Melissa stoppte ihre Bewegungen, drehte sich wieder auf den Rücken und seufzte kurz während ihr Blick zur Decke ging. Es dauerte einen Moment ehe sie anfing zu sprechen. Es fiel ihr immer noch schwer, auch wenn sie und ihre Mutter sich zumindest schonmal ein wenig ausgesprochen hatten.
Es......es ist kompliziert. Mein Dad......ist eigentlich nicht mein Dad.....leider hat meine Mom es versäumt mir das zu sagen.....
Daraufhin schwieg sie und ließ sich weiterhin treiben. In ihr kamen die Bilder wieder hoch....vom Streit mit ihrer Mom, dem Abkapseln, der eigenen Suche. Aber langsam schien Melissa etwas mehr Vertrauen gefasst zu haben, oder aber es war einfach nur ihre jugendlichr Naivität.
"Ich denke wenn der Mann der Sie groß gezogen 'at einen guten Job dabei gemacht 'at, dann 'aben Sie ihn ihm mehr "Dad" als mancher biologischer Erzeuger es ist... Es tut mir leid, dass Ihre Mutter den Zeitpunkt verpasst 'at, es Ihnen zu sagen. Vermutlich 'at sie auf einen perfekten Moment gewartet, der so nie kam."
Adhara hielt am Beckenrand an und strich sich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Je älter wir werden umso mehr fallen uns die Fehler unserer Eltern auf. Ich gelange langsam an einen Punkt wo ich versuche, den Trotz ihnen gegenüber abzulegen und sie so zu nehmen wie sie sind....die Denkweisen 'inter ihren Entscheidungen vielleicht un petit peu verstehen zu können...und zu verzeihen."
Sie überlegte einen Moment und schmunzelte dann.
"Sind Sie deshalb zur Navy gegangen? Um erst einmal das 'albe Universum Abstand zu bekommen?"
Melissa seufzte erneut und gesellte sich zu Adhara an den Beckenrand.
Ihm mache ich auch keine Vorwürfe. Er stand halt einfach zwischen den Stühlen. Er hat sich Mühe gegeben.....aber als ich Mom darauf angesprochen habe was es denn mit diesen Dokumenten auf sich hatte, hat sie beschwichtigt und ist überhaupt nicht drauf eingegangen.....
Man merkte in Melissas Stimme eine gewisse Form der Enttäuschung.
....sie hätte es mir wohl nie gesagt, wenn ich nicht durch Zufall diese Dokumente gefunden hätte....so wie sie sich dann verhalten hat...
Bei Adharas letzter Frage legt Melissa den Kopf auf ihre Arme mit denen sie sich am Beckenrand abstützte. Sie zögerte einen Moment ehe sie eine Antwort gab
In Gedanken versuchte Adhara Gründe und Rechtfertigungen zu finden, warum man als Mutter der Tochter die Identität des Erzeugers verschwieg. Da sie wusste wer der leibliche Vater war, konnte es kein komplett unbekannter One Night Stand gewesen sein. Kontakt schien nicht zu bestehen und schien auch von Seiten des Vaters nicht gewünscht zu sein, sofern er wusste, dass er eine Kind hatte....
"Un moment s'il vous plait....."
Adhara versuchte, Melissas letzten Satz zu deuten.
Ja, das auch....
"Sie suchen ihn....?"
Möglicherweise war das wieder einmal eine für Adhara typische Grenzüberschreitung im Namen des helfen und ergründen Wollens.
Erneut stieg in ihr das Gefühl hoch ertappt worden zu sein. War sie wirklich so leicht zu durchschauen. Im ersten Moment dachte sie daran beschwichtigend zu reagieren, doch das würde wohl sehr wahrscheinlich nicht funktionieren. Melissa überlegte eine Weile ehe sie Adhara eine Antwort gab.
...was bleibt mir denn anderes übrig? Jeder will doch irgendwann irgendwie wissen wo man herkommt. Die Ungewissheit fühlt sich für mich schlimmer an....
Ihr Blick ging an Adhara vorbei, zur Wand, in die Ferne. Die Gedanken schweifend.
Ja, es war absolut nachvollziehbar wissen zu wollen wessen Gene man teilte- auch wenn es ein völlig Unbekannter war.
Die Unterhaltung hatte eine spannende Wendung genommen und Adharas Drang, Dingen auf den Grund gehen zu wollen wuchs weiter....
"Was wissen Sie über ihn? Ich meine.... dient er an Bord? In der Battlegroup? ?"
Oder wusste sie nur, dass er in der TCN ist und wurden zufällig 'zur Sewastopol versetzt. Wenn jemand ihr helfen konnte, dann wohl Marshall West. Oder Tom mit seine Intel Insiderinformationen....
Für einen kurzen Moment musste sie schmunzeln. Gab es an Bord vor ein paar Jahren nicht einen sehr zeugungsfreudigen Colonel? Er war Jahre bevor sie an Bord kam gefallen, doch der Tratsch blieb. Huber...wenn sie sich recht erinnerte, dem man - vermutlich übelst übertrieben- nachsagte über hundert uneheliche Kinder in sämtlichen Galaxien herumlaufen zu haben....
Und da war es passiert. Melissa hatte sich einen Grundsatz gelegt nicht, oder besser gesagt noch nicht sofort über ihre Absichten zu sprechen. Nicht innerhalb der kurzen Zeit die sie an Bord war. Auf der anderen Seite gab es ihr in gewisser weise ein positives Gefühl darüber zu sprechen. Aber was sollte sie jetzt machen? Das ganze Thema beenden....oder die gewisse Hilfe, die Adhara, ob bewusst oder unbewusst, ihr anbot? Ihre Gedanken kreisten.
Keine Ahnung ob er hier ist....oder woanders.....ich kenne seinen Namen nicht....jedenfalls nicht komplett.......aber ist jetzt auch egal....
Melissa wirkte wieder verunsichert. Sie stieß sich vom Beckenrand ab und begann wieder mit ein paar leichten Schwimmbewegungen.
ich bin hier her gekommen um raus zu kommen von zuhause.....der ganzen Situation. Vielleicht treff ich ihn, vielleicht auch nicht. Zumindest ist diese Organisation der so ziemlich größte Arbeitgeber
Sie fing an sich wieder ein wenig abzuschotten. Der ursprüngliche Konflikt und ihre Absichten, die sie dahin brachten wo sie jetzt war, nagten wohl mehr an ihr als sie es sich vielleicht eingestehen wollte.
Adhara merkte, dass sie mit ihrer Neugier gerade vor eine Mauer aus Selbstschutz rannte und es besser war, nicht näher nachzubohren. Diese junge Frau...eigentlich noch ein halbes Kind... hatte vor Kurzem erfahren, dass der Mann der sie groß gezogen hatte nicht ihr leiblicher Vater war. Mit so einer Info ging jeder anders um. Sicher war da auch ein großes Stück vor der Realität im Spiel: Was wenn er nicht so war wie sie es sich erhoffte? Ein Arsch war? Da ließ einem die Ungewissheit zumindest noch etwas Raum für Träume....
"Es ist nur ein Angebot: Sollten Sie Genaueres wissen wollen... rein zufällig 'abe ich so meine Connections zu den Mann mit den meisten Informationen an Bord" grinste sie verschwörerisch.
Mehr als eine Hand zu reichen konnte sie nicht tun. Der Rest lag bei Melissa.
Zumindest hatte Melissa im Laufe des Gesprächs einen Bamen erfahren. Damit hatte sie die Möglichkeit auf eigene Faust etwas heraus zu finden. Bestimmt gab es irgendwo noch frei zugängliche Daten, vielleicht sogar ein Foto. Das könnte sie dann mit dem, was sie hatte vergleichen. In ihrem Kopf reifte Schritt für Schritt ein Fahrplan.
ja...danke...
Der Satz klang schon fast beiläufig, so sehr war Melissa in sich selbst vertieft. Nur eine handvoll Schwimmzüge brauchte es und sie war wieder am Rand um das Becken zu verlassen.
Ich muss dann mal los......vielleicht sieht man sich ja noch
Die Verabschiedubg wirkte noch etwas distanziert, aber immerhin freundlich. Auch wenn ihre Gedanken im Moment gerade ganz woanders waren.
