Tom beobachtete das ganz mit wachen Augen und schmunzelte. Das war der Kerl von dem er schon gehört hatte... er zog sein Pad aus der Tasche und schrieb Echo eine Nachricht das er sich für neue Einsatzbefehle an dem gewißen Ort einfinden sollte.
Die Mudsharks brauchten Verstärkung und wenn man schon den Herr der Waffenkammer bekommen konnte? Warum nicht?
"Weiter gehts!" rief er Adhara rüber und schrieb sich einige Daten auf.
Ja bald würden sie in die nächste Stufe des Trainings gehen.
Bei den Reifen hatte sich Raza damals verletzt indem sie mit einem Fuß darin hängen geblieben und gestürzt war. Durch den restlichen Parcours hatte Adhara ihr geholfen so dass sie ihre Runde beenden konnte anstatt gegen Alexandr "anzutreten".... Doch Echo schlug sich tapfer und erklomm das Seil mit Leichtigkeit.
Als Tom zu ihr rüber rief, dass es weiter gehen sollte, konzentrierte sie sich nun in erster Linie wieder auf sich selbst. Runde sechs... Von nun an würde sie vor allem auf eine gute Technik setzen müssen wenn ihr nicht irgendetwas einen plötzlichen Energieschub gab. Nein, es war besser gar nicht daran zu denken, dass dies schon die sechste Runde war! Die Runde lag vor ihr. Was hinter ihr lag war gerade egal. Darauf konnte man sich im "wahren Leben" auch nicht ausruhen. Wenn man noch zwei Kilometer bis zu Merlin rennen musste um in Sicherheit zu sein fragte auch niemand danach, ob man schon zehn hinter sich hatte.
Nun war auch sie bei den Reifen. Das fiel ihr noch verhältnismäßig leicht.
Das Seil... Sie dachte zurück an den letzten Einsatz, wo sie Merlin nur über die Seile erreichen konnten und schnell der Explosion dieser Station entgehen mussten. Am Seil zu üben war wichtig! Überlebenswichtig. Sie nutzte Tempo und Schwung aus dem Lauf um ebenfalls recht hoch heranzuspringen. Doch im Gegensatz zu Echo nahm sie ihre Beine zur Hilfe. Guter Halt war ihr gerade wichtiger als hohes Tempo in Anbetracht dessen, dass man dabei an einem von einem Planeten los startenden Shuttle hängen könnte... Dass sie für ihre Größe recht leicht war kam ihr bei Kletteraufgaben immer zugute. Dennoch wurde es bei jeder Runde mühsamer.
Beim Abstieg wagte sie einen kurzen Blick auf Echo. Eine bessere Aussicht würde sie beim Rest des Parcours nicht mehr haben... Und zu balancieren erforderte wieder mehr Konzentration. Dabei konnte sie es sich nicht erlauben, sich umzuschauen. Der Bänderriss vor zwei Jahren bei ihrem kleinen Joggingunfall hatte ihr gereicht. Verletzungen im Einsatz waren die eine Sache... Doch Trainigsunfälle waren irgendwie unwürdig peinlich....
Kam es ihr nur so vor oder hatte sie bis zur Beendigung dieser Runde den Abstand zu ihm ein kleines Stückchen verkürzt? Der Plan, ihn einzuholen hatte jedenfalls nicht funktioniert. Adharas Herz klopfte und ihr Körper fühlte sich langsam an als würde sie Bleigewichte mit sich tragen.
"Merde....", nuschelte sie leise vor sich hin und warf Tom einen hoffnungsvollen Blick zu, schnell genug gewesen zu sein und nicht noch eine Runde drehen zu müssen. Ihre Muskeln würden sich über ein paar Dehnübungen freuen. Der Gedanke an das Dampfbad war auch verlockend... Sie griff zu ihrer Trinkflasche und nahm ein paar kleine Schlucke.
"Sie sind schnell", wandte sie sich an Echo. "Ich 'abe versucht Sie einzuholen... "
Nach der Runde flog der Rucksack förmlich an die Wand und Alex beugte sich nach vorne um seinen Rücken zu dehnen. Er vernahm das "Merde" und begann zu schmunzeln. Auch er trank einen schluck Wasser als er angesprochen wurde.
"Sie sind auch. Ich gerade schlecht. I h Mein für eine Ärztin, die bestimmt nicht nur zwei Runden hier gemacht hat."
Wieder nahm er einen schluck.
"Ich verfolge eine bestimmte Strategie," "kennen-können-beherrschen" aus langsam wird sicher aus sicher wird schnell. Glauben Sie mir wenn ich sage ich mache seit meinem 15 Lebensjahr nichts anderes als militärisch zu trainieren. "
Wieder zwinkerte er und warf ein freches grinsen zu beiden.
Wie flexibel ist der Befehl, niemanden töten zu dürfen ?
"Sechs Runden", zwinkerte sie und musste innerlich schmunzeln, da mal wieder jemand erwähnen musste, dass sie "nur" eine Ärztin war ohne sie zu kennen.
Wie war das bei dem Einsatz auf dem Transporter gewesen? Der Geiselnehmer hatte sie eine "hübsche Pillenschubserin" genannt als er sie mit einer Waffe bedroht hatte. Bevor ihr Messer in seiner Seite steckte....
Er trainierte also militärisch seit er fünfzehn war? In dem Alter hatte sie noch ganz andere Interessen gehabt. Auch sie hatte fast nur Sport im Kopf gehabt, war Schulmeisterin in Querfeldeinläufen gewesen. Doch zu dem Zeitpunkt waren die Mantu noch nichts gewesen was sie in irgendeiner Form persönlich betroffen hatte in ihrem idyllisch ländlich gelegenen privaten Internat umgeben von anderen Kindern aus der "Oberschicht".
Sie nahm noch einen Schluck und musterte ihn kurz.
"Ich muss mich wohl bei Ihnen für meinen etwas 'mysteriösen' Auftritt in der Waffenkammer vorgestern entschuldigen. Ich wusste nicht, dass Captain Malcolm versetzt wurde. Er war mit unseren Bestellungen länger vertraut. Aber Sie sind etwas voreilig in Ihrem Bild über einzelne Berufsgruppen. "Kennen" könnte überall eine gute Strategie vor einer genauen Einschätzung sein.
Alex pfiff ehrlich und anerkennend durch eine kleine Zahnlücke.
"Sechs Runden, auf Zeit. Das grenzt schon fast an Folter. Respekt."
Alex leerte die Flasche und stellte sie auf den Boden.
"Keine Entschuldigung notwendig.
Was meinen die mit Berufsgruppen und voreilig Schlüsse ziehen? Ärzte, selbst bei den Marines müssen dies nicht bringen, was sie hier tun...."
Dann stutzte er etwas.
"Sind sie gar keine Ärztin? "
Schon war sein freches grinsen wieder da. Er schien eine Person zu sein die einen mitnehmen konnte. Jemand der für jeglichen Mist zuhaben ist, aber auch immer für jemand da sein könnte. Einen auf den ersten Blick sympathischer Typ. Zumindest versuchte er dies zu sein.
Wie flexibel ist der Befehl, niemanden töten zu dürfen ?
" 'ast du gehört: du folterst mich", zwinkerte sie ihrem Mann rüber, erklärte sich jedoch Echo in dem Punkt:
"Ich trainiere 'ier nicht seit gestern. Wir 'aben das Pensum nach und nach gesteigert. Von daher... oui, es ist anstrengend, doch das können Außeneinsätze auch sein. Und genau dafür mochte ich so fit und vorbereitet wie möglich sein."
Sie machte ein paar Dehnübungen während sie weiter sprach.
"Ich bin Ärztin. Allerdings erst seit ein paar Wochen. Ich brach damals mein Studium ab um gegen die Mantu zu kämpfen und blieb mehrere Jahre bei den Marines als Combat Medic. Kurz nachdem ich vor zweieinhalb Jahren an Bord gekommen bin- das erste Mal auf einem Träger- bin ich zur Navy gewechselt und 'abe ich mein Studium wieder aufgenommen. Ich bin an Bord die einzige Ärztin mit Bodenkampferfahrung."
Adhara richtete sich wieder auf und sah ihn an.
"Vielleicht 'muss' ich das nicht tun- aber ich möchte. Und da ich gerade in der Zwischenphase nach meinem Abschluss und vor meiner Dissertation bin 'abe ich die Zeit dafür."
Ob sie ihm sagen sollte, dass sie gerne über Nephilim promovieren und dafür einen "fangen" wollte?
Alex nickte, sehnte sich ein bisschen und bewegte sich leicht um nicht wieder kalt zu werden.
"Pflasterkleber, Pestärztin und eine Nurse Shark. Ganz schön viel."
Grinste er frech. Nickte dabei allerdings anerkennend.
"Wäre mir zu viel, aber ja für Außeneinsätze vorbereitet sein ist gut. Doch kann man das je? Ich habe schon so einiges hinter mir, nie war ich auf alles vorbereitet was so vor mir lag. Viel zu viele Variablen. Doch denke ich machen sie genau das richtige. Vorallem kann sich ein Team wirklich glücklich schätzen sie dabei zu haben. Meist sind es die Ärzte und Sanis die leider immer etwas hinterher hängen. "
Wieder schmunzelte er frech.
" Ich muss allerdings zugeben das ich froh bin jemanden aus meinen Reihen hier getroffen zu haben. Hatte mich schon Sorge gemacht das ich der einzige überlaufen bin. "
Dabei zwinkerte er und begann mit ein paar leichten Kniebeugen.
Wie flexibel ist der Befehl, niemanden töten zu dürfen ?
Verwundert hob sie eine Braue. Wie kam er jetzt da drauf?
"Mental kann man nie wirklich vorbereitet sein. Da weiß man nie was man bekommt- da 'aben Sie Recht...."
Sofort musste sie an den Einsatz auf dem Frachter denken, wo sie eigentlich nur den Gesundheitszustand der Geflüchteten überprüfen sollte- und sich wenig später in einer Geiselnahme mit Bombe wiederfand. An diesem Einsatz hatte sie - auch wenn er erfolgreich war- im Nachhinein noch einige Tage zu knabbern gehabt. Er hatte ihr auf die Harte Tour klar gemacht, was in Zukunft ihre Aufgaben sein würden: die schießende Ärztin statt einem "ruhigen" Leben auf der Krankenstation. Und inzwischen hatte sie sich mit ihrer etwas widersprüchlichen Rolle arrangiert und wollte es für die nächsten Jahre auch gar nicht anders.
"Aber körperlich 'abe ich den Anspruch nicht das schwächste Glied in der Kette zu sein."
Das war sie verletzungsbedingt auf Langston gewesen- und es hatte sie gewurmt. Die Hitze, der Blutverlust und die fehlende Nachtruhe hatten dafür gesorgt, dass ihr Kreislauf im ungünstigsten Zeitpunkt schlapp gemacht hatte... Doch sie erwähnte es nicht, da Tom mehrfach versucht hatte ihr klar zu machen, dass sie auf Langston nicht "versagt" hatte. Doch Außenwirkung und die eigenen Ansprüche an sich selbst waren so eine Sache...
"Wir 'aben an Bord neben den aktiven einige ehemalige Marines: die XO, der Deck Chief, ein Pilot....Das ist das Interessante auf einem Träger, dass in mehreren Bereichen Navy und Marine Corps 'and in 'and zusammen arbeiten. Ist vielleicht manchmal etwas verwirrend wenn man einander mal in die Zuständigkeiten grätscht aber meistens bekommen wir das recht gut 'in."
Während des Gesprächs begann sich Echo auszuziehen. Unter dem Feldanzug trug er Sportlkeidung.
"Also doch mehr die wissen was Kampf in Hauserreihen oder von Angesicht zu Angesicht bedeutet. Schön zu wissen aber darum ging es mir ja nicht. Ich wollte lediglich nicht der einzige Marine auf einem Träger sein der sich zu neuen Ufern aufmacht und von der Navy spöttisch beäugt wird."
Mit dem Ende des Satzes viel auch die Hose zu Boden und Alex kämpfte sich mit den Schuhen durch selbige. Sein Blick wanderte gen Mako und dann wieder zuruck.
"Nicht das sie wegen mir noch ärger bekommen, wenn sie wieder los müssen nur zu."
Musste er dann schmunzeln. Irgendwie war ihm das sie doch nicht so weit von den Marines weg wollte wie sie erhoffte, schließlich lies sie freiwillig einen Drillinstructor ihr trainig überwachen. Bei seinen Gedanken musste er leider etwas mehr lächeln und konnte dies auch kaum verbergen.
Wie flexibel ist der Befehl, niemanden töten zu dürfen ?
"Spott? Non, da brauchen Sie sich denke ich keine Sorgen zu machen. Bei mir waren es eher die alten langjährigen Kameraden, die meinen neuen Weg kritisch beäugt 'aben."
Doch einem Mann wurde eher seltener unterstellt, sich hochschlafen zu wollen. Das war wohl ein sexistisches Überbleibsel aus älteren Tagen, dass dies hauptsächlich Frauen vorgeworfen wurde, die ihren eigenen Weg gehen wollten. Sie hatte bei der Wiederaufnahme ihres Studiums sowie dem Wechsel zur Navy Marcus immer aus allem herausgehalten und auch jetzt wo es um ihre Doktorarbeit ging, hatte sie Dr Ayuhara, den Admiral und Commander Nakamura immer persönlich kontaktiert ohne Tom je bei etwas um Hilfe zu bitten. Nur beim Fangen des Nephilims hatte er die Mudsharks vorgeschlagen. Allerdings war es ihr auch lieber, selbst daran beteiligt zu sein, als den Admiral darum zu bitten, Piloten für ihre "privaten Angelegenheiten" zu gefährden.
Kurz wanderte ihre Braue fragend nach oben als er begann sich auszuziehen. Doch er hatte Sportsachen unter seinem Feldanzug. Vermutlich wollte er nach den zwei Runden noch etwas weiter trainieren.
Auch sie schaute zu Tom, der sich bei dem Gespräch bisher im Hintergrund gehalten hatte. Doch warum grinste Echo so, als er den möglichen Ärger ansprach? Malte er sich gerade aus, wie ein Ehepaar das "auskämfen" würde? Vielleicht lag er damit gar nicht so falsch....
