'Na holla der legt ja gleich richtig los. Entweder gehts hier gleich mächtig rund und wir kriegen dick was aufs Maul, oder wir haben Glück und sie wollen lieber einen saufen.'
Die Blonde legte den Kopf schräg und musterte die Schwarzhaarige, die jetzt zu Loanstar trat, eingehend. Offenbar ein höheres Tier bei den Aposteln. Von denen sie nach wie vor noch nichts gehört hatte, aber das musste ja nun wirklich nichts heissen. Sie würde Loanstar machen lassen. Er schien zu wissen was er tat - oder doch nicht? Nun, es war gleich. Sollten die anderen Soldaten frech werden, würde sie zumindest noch einigen eine aufs Maul verpassen, ehe man sie überwältigen würde. Denn sie waren eindeutig in mehrfacher Unterzahl.
So stellte sie sich neben Loanstar an den Thresen und verfolgte den Wortwechsel weitestgehend schweigend, bis auf ein Nicken gen der Schwarzhaarigen, als Loanstar sie kurz vorstellte. "Erfreut." Ihr Name an sich mochte vielleicht mittlerweile nicht mehr so populär sein - vor allem nicht mit dem zweiten Nachnamen ihres Vaters hinten dran. Aber Namen allein bedeuteten eh nichts. Es waren die Taten, die zählten. Und sie hatte noch einen weiten Weg vor sich, falls sie überhaupt jemals den Ruhm ihres Großvaters erreichen würde. Anders als ihre Mutter. Die hatte sich ihren Namen gemacht - wenn auch auf anderem Sektor. Dort wiederum war der Name Huber-Barton dann auch schon wieder bekannter, als der Name Huber allein.
Sie nahm ihr Glas zur Hand und kippte den Inhalt herunter. Nichts, was sie so leicht umhauen würde, denn da hatte sie schon weitaus Schlimmeres Gesöff zu sich genommen. So wartete sie ab und beobachtete die Situation, während ihre Augen durch den Raum huschten, um ungefähr abzuschätzen, wie viele Apostel sich hier befanden. Man wollte ja vorbereitet sein.
Bree betrachtet ihn einen Augenblick mit wachsendem Interesse, dann greift sie an ihren Gürtel und zieht einen schwarzen Handschuh heraus, der auf der Oberseite mit schimmernden Kettengliedern bedeckt ist, und legt ihn auf den Tisch.
"Mr. St. John, hätte ich Grund mit Ihnen Streit anzufangen, würde ich Ihnen den Handschuh ins Gesicht schlagen anstatt mit ihnen zu sprechen. Aber Sie kommen hier herein, bezahlen eine Runde und wissen mehr, als ein normaler Mensch wissen sollte. Also werde ich mich darauf einlassen und mir anhören, was Sie beide hierher geführt hat."
Ihr Blick geht zu Svea, als deren Name fällt, und sie beugt sich ein wenig vor, um an Loanstar vorbeizusehen.
"HUBER-Barton ? Eine Tochter des Alten Wolfs ?" fragt sie ruhig, aber etwas in ihrer Miene scheint zu gefrieren. Schwer zu sagen, was der Grund dafür ist.
Für einen Moment schien es, als habe die Situation sich beruhigt. Die Reaktion der Schwarzhaarigen auf ihren Namen allerdings ließ alle Alarmglocken in Svea schrillen. Unwillkürlich spannte sich der trainierte Körper an, als sie den Blick der Frau auffing, die sich vorgebeugt hatte, um an Loanstar Vorbei zu sehen. Was der Grund für ihre Nachfrage war, war schwer bis gar nicht zu erraten. Aber offenbar schien der Frau etwas unangenehm zu sein.
"Enkeltochter." meinte sie daraufhin nur kurz. Der Blick war einem lauernden Wolf gleich auf die Schwarzhaarige gerichtet, bereit, sich zu verteidigen, komme was da wolle.
"Gut zu wissen, dass seine Nachkommen noch da sind. Ich hoffe, sie haben zumindest ein wenig seiner Fähigkeiten geerbt, aber das werden wir bei unserer nächsten Begegnung herausfinden." quittiert sie kühl die knappe Antwort von Silverhawk, ehe sie sich wieder gänzlich auf ihren Sitz gleiten lässt und ihre Aufmerksamkeit wieder auf Loanstar richtet.
"Was meinen Ingenieur angeht, kann ich Ihnen nicht weiterhelfen, Mr. St. John... er ist Mitglied der Forschung&Entwicklung, dort kann man nicht mal eben reinspazieren, nur weil man Credits besitzt, dafür würden Sie schon gewichtigere Argumente benötigen. Eine höhere Sicherheitsstufe und eine Genehmigung höherer Ebene, schätze ich. Sie könnten später mal Geschwaderführer Seekan fragen, er weiss es mit Sicherheit." Sie zuckt mit den Schultern. "Über die Firebirds kann ich Ihnen auch nicht viel erzählen, ausser dem was sie wohl schon wissen. Ich bin Ihnen heute zum ersten Mal persönlich begegnet, alles weitere ist Bücherwissen. Meinen Befehlen zufolge haben sie ihre neue Kommandantin zum HQ eskortiert, auf Plattform 3 dürfte das Shuttle auch noch stehen."
Inzwischen haben mehrere Apostel sich aufgemacht und Loanstar dankend auf die Schulter geklopft für die Drinks, Dankbarkeit scheint unter diesen Piloten großgeschrieben zu werden.
"Meine Vampire können Sie sich gerne ansehen, sie steht rein zufällig auf derselben Plattform. Was die Gegenleistung angeht..." Sie lehnt sich ein wenig zurück und betrachtet ihn abschätzend. "Kommt es drauf an, ob Ihre Freundin uns begleitet." meint sie mit einem zweideutigen Grinsen.
Als Bree die Sprache auf Hubers Nachkommenschaft brachte, fur Ian ein kleiner Stich durch die Brust. Es erinnerte ihn schmerzhaft daran, dass der alte Toaster ihn in dieser Hinsicht um ein Haar geschlagen haben mochte. Ian hatte es in vier Ehen auf einen einzigen Sohn und eine Schwiegertochter gebracht, die beide jung im Dienst für die Konföderation gefallen waren. Vielleicht war das schlimmste daran, dass sie ihre letzten Worte im Zorn gewechselt hatten. Er konnte nur hoffen, dass er dieses mal mehr Glück hatte.
Dann kam sie auf den Teil zu sprechen, dessentwegen er überhaupt hergekommen war. Arianhrod war also direkt ins Hauptquartier gebracht worden. Das war nicht gerade fernliegend, wenn er auch die Hoffnung gehabt hatte, dass es vielleicht noch ein anderes weniger offizielles Ziel gab. Das bedeutete vermutlich, dass seine Freunde im Senat gescheitert waren. Ian ließ sich seine Beunruhigung nicht anmerken, nickte dankbar und trank das zweite Glas, diesmal ein wenig langsamer.
Das machte sein Anliegen, zurück auf die Firewall zu gelangen, um so dringender. Aber es bedeutete auch, dass er nicht mit Svea und Arianhrod zusammen das Shuttle nehmen konnte. Er würde zunächst nach Amsterdam fliegen müssen. Kein Plan überlebt den ersten Feindkontakt, war eine Binsenweisheit. Stimmte nur leider auch meistens. Als Bree Jagdea auf ihren Wunsch nach einer Gegenleistung zu sprechen kam, hob Loan unwillkürlich eine Augenbraue. Er hatte sich darauf eingestellt, das Rückspiel Apostel vs Firebirds zugunsten der ersten beeinflussen zu müssen, aber offenbar gab es für die Schwarzhaarige wichtigeres als über Seldom zu triumphieren. Selbst, wenn er Arianhrod nicht mehr hier treffen musste, war da noch immer der lockende Blick auf Brees Vampire. Dem Bericht zufolge gab es eine experimentelle Modifikation. Es würde ihm schon genügen, aus der Nähe die äußerlichen Anpassungen in Augenschein zu nehmen. Die Pläne wären ohnehin außerhalb seiner Reichweite. Und dann war da natürlich noch Svea-Katlin, die er gern bei Arianhrod abgeliefert hätte. Immerhin hatte sie ihn nur deshalb begleitet.
"Wenn wir das Shuttle von Stinger dort vorfinden können, dann bin ich sicher, dass Miss Huber-Barton uns begleiten wird. Aber sie ist ihre eigene Herrin und trifft ihre eigenen Entscheidungen, daher liegt es nicht in meiner Hand, hier irgendwelche Versprechungen zu machen. Vielleicht sollten wir uns auf den Weg machen und dabei weiter reden. Mein Gefühl sagt mir, dass die Zeit uns zwischen den Fingern zerrint wie Geld in den Händen eines jungrfräulichen Spielkasinobesuchers." Die Dankesbekundungen nahm Ian anerkennend zur Kenntnis. Offenbar hatten die Aposteln gute Manieren.
"Nun, da dort dieses Shuttle liegt, werde ich sie zumindest bis zur Plattform begleiten, da mich mein Weg zur Firewall führen wird."
Was genau sie von den Worten Jagdeas halten sollte, wusste sie noch nicht. Ob diese positiv gemeint waren oder negativ, auch das würde sie wohl herausfinden, wenn es eine nächste Begegnung gab. Auch wenn sie nicht genau wusste, wie das aussehen sollte. Vermutlich ein "freundschaftliches" Turnier unter Geschwadern oder derlei. Übungen, wie auch immer.
Da sie ihren Drink leer hatte und keinen weiteren wollte, hob sie leicht abwehrend die Hand, als ihr jemand noch einen vorsetzen wollte. "Ich habe genug, danke."
Sie hatte nichts gegen Alkohol. Mal ein Gläschen wenn man frei hatte. Aber übertreiben musste man nicht und in ihrem Fall hiess es: Es kann jederzeit ein Einsatz kommen und da muss man sich bereit halten - Kopf und Geist klar halten. Ein betrunkener Pilot lebte meist nicht lange - ausser er war Alkoholiker und die Trinkerei auf Dauer gewohnt. Und selbst die traten irgendwann früher oder später ihre letzte Reise an - auf die ein oder andere Art und Weise.
Sie blickte zwischen ihren beiden Gesprächspartnern hin und her. Abwartend, wie es nun weiter gehen würde.
Bree Jagdea erhebt sich vom Hocker und murmelt ein paar Worte zu einem der Apostel. Dieser quittiert es mit einem Nicken, dann wendet sie sich Silverhawk und Loanstar zu.
"Dann lassen Sie uns gehen. Ich will kein Räuber Ihrer Zeit sein."
Sie deutet zur Tür. Loanstar hat in der Zwischenzeit auch seine Rechnung gestellt bekommen...etwas günstiger, als er erwartet hatte mit 98 Credits.
Loanstar zahlte mit einem Lächeln 100 Credits und schon konnten sie sich auf den Weg zu Plattform 3 machen.
Er hatte noch keine rechte Ahnung davon, was Jagdea eigentlich von Svea wollte. Es sah nach irgendwas körperlichem aus. Andererseits hatte er auch nicht den Eindruck, dass sie versuchen würde, Svea im Eiltempo zu verführen und irgendwo zwischen geparkten Shuttles und bewaffneten Wachen zu vernaschen. Vielleicht gerade genug Andeutung von Zärtlichkeit, um ein Verlangen zu wecken, das irgendwann später auflodern mochte, wenn die Gelegenheit günstiger war. Gleichviel.
Blieb jetzt nur noch das Hindernis, an den Wachen des Hauptquartiers vorbei zu kommen. Ian hatte das Gefühl, dass es das beste war, Jagdea hier handeln zu lassen. Als einheimische Superpilotin hatte sie mutmaßlich das nötige Format, um ihn und Svea auf die Landeplattform zu bringen. Wenn nicht, konnte er immernoch versuchen, seinen Charme spielen zu lassen. Zuvor jedoch musste er noch Svea über die Änderung seiner Reisepläne informieren. Daher zog er sie unauffällig ein Stück näher zu sich und raunte: "Ich habe auf unserer gemeinsamen Reise die Erkenntnis gewonnen, dass ich noch einen Freund aufsuchen muss, um mich zu vergewissern, dass es ihm gut geht. Fliegen Sie mit Arianhrod, mit Stinger, zur Firewall. Ich werde mit einem spätere Flug nachkommen und wir sehen uns an Bord wieder. Nachdem ich mir Brees Vampire angesehen habe, werde ich unauffällig verschwinden..."
Sie wartete ab, bis Loanstar die Rechnung beglichen hatte. Unauffällig wanderte der Blick gelegentlich zu Jagdea. Deren Äußerung ihr immer noch in gewissem Maße Unbehagen verursachte. Sie konnte noch nicht sagen, wieso. Kurz sah sie den Apostel an, dem Jagdea etwas gesagt hatte, dann folgte sie auch schon der Frau mit Loanstar gemeinsam.
Als er sie an sich zog, musterte sie ihn kurz mit einem unergründlichen Blick, ehe sie zuhörte, was er zu sagen hatte. Seine Worte klangen unmissverständlich danach, das sich ihre Wege vorerst wieder trennen würden. Nun, es war natürlich nicht an ihr, zu entscheiden, was der Mann wann und wo und wie machte. Immerhin hatte sie ihn eigentlich erst vor einigen Stunden kennen gelernt und das noch unter höchst seltsamen Umständen. Trotzdem kam sie nicht umhin zu bemerken, das diese geheimnisvolle Art ihr irgendwie gefiel.
Kurz quittierte sie seine Worte mit einem Nicken, als Andeutung nur, das sie verstanden hatte. Dann konzentrierte sie sich wieder auf Jagdea, um dieser weiter zu folgen. Sie war gespannt, wie die andere Frau sie auf die Plattform bringen wollte oder ob sie Befugnisse hatte, von denen sie nichts wusste.
Der Weg zur Landeplattform gestaltet sich überraschend unproblematisch. Am Zugangsportal stehen zwei Wachen, die beim Anblick von Bree Jagdea augenblicklich Haltung annehmen und zackig salutieren. Silverhawk und Loanstar werden nicht weiter überprüft, offensichtlich genießt die stellvertretende Geschwaderführerin der Apostel enormes Ansehen. Bree selbst schenkt ihren Begleitern zunächst keine besondere Aufmerksamkeit mehr, bis sie in der Sicherheitszone der Landezone eingedrungen sind.
Als das Shuttle der Firewall samt dem auffälligen Wappen sichtbar wird, verlangsamt sie allmählich ihre Schritte. In einiger Entfernung stehen mehrere Jäger, in beiger Farbe mit dem Wappen der Konföderation auf den Flügeln, auf die sie dann zusteuert. Auf den ersten Blick ist bei der Annäherung zu erkennen, dass die Vampire an den Tragflächen zusätzliche Anbauten besitzt, die sich jedoch harmonisch in das technische Gesamtkonzept einzufügen scheinen.
Erst als sie die Schiffe erreicht haben, ist zusätzlich zu sehen, dass unter den Cockpits die Namen der jeweiligen Piloten aufgemalt sind - mit Rang, aber ohne Callsigns.
