Re: Nach der Mission in Lilys Büro (13.8)
von Orchid » 14. August 2019 23:27
Zurück im Quartier und nach einem stillen Gebet für die kürzlich verstorbenen Seelen der Besatzung der Schirinowski, zog sich Mei eine neue Uniform an. Sie fühlte immer noch den Schock der Ereignisse und ihrer Fehlentscheidung oder eher ihrer Unaufmerksamkeit. Hatte sie versagt und damit den Tod von mindestens ein halbes Dutzend Menschen zu verantworten? Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung, war An-Mei keine ehrgeizzerfressene Pilotin welche nur auf den nächsten Abschuss schielte. Töten gehörte zum Job eine Jägerpilotin, wenn es die Umstände verlangten. Das war eine Tatsache, die man nicht abstreiten konnte. Nie hatte sie Reue für den Abschuss eines Katzen- oder Mantujägers verspürt. Diese Spezies waren Feinde, die sich von den Menschen unterschieden wie Tag und Nacht. Doch Menschen standen auf einem ganz anderen Blatt. Ob es nun GWUler, Confees oder sonst eine Fraktion war. Lt. Col. An-Mei Cross-Katai hatte als Geschwaderführerin in diesem Moment versagt, die Schirinowski und deren Besatzung zu schützen. Und sie würde die Konsequenzen ihres Versagens tragen. Tragen müssen. Und dazu gehörte nicht, sich in Selbstmitleid zu suhlen.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, ging Orchid auf die Suche nach ihrem Erbstück, dem Dolch, mit dem sie schon fast ihre Karriere und ihr und Jacks Leben zerstört hätte. Entschlossen drehte sie ihre lange Haare zu einem Zopf und schnitt oder eher säbelte diesen kurzerhand auf Schulterhöhe ab. Ihre Schuld wurde deswegen freilich nicht geringer, aber mit den Haaren fühlte sie zumindest symbolisch eine Last von ihren Schulter fallen.
Nach einem letzten Blick in den Spiegel, verließ Mei ihr Quartier und stand dann auch vor Lillys, die wartende Cobra mit einem kurzen Nicken grüßend.
Nun Misery loves company, wobei die Chinesin nun in einer viel ungünstigeren Lage steckte, als ihre Kameradin...