Ashley wusste, dass es nicht immer nur schwarz und weiß gab. Schon alleine weil, beide Karrieremenschen waren, war es überraschend, dass es überhaupt funktioniert hatte, in der Zeit. Das beide Karrieremenschen waren, hörte man auch aus Adharas Aussage heraus. Adharas Erklärung machte Sinn, weswegen sie darüber nachdachte.
"Eine Frage. Habt ihr diese Möglichkeit, die jetzt aufgetaucht ist, mal wirklich besprochen? Nach deiner aktuellen Lage, würde ich sagen, nein. Denn seien wir mal ehrlich. Du förderst deine Karriere, er fördert seine. Je, nach Dienstplan seht ihr euch, weniger und du gehst sogar, noch raus, in den Einsatz. Eine Beziehung ist sogar unter Piloten schwierig, dass auf Dauer zu halten. Denn man lebt sich früher oder später auseinander. Vor allem, wenn der Partner im anderen Geschwader ist. Mal von den Karrieremöglichkeiten auf der Sewa bei dir, abgesehen, wird er als Kommandant, noch weniger Zeit haben. Von unterschiedlichen Dienstplänen, mal abgesehen." antwortete sie Adhara ehrlich. Ashley glaubte, beide liefen so auf einer rosaroten Wolke, dass sie gar nicht, darüber nachdachten, wie es bei erreichen einer dieser Ziele, in der Beziehung weitergehen würde. Zumindest würde das Adharas Frust erklären, den sie versuchte, etwas zu ertränken.
"Nicht wirklich..." , gab sie leicht zerknirscht zu.
"Ganz zu Beginn unserer Beziehung stand eine ähnliche Situation im Raum, als der Admiral nach seiner Zeit als Marshall zu seinem Kommando zurück gekehrt ist. Das 'atte Marcus sehr belastet...diese Ungewissheit. Er 'atte da einen Posten abgelehnt um an Bord der Sewatopol unter dem Admiral noch etwas lernen zu können."
Seufzend schaute sie kurz auf ihr Glas und überlegte, ob sie sich nicht doch noch ein fünftes bestellen sollte.
"Danach 'aben wir es perfektioniert, Gespräche über die Zukunft zu meiden: sei es eine mögliche Versetzung, wie wir uns längerfristig unsere gemeinsame Zukunft vorstellen, wie wir zum Thema Ehe oder Familienplanung stehen...."
Sie schaute Ashley direkt an.
"Vielleicht wussten wir insgeheim, dass das für uns nicht vorgesehen war... Aber was man nicht ausspricht lässt sich schön verdrängen. Und ich 'atte immer Angst, ihn mit meinem Wunsch, mehr zu planen...irgendwann vielleicht tatsächlich zu 'eiraten...in die Flucht zu treiben. Wir waren beide vorher keine Beziehungsmenschen..."
Okay, es war keine rosarote Brille, sondern einfach nur eine gewisse Art, des Totschweigens. Ashley hörte Adhara weiter zu. Dabei ging ihr auch, ihre Zeit mit Phelan durch den Kopf. Ihre Ehe ist auch so beschissen gescheitert, wie eine Ehe nur scheitern kann. Trotzdem, auch wenn Phelan darunter, wahrscheinlich mehr zu leiden hatte und Frust geschoben hatte, so war es für Beide das Beste gewesen. Wobei, die art und Weise, wie es passiert ist, sehr dämlich war.
"Das ist hart... Dann tut so ne Trennung, natürlich doppelt weh." antwortete sie. Wirklich, ausführlich antworten, konnte sie nicht. Solche Themen waren nicht, ihre Stärke. Ashley hatte immer angst, dabei ins Fettnäpfchen zu treten.
"Sag mal, hättest du Lust, wenn wir wieder auf der Sewastopol sind, etwas Dampf in der Sporthalle abzulassen?"
"Wir 'aben zu sehr für den Moment gelebt.... Kommunikation war definitiv nicht unsere Stärke- aber wenn wir zusammen waren waren wir immer glücklich... "
Sie merkte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete als ihr Unterbewusstsein ihr Szenen vorspielte, in denen sie wirklich glücklich gewesen war. Ihre Beziehung war immer sehr leidenschaftlich, sehr körperlich gewesen. Trotzdem hatten sie sich immer gegenseitig unterstützt wenn es um wichtige Entscheidungen ging oder einer von ihnen gerade an etwas zweifelte. Sie hatte ihm Ruhe gegeben, sein Leben etwas entschleunigt, dafür hatte er er in ihr den lange verlorenen Ehrgeiz wieder geweckt, so dass sie hin und wieder sogar die Befürchtung gehabt hatte, dass ich ihre Rollen vertauscht hatten....
Hauptsache du läufst nicht weg. Im Dreieck springen ist in Ordnung. Aber nicht weglaufen
Adhara war froh über den Themenwechsel, da sie sich gerade schwer tat, die Tränen weiter zurück zu halten.
"Sobald die Fäden gezogen sind und ich das Ok meiner Kollegen 'abe gerne."
Sie musterte Ashley einen Moment. Sie waren beide schmal und zierlich gebaut, doch Ashley war ein gutes Stück kleiner als Adhara...
"Du... bist dir sicher? Ich 'abe sonst ausschließlich mit Männern trainiert..."
Ashley wollte nicht weiter, auf dieses Thema eingehen, denn man sah Adhara an, dass sie damit zu kämpfen hatte. Daher lächelte sie nur und war, auch froh, dass Adhara, auf diesen Wechsel des Themas einging.
"Sorry, nochmal, dass ich ohne zu überlegen, gehandelt habe. Wollte dir nicht wehtun." entschuldigte sie sich nochmal. Das Ashley gemustert wurde, sah Ashley.
"Wenn du mit einem großen Bruder und einer 10 Minuten älteren Zwillingsschwester aufgewachsen bist, dann lernst du einiges auszuhalten. Beide waren nie zimperlich. Ich halt das schon aus. Blaue Flecken sollte, man beim Sport schon einkalkulieren." antwortete sie entspannt und lächelte.
Unweigerlich musste Adhara an diese fast schon absurde Begegnung im Schulungsraum denken. Noch immer waren die Erinnerungen präsent, als wäre es gestern gewesen. Das war der Beginn. Rein körperlich, nicht mehr als ein bloßes gegenseitiges Benutzen. Ein Ventil für ihren Frust, ihre Unsicherheit, ihr Gefühlschaos...umgewandelt in wilde Leidenschaft- doch ohne jegliche Hingabe. Zwei Alphatiere, von denen keiner die Kontrolle abgeben wollte, die beide um Dominanz gekämpft hatten. Adhara hatte den Raum mit etlichen blauen Flecken verlassen, Marcus mit tiefen Kratzern und einer blutigen Lippe.... Dennoch hatte dieser Moment das gegenseitige Interesse geweckt, den Menschen hinter alldem kennen zu lernen, zu ergründen, wer man wirklich war....
Abwesend schweifte Adharas Blick aus dem Fenster, ehe sie sich aufs eigentliche Thema zurück besann.
"Meistens war es bisher mein Vorteil, unterschätzt und geschont zu werden. Das mit uns könnte interessant werden, da ich dich eventuell unterschätze..."
ihre Schwester war Marine gewesen. Wenn sie zusammen trainiert hatten, wusste sie vermutlich, was sie erwartete....
Ashley schmunzelte, als sie das hörte. "Ja, vielleicht. Allerdings bin ich bei weitem nicht so ausgebildet wie meine Schwester oder mein Bruder. Kann sein, dass ich dich zum Beispiel überschätze. Wäre nicht das erste Mal, dass ich es bei einer Person tue." antwortete sie und freute sich, auf die Herausforderung. Denn eines konnte man mit Sicherheit sagen. Adhara war zäh. Es würde, auf jeden Fall interessant werden.
Dann fiel ihr wieder ein, zu was Shuriken die Wölfe verdonnert hatte. "In eineinhalb Stunden, beginnt, den Wölfen ihre Bereitschaftsdienst. Fenris, war mit unserer Vorstellung bedingt begeistert.... Der Fehler lag allerdings bei mir. Wir sollten auf ein Signal warten und ich hab im Briefing nicht gefragt, welches Signal. Das hat alles, später, nur unnötig gefährdet." gab sie dann von sich, da sie genau aus diesem Grund hier war, um den Kopf frei zu kriegen und darüber nachzudenken, dass sowas nie wieder geschehen durfte.
"Überschätzt wurde ich, glaub ich, noch nie... Könnte interessant werden. Deine Schwester 'at vermutlich trotz gleicher Ausbildung mehr Übung im Nahkampf als ich."
Auf Langston war Adhara eher diejenige gewesen, die aus der Ferne schoss....
"Inzwischen sind das Scharfschützengewehr von Phonsys altem Freund Larks und ich erstaunlich gute Freunde geworden."
Als Ashley ihr erzählte, dass sie nicht nach dem vereinbarten Signal gefragt hatte, hob Adhara eine Augenbraue.
"Es ist Kollektivversagen. Ein Briefing sollte kein Rätselraten sein.... Dafür ist das da draußen zu ernst um zu testen, wer nachftagt und wer nicht... Wenn du nicht gefragt 'ast, 'ätte sie das Zeichen klar benennen sollen. Das ist Krieg, kein Escaperoom...."
"Das weiß ich nicht, ob sie da mehr Übung hat. Aber eines hatte sie so gut wie nie...leicht." antwortete sie, denn sie konnte das nicht einschätzen.
"Das freut mich und das ihr alle wohlbehalten, zurückgekommen seid." sieht dann auf die verletzte Seite von Adhara. "Mehr oder weniger." fügte sie dann hinzu.
"Die Meinung teile ich sogar, bis zu einen gewissen Punkt. Allerdings wollte ich, auch nicht, kurz nach dem Einsatz, mit ihr Krach anfangen. In der Stimmung war ich nämlich. Dennoch, der Geschwaderführer muss sich informieren, denn auch Vorgesetzte sind nur Menschen, ebenso wie die Kameraden, die einem vertrauen. Sobald die Bereitschaft beginnt und ich die Fenris treffe, werde ich ihr meine Einstellung, in aller Ruhe erklären. Wenn sie sich auf nichts einlassen sollte, weiß ich für mich, was ich davon zu halten habe. Dennoch, dass muss geklärt werden, sonst kostet es das nächste Mal ein Leben unserer Leute, wenn nicht sogar mehrere." antwortete sie darauf. Zwar hielt Ashley Shuriken für eine vernünftige Person, doch es war nicht die erste Person, in der sie sich täuschen würde. Falls der Fall der Fälle eintreten sollte.
Was hatten nur alle mit ihrer Verletzung? Marcus, Ashley....sie alle wirkten so überbesorgt.
"Es ist doch nur eine kleine Fleischwunde. Tom 'at gut genäht. Nächste Woche können die Fäden gezogen werden und wenn ich Glück 'abe, sieht man kaum eine Narbe. Kio... der Kampf bei Bodeneinsätzen ist nun mal direkter als bei euch Piloten. Wir bekommen ständig irgendetwas ab. Dafür geht es bei euch meist direkt um Leben und Tod. "
Im Gegensatz zum dumpfen Trennungsschmerz, dieser Mischung aus Leere und Gewissensbissen, hätte Adhara zehn weitere Granatsplitter bevorzugt.
"Dann solltet ihr das wirklich zeitnah klären..."
Viel mehr konnte Adhara nicht dazu sagen, da sie beim Briefing nicht dabei gewesen war. Sie wusste nur inzwischen zu gut, dass mangelnde Kommunikation einen in keiner Lebenslage weiter brachte.
