosts wieder aufnehmen. Wir werden zwar mit den Schatten noch eine Weile unterwegs sein, aber sie werden jetzt wieder primär bei den Ghosts mitfliegen. Icefox beobachtet genau Lillys Reaktion.
Hätte ich das denn tun sollen? Es machte auf mich den Eindruck, als wären die Ghosts auch während meiner Abwesenheit hervorragend zurechtgekommen. Zumindest gab es keinen Versuch, mich wieder auf die Olympic zu holen. *die Aussage so im Raum stehen lässt.* Dann werde ich mal besser Davis und Colonel De la Vega über meinen Wechsel informieren.
Im Gegensatz zu früher, als man Lidija noch jede Gefühlsregung im wahrsten Sinne des Wortes ansah, verriet ihr Gesicht kaum noch, was hinter ihrer Stirn vorging. Und auch sonst hatte sich Lidija verändert, seit Commodore Asha die Olympic verlassen hatte. Sie war zwar immer noch erschreckend mager, sahaber nicht mehr ganz so dürr aus. Am auffälligsten war jedoch, dass die früher so stille und zurückhaltende junge Frau offenbar bereit war, auf Konfrontationskurs zu allem und jedem zu gehen.