Re: Prozess Phoenix
von Phoenix » 9. März 2017 12:20
Pags wirkte abwesend. Nicht direkt abgelenkt aber außerordentlich unschlüssig was er tun sollte. Egal was er sagen würde, es konnte und würde gegen ihn verwandt werden, vom einen oder dem andern Richter. "Snap out of it" sagte etwas in seinem Hinterkopf, er hob ruckartig den Kopf und sah Heartless an.
"Ja, Euer Ehren"
Lange musterte er Sarah. Warum war sie so unendlich wütend auf ihn. Seit der Mission hatte sie kaum das Nötigste mit ihm geredet. Sie war kühl und abweisend und wenn sie nicht gerade zusammen mit dem Kind spielten, hatte er sie nicht mehr lächelnd gesehen.
Jetzt saß sie vor ihm, bereit auszusagen, wie sie es wünschte. Ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob er sich dabei eher gut oder schlecht verkaufen würde. Sie schien der Meinung, daß er alles verdient hatte, was er bekommen würde. So zumindest kam es dem LC vor. Zögerlich zunächst, dann mit fester werdender Stimme stellte er seine erste, halbherzige Frage.
"Major, sie erwähnten vorhin die TCS Asgard. Wie würden Sie dieses Schiff einstufen, in seiner Bedeutung für die Flotte und dem Niveau seines Personals, und warum war es ihnen wichtig dies ihrer Aussage voran zu stellen."
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Sarah musterte ihn, er zeigte Schwäche. Das war nicht gut. Dies war seine Stunde um zu zeigen, daß er mehr war; Mehr als nur ein Natürlichgeborener ohne Disziplin und Fähigkeiten. Seit sie sich ihrer vollständigen Herkunft bewußt war, Aneskas Rolle darin und ihrer genetischen Veranlagung, hatte sie Einiges klarer gesehen. Nun da Pags mit seiner Arroganz all dies zu bedrohen schien, musste sie ihn einbremsen. Oder einbremsen lassen, je nachdem, wie man es sehen wollte.
Seine Frage war plumb, vorhersehbar, selbst für den Richter, der offenbar seine Position für sehr wichtig nahm. Welchen Hintergrund hatte der Mann? War er selbst Offizier gewesen oder einer dieser bücherwälzenden Speichellecker, die sich im Rahmen der inneren Sicherheit ständig und nachhaltig in die Angelegenheiten der aktiven Marine einmischten? Sie konnte es nicht einschätzen. Vielleicht sollte sie jetzt auch antworten, damit man ihr selbst nicht den Vorwurf der Unaufmerksamkeit machte.
"Die TCS Asgard war ein autonomes Kampfsystem der TCN-Exilanten, nach meinem Stand die modernste Plattform der Marine, mit einer schiffsübergreifenden KI. Man könnte sagen, ein Eliteschiff mit Elitepersonal."
erklärte sie knapp
"Die Verfahren, Prozedere, Protokolle und Hierarchien an Bord gehörten zu den optimiertesten, unter denen ich dienen konnte. Ein durch und durch organisiertes Schiff. AUch wenn es Schwächen gab."
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Pags hakte an der Stelle ein: "Von welcher Art Schwächen sprechen Sie?"
Er hatte einen Punkt gefunden, der vielleicht von Belang sein konnte.
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"Die Asgard hatte ein Führungsproblem. Sie verbrauchte Kommandanten."
gab Sarah wahrheitsgemäß zurück.
"Dadurch waren die Geschwader sehr auf sich gestellt, was eine klare Kommunikation wichtig machte. Dies hielt ich für relevant für unseren Fall. Der hohe Grad an Selbstständigkeit und Verantwortung ist wider erwarten nicht vergleichbar mit der aktuellen Stationierung."
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"Inwiefern?" gab Pags zurück.
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"Die Piloten verhalten sich nicht ihrem Dienstgrad gemäß." erklärte sie knapp, nur um hinzuzufügen, "Erfahrene Piloten ignorieren oder mißachten Befehle, interpretieren diese nach eigenem Ermessen oder geben nicht ausreichend Informationen für qualifizierte Entscheidungen."
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"Piloten wie?" forderte er heraus
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"Wie Sie, Sir!" schlug es ihm ins Gesicht, "Auch wenn es im Geschwader eine eklantante Führungsschwäche gibt, heißt das nicht, daß Sie selbstständig entscheiden können. Im vorliegenden Fall war dies vielleicht noch vertretbar, da es einens tehenden Befehl gab. Aber im Allgemeinen zeigen Sie sich als uneinsichtig und Arrogant ihren direkten Vorgesetzten gegenüber."
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Das war nicht war Pags hören wollte. Zwar hatte sie die Führungsschwäche erwähnt aber ihn dabei massiv belastet.
Er musste etwas tun.
"Wenn dieses Geschwader auf der TCS Asgard gedient hätte, wie hätte ihre Lösung ausgesehen?"
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"Die Crew wäre von der Evaluation Entity auf ihren Geisteszustand untersucht und eingestuft worden, der Kommandierende Offizier hätte eine Entscheidung getroffen und notwendige Disziplinarische Maßnahmen ergriffen. Ungeachtet der Position und Wichtigkeit des betroffenen Soldaten."
fasste sie zusammen.
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"Und in Ermangelung einer EvE hätten Sie ein psychologisches Gutachten des Schiffscounselors durchführen lassen?"
hakte Pags nach.
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"Sir, dies steht mir nicht zu zu entscheiden." sie sah ihn direkt an, "Hätten sie so eine Nummer allerdings in meinem Geschwader abgezogen, hätten Sie sich entweder eine Kugel gefangen oder ich hätte Sie windelweich geprügelt!"
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Pags nickte: "Stimmt es, daß sie mit dem Angeklagten ein gemeinsames Kind haben?"
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Sarah´s Augen funkelten: "Ich wüsste nicht, was das zur Sache tut, Sir!"
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Pags ließ nicht locker: "Beantworten Sie die Frage."
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Sarah´s Blick hatte eine Klare Aussage: "Ja, Sir, wir haben ein gemeinsames Kind!"
Das -wir- war seltsam betont.
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Pags hatte sie: "Halten Sie es für möglich, daß ihre emotionale Bindung an dieses Kind ihre Reaktion an Bord des Bombers hat unverhältnismäßig heftig ausfallen lassen?"
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Sarah´s Blick wurde eisig: "Nein, Sir, aber sie können sich sicher sein, daß meine emotionale Bindung an den Angeklagten seine Rückkehr aus diesem Gerichtsaal nach Hause unverhältnismäßig heftig ausfallen lassen wird!"
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Pags ließ nicht locker: "Heißt daß, daß sie ebenso wie der Angeklagte zu Impulshandlungen neigen?"
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Jetzt hatte sie verstanden, worauf er hinaus wollte. Dieser Mistkerl: "Nein Sir, ich neige nicht zu Impulshandlungen, und der Streit im Cockpit rührte einzig und allein von dem dienstlichen Konflikt von explizitem Befehl und implizitem Befehl, den Sie zu ihrem eigenen Wunsch auslegen wollten!" ihre Stimme war gefasst, aber sie bebte unterschwellig, gleich würde er sich ein Fratzengewitter fangen, daß er nicht vergessen würde.
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Pags beließ es dabei: "Danke, Mam, ich habe keine weiteren Fragen!"
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Sarah glühte weiß, ncoh ein Wort von diesem lausigen Bastard, und sie würde nicht mehr an sich halten können. Die Wut stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie Heartless ansah. Er hatte sie dran gehangen, um seine Haut zu retten. Dafür würde er bezahlen. Mit Heller und Pfennig.
-Komm Du mir nach Hause- ging es ihr durch den Kopf. Es würde laut werden, sehr laut, und das Kind würde am anderen Ende des Schiffes in treusorgenden Händen sein.
Sarah brachte ihren Atem unter Kontrolle, dann ihren Blick und sah Judge Heartless an.