Adhara bemerkte Phonsy und ging erst einmal direkt auf ihn zu, ehe sie sich ein Getränk organisierte. Ihr Blick fiel auf das Bierglas.
"Ich 'abe leider eine schlechte Nachricht für dich."
Ihr Tonfall war fast etwas übertrieben ernst, während ein kleines schalkisches Funkeln in ihren Augen jedoch verriet, dass sie ihn möglicherweise foppen wollte.
"Dies wird das letzte Bier für mindestens eine Woche sein."
Nun konnte sie ihr Grinsen nicht mehr zurück halten und schob ihm die Tabletten und die Salbe zu.
"Die Untersuchungen 'aben ergeben, dass es eine bakterielle Infektion ist. Staphylokokken, wenn du es genau wissen möchtest. Bitte dreimal täglich eine Tablette etwa eine 'albe Stunde vor jeder Mahlzeit einnehmen. 'ier 'ast du zusätzlich noch eine Salbe. In ein paar Tagen sollte das Ganze dann schon besser aussehen."
Als sie eine schlechte Nachricht ankündigt, merkt er auf ... und die Nachricht, dass er eine Woche lang auf sein geliebtes Bier verzichten müsste, bringt ihn aus dem Gleichgewicht - dem inneren und dem äusseren - so dass es kommt, wie es kommen muss: mit einem lauten Krachen rutscht der Stuhl und der riesige Bragg kracht zu Boden, während der Stuhl scheppernd zur Seite fliegt und mit anderen Stühlen kollidiert, was einen Höllenlärm zur Folge hat.
Mit einem schiefen Grinsen rappelt er sich wieder auf und streicht sich mit der Hand über den Kopf.
"Ich glaub, mich hat grad ein Känguruh getreten... eine Woche lang keinen goldenen Treibstoff ? Das ist zu hart, Frau Doktor ..." meint er freundlich, aber nur halb im Scherz, eine gewisse Sorge liegt in seiner Stimme. Sein Blick fällt auf die Tabletten und die Salbe.
"Immerhin...keine Spritze." Das Grinsen kehrt zurück und wischt sich gespielt den Schweißausbruch von der Stirn.
"Ein paar Jahre nach Beginn meiner Laufbahn kam der Moment, als ich wusste, dass ich genug gesehen hatte. Seitdem habe ich sehr viel mehr gesehen, aber ich habe es ausgeblendet. Die Seele erträgt nur eine gewisse Menge."
Für einen Moment hatten sie die unfreiwillige Aufmerksam des kompletten Kasinos als Phonsy die Information über die Bier- Abstinenz im wahrsten Sinne des Wortes vom Hocker warf.
"Deine Leber könnte nicht besonders begeistert sein wenn du neben der Einnahme Alkohol trinkst. Also tu ihr einfach diesen Gefallen."
Adhara prustete noch immer, versuchte aber ihm die Erklärung dafür zu geben. Sein etwas ungewohnt sorgenvoller Tonfall war ihr nicht entgangen.
"Die Dauer 'ängt von der 'eilung ab. Die eine Woche ist erst einmal das Minimum. Dann schauen wir weiter ob wir noch in die Verlängerung gehen müssen. Aber die gute Nachricht ist, dass es gut therapierbar ist. Ich 'atte erst den Verdacht auf etwas Langwierigeres."
Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
"So, jetzt 'ole ich mir auch etwas zu Trinken. Und Knabberzeug. Und dann möchte ich 'ören warum du Bäume gefällt 'ast."
Sie huschte schnell zur Bar und kam ebenfalls mit einem Bier und Crackern zurück an den Tisch.
Als Corbeau zurückkommt, hat sich Phonsy mittlerweile normal auf den Stuhl gesetzt und blickt sehnsüchtig zu seinem Bierglas, während Tabletten und Salbe auf seine Tischseite gewandert sind. Ein freundlicher Pilot hatte ihm zwischenzeitlich ein Glas mit Limonade besorgt, das er nun in der Hand hält.
"Eine Woche Minimum...du bist echt hart zu mir, Doc." brummt er kopfschüttelnd, als sie zurück ist. Dann lehnt er sich ein wenig zurück.
"Du kennst ja die Vorgeschichte, wie ich bei den Fliegern gelandet bin. Damit hat der ganze Käse angefangen. Vor etwas mehr als 6 Monaten kam eine Nachricht vom Korps, dass meine ehemalige Einheit - die Geister - sich weigerte, das Urteil anzuerkennen. Sie schickten mir 4 weiße Federn, symbolisch für Feigheit, weil ich meiner gerechten Strafe entkommen wäre, und gaben mir 2 Wochen Zeit, mich zu stellen, ehe sie mich jagen würden." Sein Tonfall ist ernst, keine Spur des sonst so fröhlichen und lockeren Riesen. "Das Korps konnte einen Kompromiss erreichen: man würde mir die Schande vergeben, wenn ich 6 Monate ins Straflager gehe. Da die Zeit knapp war, hab ich zugestimmt und bin beinah sofort abgeholt worden, das Ganze lief ziemlich hart an der Grenze der militärischen Ordnung ab, aber das Risiko war einfach zu groß, dass es dich oder jemand von den anderen erwischen könnte, wenn man Jagd auf mich macht."
Er schüttelt den Kopf.
"Naja, dann gings ab... 6 Monate in den Dschungel als Holzfäller mit der Säge, wochenlang allein im Wald, nur dieses Scheiß Halsband, um mich zu überwachen. Meine einzige Gesellschaft waren die Säge - ich hab sie übrigens Stacy genannt wie meine umgebaute T-Bolt - und diese verdammten Mücken. Aber ich hab noch Glück gehabt, Adhara, ich hab mitbekommen, dass einer sich den Fuß halb abgesägt hat und beinah verblutet ist, bis sie ihn rausgeholt haben. Jetzt hat er eine Prothese und ist auf Rente."
Er schüttelt den Kopf.
"Als sie mich dann zurückgeschickt haben, hat mir das Korps mitgeteilt, dass ich für die Geister und den Rest des Korps ab sofort KIA geführt werde. Ich bin also ein Toter unter Lebenden, wenn man es genau nimmt." Er tätschelt sich mit der Prankenhand auf die Brust. "Fühl mich aber immer noch ziemlich lebendig." meint er zwinkernd.
"Ein paar Jahre nach Beginn meiner Laufbahn kam der Moment, als ich wusste, dass ich genug gesehen hatte. Seitdem habe ich sehr viel mehr gesehen, aber ich habe es ausgeblendet. Die Seele erträgt nur eine gewisse Menge."
"Wenn ich das so 'öre... dann 'atte ich wohl immer Glück mit meinen Einheiten..."
Mit ihrem starken Gerechtigkeitssinn konnte oder wollte sie kaum glauben, dass Phonsys ehemalige Kameraden den mentalen Aussetzer des damaligen Vorgesetzten so hinnahmen und Phonsy die Schuld gaben.
"Aber was ist das bitte für eine gehirngewaschene Logik? Sie 'aben das Urteil nicht anerkannt? Du 'ast ihnen möglicherweise das Leben gerettet damals...."
Dagegen waren ihre "Probleme" mit Prowdy und Savage, die ihr unterstellten, sich hoch zu schlafen lächerlich gering, auch wenn es eine gewisse Zeit weh getan hatte. Zumindest hatte sie die Marines "im Guten" verlassen- aus freien Stücken für einen Neuanfang.
Adhara trank einen großen Schluck Bier um diese neuen Informationen erst einmal sacken zu lassen. Zumindest war er einigermaßen unbeschadet wieder hier. Vielleicht würden ein paar Narben bleiben, doch die würden mit den Jahren verblassen.
Bragg zuckt mit den Schultern. "Die Geister waren immer ein sehr extremer Haufen. Du musst wissen, dass die Mehrzahl der Geister von den Welten kam, die von den Kilrathi ausgelöscht wurden...daher auch der Name der Einheit. Larks war einer von ihnen... Hlaine Larkin, von Sirius. Einer der letzten Überlebenden von zwei Milliarden Menschen. Ich kam nur durch Zufall in die Truppe, zur falschen Zeit am falschen Ort, ZACK, bin ich als Füllmaterial eingeteilt worden."
Er schüttelt den Kopf und grinst.
"Andererseits doch am richtigen Ort zur richtigen Zeit...sonst wäre ich Larks wohl nie begegnet."
Er hebt das Glas mit der Limonade. "Auf dich, mein Freund - bis wir uns auf der anderen Seite wiedersehen."
"Ein paar Jahre nach Beginn meiner Laufbahn kam der Moment, als ich wusste, dass ich genug gesehen hatte. Seitdem habe ich sehr viel mehr gesehen, aber ich habe es ausgeblendet. Die Seele erträgt nur eine gewisse Menge."
"Auf Larks! Und auf alle anderen die auf der anderen Seite auf uns warten. Ich denke, dass sie ihre schützenden 'ände über uns 'alten.... und sich 'in und wieder die 'aare raufen über den Mist, den wir verzapfen..."
Das war wohl ein guter Moment, die Frage zu stellen, die sie zwischen Tür und Angel auf der Krankenstation als unpassend zurück gehalten hatte...
"Du und Larks... wart ihr eigentlich nur Freunde im Bro-Mance Sinne oder war da mehr?"
Sie selbst war wohl das beste Beispiel, dass sich die Liebe auch in den unmöglichsten Situationen ihren Weg bahnte- ob man es wollte oder nicht. Letztendlich war man wehrlos...
