Auf den Gängen kamen ihnen bereits ein paar Marines entgegen.
"Wie es aussieht, ist die angeforderte Verstärkung eingetroffen. Dann sollte die Evakuierung ja bereits in vollem Gang sein."
Adhara reichte es mit diesem "Sonntagsausflug". Manchmal war es nicht schön zu tun, was getan werden musste. Und irgendwie war sie selten so froh gewesen, das sonst meist eher grummelige Gesicht von Lt Raynor zu sehen. Sie nickte ihm freundlich zu und trat dann zu ihm und Devir.
"Corporal Sterling 'at die 'albfertige Bombe für nähere Untersuchungen sichergestellt. Wie weit sind Sie mit der Evakuierung? Brauchen Sie noch 'ilfe bei irgendetwas?"
Mit fast schon komplett unterkühlter Ruhe, sah er zu Adhara als sie kam.
Ein überraschend freundliches Lächeln entgegnete ihr. Ob es für sie verstörend oder eher beängstigend wirkte war ihm gerade völlig egal. Er hatte gerade immer noch das kampfhoch. Was er eigentlich niemals wieder wollte.
Zur Abwechslung konnte er sogar mal lächeln. Das war tatsächlich so selten, dass es fast etwas Befremdliches hatte, doch Adhara war gerade irgendwie zu sehr in ihrer eigenen Welt als sich daran zu stören oder darüber zu freuen.
Insgeheim hoffte sie fast darauf, dass ihr Devir noch irgendeine Aufgabe zuteilte, einfach damit sie nicht darüber nachdenken musste, dass sie gerade mindestens zwei Menschen erschossen und einen mit ihrem Messer schwer verletzt hatte. Nein, eine andere Möglichkeit hatte es nicht gegeben. Diese Typen konnten nur 'ganz oder gar nicht' .... Eine friedliche Lösung sie wie auf Gilmore wäre nicht möglich gewesen.
Seit ihrer Versetzung auf die Sewastopol hatten ihre bisherigen Außeneinsätze daraus bestanden, Leben zu retten. Auf der Blue hatte sie auf der Krankenstation mitgeholfen. Als sie den Marshall einsammelten, waren dort keine Feinde mehr gewesen. Auf Gilmore waren ihre Aufgaben sowohl medizinischer als auch dipolomatischer Natur gewesen. Sie hatte bei eventuellen Plünderungen deeskalierten können, so dass es zumindest bei ihr zu keinerlei Kampfhandlungen gekommen war....
Aktuell fühlte sie sich ähnlich wie auf dem Schießstand, als sie das Scharfschützengewehr ausprobiert hatte und selbst erschreckt darüber gewesen war, wie gut sie getroffen hatte. Bloß war das hier nicht der Schießstand sondern Realität. Auf der einen Seite mochte es ja ein beruhigendes Gefühl sein, sich in jeder Situation auf seine Schießkünste verlassen zu können. Doch auf der anderen Seite war da ein Gewissen. Und "Killer Queen des Tages" zu sein waren nicht unbedingt schmeichelhafte Attribute für eine angehende Ärztin, die eigentlich doch Leben retten sollte....
Stimmte Rumble ihr zu. Er kramte etwas in seiner Tasche, dabei fiel der "Reiszahn" zu Boden. Er hatte ihn noch nicht zurück an seinen Platz am Stiefel gesteckt.
Rumble schaute dem Messer nach als er dann wieder zu Adhara schaute. Seine Hand glitt aus der Tasche ihr entgegen.
"Kaugummi? Mir hilft das immer. Übrigens war im ersten Shuttle ein Typ mit Messer im Körper. Sa recht stabil aus, aber ich denke der könnte Hilfe gebrauchen. "
Die linke Hand blieb weiter ihr entgegen gestreckt als er sich bückte und mit der rechten das Messer vom Boden auf zu heben.
Früher hätte Prowdy sicher seine gute Freundin Mary Jane ausgepackt und Williamson damit zur Weißglut gebracht doch die Zeiten waren vorbei und Adhara hatte sich fest vorgenommen, jetzt nicht mehr in alte Muster zu verfallen und damit den Admiral und Nakamura zu enttäuschen, die sich so für ihren Wechsel eingesetzt hatten.
"Ein Whiskey wären mir lieber ... aber warum nicht?!"
Beim Blick auf sein herunter gefallenes Messer fiel Rumble wohl auch der Verletzte ein.
"Oui, je sais. Ist mein Messer. 'atte ihn betäubt damit er nicht auf dumme Gedanken kommt, verbluten zu wollen. Wenigstens einer von denen sollte zumindest verhört werden. War wohl sein Glückstag...."
Adhara zwang sich zu einem kleinen Lächeln für die freundliche Geste und nahm das Kaugummi entgegen.
Er packte das Messer zurück in den Stiefel. Seine linke Hand wanderte wieder in die Tasche.
"Kann ich völlig nachvollziehen... Noch bin ich aber im Dienst. Daher hab ich mir die Dinger angewöhnt."
Dabei hob er die Jackentasche, mit seiner in dieser steckender Faust.
"Sie sind zwar hier die Medizinerin, aber was halten Sie davon sich mal ein paar Minuten hinzusetzen. Derzeit können wir eh nur zuschauen das alle auf die Sewa gebracht werden."
Adhara spielte kurz mit dem Gedanken, sich auf den Boden zu setzen, doch vermutlich würde sie das zu sehr herunter fahren. Solange sie noch etwas Restadrenalin verspürte, lehnte sie sich einfach gegen die Wand und packte ruhig und langsam das Kaugummi aus.
"Noch sind wir alle im Dienst. Wenn ich mich jetzt 'insetze, steh ich 'eute nicht mehr auf", schmunzelte sie.
"Und das wäre schlecht, denn ich freue mich wahnsinnig auf eine Dusche. Und den Whiskey."
Der minzige Geschmack des Kaugummis tat nach der Mischung aus Blut und altem Teppich richtig gut. Wann hatte sie überhaupt zuletzt etwas getrunken? Vorsichtig tastete sie nach ihrer Lippe, die beim Kauen etwas zwickte doch die Blutung hatte inzwischen gestoppt.
"Es waren auch ein paar Kranke und leichter Verletzte dabei. Und eine 'och schwangere Frau. Ingsgesamt ca fünfzehn Personen. Alles keine Notfälle aber die Krankenstation muss darauf vorbereitet werden."
James schaute zwischen Adhara und Captain Devir hin und her.
Ich denke die Kommunikation zur Lady steht. Also können wir durchfunken das als erstes die moderat verletzten und eine schwangere unterwegs sind.
Er schaute dann wieder nur zu Adhara.
Der mit ihrem Messer sollte seperiert werden. Aber auf der Sewa arbeiten Profis, das sollten sie wissen. Sie können nicht immer überall sein.
Ein knall, ein Schrei nichts wildes. Doch überraschend in diesem Augenblick. Zwei Personen rempelfen aneinander dabei kam es zu einem kurzen Aufschrei und es fielen Gegenstände die das Geräusch verursachten.
James griff blitzschnell zur Waffe. Eine Geschwindigkeit die Adhara einem Piloten nicht unbedingt zutraut. Doch James merkte schnell das es falscher alarm war und er etwas überreagierte.
Verdammt, sorry. Ich bin doch offener als gedacht.
Adhara verfolgte die Menschen, die nach und nach ins Shuttle stiegen einen Moment interessiert.
"Das ist manchmal das Problem, wenn man in mehreren Bereichen einsetzbar ist: Man möchte und sollte überall sein um seinen Aufgaben gerecht zu werden, Nur leider ist das nicht immer m.... -"
Einer der Flüchtlinge war auf dem Weg ins Shuttle gestolpert, in einen anderen getaumelt, der erschreckt seine Tasche mit den paar Habseligkeiten fallen ließ, was etwas geräuschvoll war. Und ein paar andere sichtlich nervöse Leute schrien erschreckt auf.
Ihre erster Impuls war gewesen, sich von der Wand abzudrücken und ihm beim Aufsammeln seiner Sachen helfen zu wollen. Doch Rumbles Ziehen der Waffe brachte ihm einen verwunderten Blick ein.
"Alles ok?", fragte sie mit leichter Besorgnis in der Stimme. "Sie wirken un peu nervös..."
