"Darum habe ich dir sein Gewehr gegeben... ich hatte das Gefühl, er hätte dich auch selbst als Nachfolgerin ausgewählt, um sie zu führen, wenn wir uns zusammen in Australien zur Ruhe gesetzt hätten... er hätte seine Bar eröffnet und ich hätte die Schafzucht übernommen..."
Einige Momente Stille folgen, die nur von den wenigen leisen Geräuschen im Shuttle durchdrungen wird.
"Jetzt fliege ich im Weltraum, wie ich es mir als kleiner Junge vorgestellt habe... ich frage mich, wie es am Ende aussehen wird. Du hast Marcus..."
Ein warmes Grinsen beginnt wieder auf sein Gesicht zurückzukehren.
"Schade, dass er nicht an deiner Stelle ist. Könnte ja ein Unfall passieren und ich müsste dich dann trösten..." Er öffnet wieder die Augen und beugt sich etwas vor, seine Hand ausstreckend um die ihre zu berühren.
"Das war nur ein Scherz. So etwas würde ich dir niemals antun. Ich schätze, eher würde mich eine Salve erwischen, weil ich versuchen würde, ihn gesund zu dir zurückzubringen. Ich werde wahrscheinlich nicht immer so viel Glück haben wie mit dem Torpedo."
"Ein paar Jahre nach Beginn meiner Laufbahn kam der Moment, als ich wusste, dass ich genug gesehen hatte. Seitdem habe ich sehr viel mehr gesehen, aber ich habe es ausgeblendet. Die Seele erträgt nur eine gewisse Menge."
Insgeheim war Adhara froh, dass Phonsy seine Augen geschlossen hielt, genau wie Lara. Richard war eingeschlafen - ungefähr genau so schnell wie Savage sonst... und Tom war noch in seinem Pilotensessel. So sah niemand die Tränen, die in ihren Augen glitzerten. Tränen für Larks, für Cassandra, für die gefallenen Leute von Lara, die sie alle nicht kannte... und Tränen für Matteo.
Sie blinzelte und nahm hastig einen großen Schluck aus ihrer Coladose.
"Ich 'offe, ich kann seinem Erbe gerecht werden. Und ebenso 'offe ich, dass ich es nicht allzu oft muss..."
Doch der scherzhafte Spruch mit dem Trösten ließ sie für einen Moment leicht stutzig werden. Wie hatte Tom es genannt?
Es geht nicht allein darum Adhara. Es geht darum, dass du in der kurzen Zeit in der du hier bist der Hälfe der Jungs den Kopf verdreht hast mit deinem Wesen und du checkst es nicht, dass du eine unglaubliche Wirkung auf die Männer hier hast.
Phonsy etwa auch? Sie war einfach komplett talentfrei darin, so etwas zu erkennen. Subtile Kommentare und Zeichen konnte sie nur schwer deuten und hielt es eher für Scherze, so wie sie anscheinend auch flirtete wenn sie dachte, harmlose Späße zu machen....
"Das wird wohl auch nicht passieren", schmunzelte sie.
"Marcus ist eher der Taktiker und Analytiker als ein Kämpfer. Lassen wir ihn besser auf der Brücke." Es war nicht, dass sie ihn sich nicht bei einem Außerneinsatz vorstellen konnte. Doch wusste sie ebenso gut, dass seine Kampferfahrung mit direktem Feindkontakt so gut wie nonexistent war. Da war es wohl besser, wenn jeder in dem Terrain blieb, wo er sich sicher bewegen konnte.
"Ja... le Torpedo... Jim 'ält uns beide glaub ich für ziemliche Freaks weil ich deine Reaktion bei ihm verteidigt 'abe. Ich 'ätte genauso gehandelt. Einfach aus Reflex."
"Ich bin Aussie, natürlich bin ich ein Freak." kommentiert er amüsiert. "Der Boss soll von mir denken was er möchte, ich werde trotzdem auf seinen Arsch aufpassen... so wie auf deinen, der noch etwas süßer ist." fügt er zwinkernd hinzu.
"Und wenn ich kein Auge auf dich haben kann, bin ich sicher, dass Larkin dich beschützen wird."
Er dreht den Kopf Richtung Cockpit.
"Wie lange dauert es noch, bis wir da sind ?"
"Ein paar Jahre nach Beginn meiner Laufbahn kam der Moment, als ich wusste, dass ich genug gesehen hatte. Seitdem habe ich sehr viel mehr gesehen, aber ich habe es ausgeblendet. Die Seele erträgt nur eine gewisse Menge."
Mit Komplimenten- oder so etwas in der Art- konnte sie noch nie wirklich umgehen, weshalb seine Worte über den 'süßeren' Hintern sie leicht erröten ließen. Für einen Moment schien sie den Sinn des Lebens in der Trinköffnung ihrer Coladose zu suchen. Lara war auch eine Frau. Vor ihr war es ihr irgendwie doppelt unangenehm, wenn Männer die Vorzüge ihrer Kehrseite lobten, auch wenn Phonsy das immer auf so eine augenzwinkernde putzige Art brachte..
"Es ist unser aller Job, aufeinander aufzupassen. Und wenn ein paar Schutzengel ihre 'ände über uns 'alten: umso besser."
Die Frage gen Mako ließ sie schmunzeln. Ja, das war Phonsy pur. Ihre Uhr hatte sie abgeben müssen, doch sie schätzte, dass sie noch keine Stunde unterwegs waren. Tom hatte was von vier Stunden erzählt...
Wie jede Nacht, nachdem Einsatz, war sie mit ihrem Trupp in jenem Haus und sicherte dies. Und wie damals schon bracht kurze Zeit darauf die Hölle los. Sie verschanzten sich so gut es ging, doch die Kugeln schienen von allen Seiten kommen. Davis und McCormick traf es zu erst. Sie waren auf der Stelle tot.
Die Glücklichen.
O'Connor und Marshall gingen an einer gegenüberliegenden Wände in Deckung. Ich selber lehnte an einer halb eingestürzten Mauer und versuchte die Lage einzuschätzen. Ich signalisiert Marshall den Hinterausgang zu checken. Er setzte sich in Bewegung und hechte den von Deckung zu Deckung bis er einen kurzen Blick auf den Hinterhof werfen konnte. Prompt wurde dieser Versuch mir einer Salve eines feindlichen MGs beantwortet.
Er blickte kopfschüttelnd zu mir. Fluchend blickte ich mich nach einem Ausweg um. Die Verstärkung würde noch brauchen und solange hielten sie ohnehin nicht durch. Marshall war eben im Begriff wieder seine vorherige Position einzunehmen, als 3 Granaten durchs Fenster geflogen kamen. Ich schrie "GRANATE" und hechte hinter die Mauer an der ich mich eben noch anlehnte. Noch während ich drüber segelte explodierten die scheiß Dinger. Von einem Moment zum Anderen verwandelte sich die Bruchbude in ein Haus das direkt aus der Hölle stammen konnte. Ich wälzte mich so gut es ging im Sand um die klebrige brennende Flüssigkeit zu löschen. Gelang mir eher schlecht als recht. O'Connor und Marshall hatten kein Glück. Die Granaten explodierten quasi direkt vor ihnen. Ihnen war kein schneller Tod vergönnt. Qualvoll brannte sich das Phosphor durch ihre Kleidung und letztlich durch ihr Fleisch.
Nach einer Weile blickte ich, halb tot wohlgemerkt, über den Rand der Mauer. Ein mehr als bizarres Bild zeichnete sich ab. Mein Team stand in mitten der Flammen und starrte mich an. Anklagend hoben sie ihre verbrannten Arme und zeigten mit ihren knochigen Fingern auf mich. Die Münder weit aufgerissen vor Schmerzen. Der Horror in ihrem Augen deutlich sichtbar.
Ich hörte ihre Stimmen in meinem Kopf. Sie schrien durcheinander. Aber der Kanon war eindeutig. Sie gaben mit die Schuld oder gab ich sie mir selber? Im nächsten Moment überwältigten sie mich. Ihre bizarren Gesichter mit den weit aufgerissen Mündern und den toten Augen brannten mir förmlich das Fleisch von den Knochen. Ich schrie auf und wehrte mich.
Lara riss die Augen erschrocken auf und versuchte sich der Griffe ihrer toten Kameraden zu erwehren, ehe sie begriff, dass sie im Shuttle saß. Schwer keuchend vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen. Sie traute sich gar nicht aufzusehen und in die irritierten Gesichter ihrer Kollegen zu blicken. Sie stand auf und ging ohne Umschweife und weitere Blicke in das Frachtmodul.
Ehe Phonsy Gelegenheit bekommt zu antworten, wird er durch die unerwartete und heftige Reaktion von Quick überrascht. Als sie wortlos verschwindet, erhebt er sich mit einem Blick zu Adhara und geht ihr nach ...
Im Frachtmodul bleibt er hinter Quick stehen und legt ihr eine Hand auf die Schulter... wenn sie reden wollte, wäre er da. Es ist nicht seine Art, sich aufzudrängen, aber er lässt niemanden im Stich.
Niemals.
"Ein paar Jahre nach Beginn meiner Laufbahn kam der Moment, als ich wusste, dass ich genug gesehen hatte. Seitdem habe ich sehr viel mehr gesehen, aber ich habe es ausgeblendet. Die Seele erträgt nur eine gewisse Menge."
Sie spürte die Hand auf ihrer Schulter und unterdrückte den antrainierten Reflex gewaltsam dagegen vorzugehen. Schon gut. War nur n Alptraum. Sie setzte sich auf eine der Kisten und seufzte. Seit dem Tag an dem mein Team starb, habe ich diesen Traum. Sie machte eine kurze Pause und atmete tief durch. Sie sagen es wäre meine Schuld. Sie sagen, ich hätte falsch entschieden. Sie sagenn... ich hätte es nicht verdient zu leben. Schulterzuckend blickte sie zu Phonsy. Vielleicht war es so. Vielleicht bin ich tatsächlich Schuld. Ich weis es nicht.
Etwas überrascht schaute Adhara zu Quick, die gerade verstört wirkte, als wäre sie aus einem Albtraum aufgewacht. Auch das kannte sie nur zu gut. Meist war es Ben gewesen, der sie dann festgehalten und ihr Ruhe gegeben hatte ohne irgendeine Gegenleistung dafür zu erwarten.....
Sie hatte den Impuls, aufzustehen und nach ihr zu sehen, doch Phonsy war schneller. Und sie mit zwei Mann zu belagern war unangebracht, so blieb sie erst einen Augenblick sitzen. Neben ihr schnarchte Richard leise vor sich hin...
Adhara trank ihre Cola leer, und entschied sich, nachdem sie die Dose weggeworfen hatte, Mako etwas Gesellschaft zu leisten. Sie setzte sich auf den anderen leeren Pilotensessel und schaute einen Moment hinaus in die Weiten des Alls. Das war also der Anblick, der ihm in einsamen Stunden Trost spendete... Wieder sagte sie nichts, saß einfach schweigend neben ihm, so wie die inzwischen unzähligen Male auf dem Panoramadeck.
"Ich habe nichts außer dem hier..." begann Tom nach einer Weile. "Natürlich gibt es angeblich 1000 Möglichkeiten sagt man immer aber nicht für mich. Meine Eltern haben ein sehr gutes Restaurant auf Venice. Kleiner, ordentlicher, Familienbetrieb wie es von meinen Vorfahren gedacht war. Nur ich wollte nicht in der Küche enden, zumindest nicht so schnell... erst wollte ich noch was erleben. Und es ist noch nicht vorbei... noch lange nicht. Vor allem ohne Cas ist es sowieso alles nicht mehr wichtig. Das hier und jetzt ist es... von Auftrag zu Auftrag."
Sein Blick war zu keinem Moment von den Sternen gewichen und seine Stimme verklang leise während das Shuttle sich Langston näherte.
"Oui, le Restaurant créole...Deine Eltern, die Französisch sprechen- wenn auch mit einem abenteuerlichen Accent.... "
Adhara zwinkerte und schenkte ihm ein herzliches offenes Lächeln. Sie war eine aufmerksame Zuhörerin und konnte sich erstaunlich viel merken. Sie hoffte, dass er daran merkte, dass er ihr wichtig war.
"Natürlich ist das unser Leben: von Auftrag zu Auftrag... Aber da ist noch so viel mehr. Ich vermisse un peu das Feuer, das ich 'atte, als ich zu den Marines gegangen bin. Ich kämpfe jetzt nicht mehr um meine eigene 'eimat sondern um die anderer Menschen. Aber wenn ich eine Verbindung zu ihnen spüre wie zum Beispiel auf Gilmore... dann ist es wieder da."
Wir haben es mit einem erfahrenen Gegner zu tun der etwas haben möchte was bereits jemand anderem gehört: eine Heimat
Das waren die Worte des Admirals gewesen. Und die hatten so eine Verbindung zu den Bewohnern von Langston geschaffen - obwohl sie nicht einmal wirklich wusste, wer dort lebte...
Sie musterte Tom, wie er den Blick nicht von den Sternen löste.
"Das All... es mag dir zuhören, keine Widerworte geben.... Aber es kann nicht deine 'and 'alten oder dich in den Arm nehmen. Es glitzert in seiner Unendlichkeit 'übsch daher... Aber genauer betrachtet.... ist es kalt und lässt dich nicht atmen. Ein trügerischer Freund...."
