"Tolerieren"... Auf mehr würde es vermutlich nicht hinauslaufen können. Für mehr waren ihre Weltanschauungen einfach zu verschieden.
"Bien...ich 'abe einem Mann dafür die Lippe blutig geschlagen, dass er mir in der " 'itze des Gefechts' einen Klaps auf den 'intern gegeben 'at. Kampflose Unterwerfung liegt in keiner Weise in meiner Natur. Aber sexuelle Vorlieben sind nicht auf ein Geschlecht beschränkt. Von daher finde ich, dass dieser Vergleich 'inkt. Es gibt sowohl submissive Männer wie Frauen wie Diverse... Gesellschaftliche Unterordnung eines Geschlechts empfände ich dagegen persönlich als Beleidigung. Diskriminierung vergleichbar mit Rassismus..."
"Ich bezog mich in meinem Beispiel zwar auf Frauen, aber das sollte kein Ausschlusskriterium für andere Geschlechter sein." korrigiert Geisha das offenkundige Missverständnis. "Ich habe durchaus auch Studien über Verletzungen mit sexuellem Hintergrund gelesen, von daher ist eine blutig geschlagene Lippe eher eine harmlose Konsequenz. Und niemand zwingt sie dazu, sich unterzuordnen, ausser vielleicht in der militärischen oder beruflichen Hierarchie."
Geisha lächelt ein wenig.
"Da Sie sich so sehr auf die Rolle der Frau als untergeordnete Persönlichkeit versteifen, möchte ich als Gegenbeispiel die firekkanische Kultur anführen, in der beide Geschlechter zwar sozial gleichgestellt sind, aber ausschliesslich Weibchen die Rolle der Führungspersönlichkeiten bekleiden. Sind die Firekkaner deswegen Rassisten oder diskriminieren ihre Männchen ? Oder die Kultur der Kilrathi, wo speziell die Weibchen die Aufgabe der religiösen Führung haben und als Priesterinnen zu ihren Göttern sprechen ?"
Sie schüttelt leicht den Kopf.
"Es ist leicht, das zu verurteilen, was man nicht versteht. Es gibt auch menschliche Kulturen, wo die Verhältnisse von der Norm abweichen...nehmen Sie zum Beispiel Commander Esw Sweydyr, die Kommandantin der TCS Firewall. Ich bin ihr einmal begegnet, sie ist eine sehr eindrucksvolle Persönlichkeit und wie ich aus den Informationen über ihre Heimatwelt entnehmen konnte, leben die Frauen dort als Krieger und Kriegsführer, während die Männer sich auf zivile Verwaltung und gesellschaftliche Organisation beschränken. Dennoch betrachtet sie Männer nicht als minderwertig oder als schlechtere Kämpfer, glaube ich. Und ich selbst halte zum Beispiel...Zara Morrigan nicht für eine Hillbillie, nur weil sie aus dem dünn besiedelten Montana stammt und nicht aus einer Großstadt...
Ich bevorzuge es, ein Lebewesen nach seinen Worten und Taten zu beurteilen, nicht nach seiner Herkunft oder seiner Kultur."
"Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden." (- Japanische Weisheit)
"Pardon, es sind in meinen Augen gerade Ihre Taten, die ich nicht nachvollziehen kann. Wir sind ähnlich alt vom selben Planeten. Ihnen stehen seit Ihrer Volljährigkeit alle Möglichkeiten offen, Ihre Leben selbst zu gestalten. Aber Sie entscheiden sich bewusst dafür, sich freiwillig weit unterhalb Ihres Wertes anzusiedeln. Da frage ich mich: Sie müssen doch stolz auf das sein, was Sie beruflich erreicht 'aben. Sie sind Lt Commander. Wie ist das zu vereinbaren? "
Wenn sie von einem anderen Planeten kommen würde oder einer anderen Rasse angehören würde würde wo alle nach den selben Maßstäben lebten würde sie es noch irgendwie verstehen können. Doch dass es so ein Denken auf der Erde och gab erlebte sie mit dieser Frau zum ersten Mal. Auf der anderen Seite hatte sie auf Langston auch einen alten pazifistischen Kilrathi kennen gelernt, der in Zeiten des Kilrathikrieges Gefangenschaft und Verbannung in Kauf genommen hatte um nicht blind seiner Kultur folgen zu müssen. So etwas beeindruckte Adhara: Sich von dem lösen zu können was einem erwartet wurde.
"Ich versuche wirklich, es irgendwie nachvollziehen zu können... aber ich kann es nicht. Sie und Colonel Kerensky sind abgesehen, dass er mal Kommandant und Marshall war- was Vergangenheit ist- sind 'ier und jetzt komplett gleichberechtigte Leiter Ihrer Bereiche. Ich beurteile Menschen nicht nach dem was sie mal waren oder in ihrer Vergangenheit gemacht 'aben sondern nach dem was sie im Augenblick repräsentieren. Da kann er nicht mehr Ihr " 'err" sein. Davon 'aben Sie sich eigentlich längst emanzipiert. Und ich kenne ihn gut genug um zu behaupten, dass er es nicht wollen würde, dass eine Partnerin zu ihm aufschaut. Er erzählte mir von seiner ehemaligen Partnerin, einer Krankenschwester auf der Firewall, die ihn ungeachtet seines Ranges in Schach gehalten 'at. Er mag Frauen mit starkem eigenen Willen."
"Ich habe Medizin studiert und bin Ärztin geworden, ich leite die Krankenstation des Marschall-Schiffs. Wie kommen Sie darauf, dass ich nicht stolz darauf bin ? Mit meiner Karriere bringe ich Ehre für mein Haus..." Sie bricht dann mitten im Satz ab und wirkt einen Moment nachdenklich, beinahe verstört, aber sie fängt sich schnell wieder. "...zumindest habe ich das mit meinem bisherigen Erfolg. Und was Aleksandr angeht...er ist ein großer Mann und hat Dinge erreicht, die für mich unvorstellbar sind. Und im Gegensatz zu mir hat er keine...Fehler begangen, die permanent an ihm haften. Dafür achte ich ihn, als Soldaten und als Führungsperson. Als Mann hingegen..."
Ihre kleinen Finger formen sich ganz leicht zu einer krallenartigen Haltung.
"Er ist ein sehr attraktiver Mann und könnte beinahe jede Frau haben, die er möchte. Wenn seine Wahl auf mich fällt, bin ich überzeugt, dass er sich meiner Einstellung und Haltung ihm gegenüber bewusst ist."
"Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden." (- Japanische Weisheit)
"Beinahe...oui, das trifft es wohl.", schmunzelte sie.
"Als ich neu an Bord war, 'at er Interesse an einer Beziehung mit mir gezeigt, doch ich 'abe in ihm eher einen Mentor gesehen, der mir die Eingewöhnung in das Trägerleben leichter gemacht 'at. ...eine Art väterlichen Freund. Mein Typ ist er nicht- und er 'at einen Korb bekommen. Attraktivität liegt glücklicherweise im Auge des Betrachters. Ich bevorzuge Männer mit 'aaren in meiner eigenen Altersklasse. Aber nach einiger Zeit in der es etwas...maladroit zwischen uns war, sind wir die Freunde geworden, als die ich uns immer gesehen 'abe. Deshalb würde ich auch von mir behaupten, ihn recht gut zu kennen: den Mann, der er 'ier und 'eute ist. Den Deck Chief."
Vielleicht war es ein Fehler, doch Adhara hatte das Bedürfnis, Dr Ayuhara darüber aufzuklären, wie ihr Verhältnis zu Alexandr war.
"Und wie ich darauf komme, dass Sie ein Selbstwertproblem 'aben? Weil Sie sich selbst immer als irgendwie minderwertig darstellen. Mon dieu...Wer 'at keine Fehler begangen?! Weder Alexandr noch Marshall West würden von sich behaupten frei von Fehlern zu sein. Sie 'aben ein Versprechen gebrochen? Das tut jedes Paar in Scheidung, das sich mal "Bis dass das Tod uns scheidet" geschworen 'at. Der Marshall ist nun zum dritten Mal verheiratet. Glauben Sie, gerade "große" Männer können immer den geraden bequemen Weg gehen? Manchmal trifft man eben dumme Entscheidungen oder geht Umwege in seinem Leben...oder die Situation zwingt einen gegen seine Prinzipien zu 'andeln... Das nennt sich "Leben". Das ist menschlich. Das ist normal. Man richtet seine Krone, lernt im Idealfall aus alten Fehlern und richtet den Blick nach vorn..."
"Bevor ich hierher kam, war ich als Bomberpilotin und Ärztin in Teilzeit auf einem anderen Schiff stationiert. Dort war ich nicht sehr beliebt, aber dennoch gab es einen Mann, an dem ich interessiert war...und der Erste, dem ich es sichtbar angedeutet habe, nachdem er auch an mir interessiert schien. Aber Maxwell..." Sie senkt ein wenig den Blick.
"Er bevorzugte es, mit anderen Frauen vor meinen Augen herumzumachen, die wesentlich weniger hübsch waren als ich es bin. Und der Kommandant befahl mich eines Tages in sein Quartier zu einer Besprechung anstatt in sein Büro oder auf die Brücke..." Es ist sichtlich schwer für Geisha, darüber zu sprechen, aber sie will Corbeau nicht nachstehen in Sachen Offenheit. Nur über ihr Verbrechen wird sie schweigen, da es zu gefährlich ist, ihrer Rivalin so eine starke Waffe in die Hand zu geben, die sie von ihrem Posten stürzen könnte.
"Ich wurde also weit schlechter behandelt, als es in meiner Heimat üblich wäre. Wie können Sie also von mir erwarten, dass ich mich gleichwertig fühlen könnte ? Und was Aleksandr angeht: er hat eine Vergangenheit wie ich auch, das ist seine Angelegenheit und es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen. Selbst wenn er mit Ihnen geschlafen hätte, wäre es für mich nicht wichtig, denn es hätte für meine kommende Beziehung zu ihm keine Auswirkungen." Sie hebt wieder den Blick und fokussiert Corbeau. "Und auch Ihnen gegenüber würde ich keine andere Einschätzung abgeben, als jetzt: dass sie eine kompetente Ärztin sind, da in meinen Augen das Privatleben vom dienstlichen Teil getrennt sein muss, um Komplikationen zu vermeiden. Was im Übrigen ein Grund ist, warum ich mit einem anderen Arzt keine intimere Beziehung eingehen würde."
"Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden." (- Japanische Weisheit)
"Ihr alter Kommandant ... 'at Sie aber nicht ...belästigt?", interpretierte sie die nicht ausgesprochenen Worte, doch wollte sie lieber sicher gehen. Vielleicht war es auch "nur" wieder so ein kulturelles Ding, dass für ihr Verständnis das es weniger Wertschätzung zeigte wenn man "nach Hause" statt ins offizielle Büro geladen wurde. Sie überlegte selbst einen Moment. Der Marshall hatte sie bisher in sein Büro, auf die Brücke und in verschiedene Besprechungsräume gerufen. Allerdings würde sie sich auch nichts dabei denken, wenn er sie in sein Quartier rufen würde...
"Dieser Maxwell... bien... Aussehen ist nicht alles. Möglicherweise war es Ihre Art, die bei ihm nicht ankam. Oder Sie waren einfach nicht sein Typ. Vielleicht war er auch generell nicht an einer Beziehung interessiert und 'at belangloses "Rummachen" bevorzugt um keine wirkliche Nähe zulassen zu müssen. Sein Verhalten kann viele nachvollziehbare Gründe 'aben. ."
Sie dachte an sich selbst und Williamson und ihr schlechtes Gewissen klopfte an die Tür. Die komplizierte Sache mit den direkten Vorgesetzten...
"Sehen Sie... ich 'abe mich mit meinem ehemaligen Vorgesetzten bei den Marines ähnlich verhalten. Er war offensichtlich in mich verliebt,'at mich unzählige Male aus der Scheiße gezogen in Zeiten wo ich nicht 'ätte tiefer fallen können... Ich bin ihm unendlich dankbar. Ich mochte ihn und er war unglaublich attraktiv. Aber ich war an einem Punkt in meinem Leben wo ich aus Selbstschutz keinerlei Gefühle zulassen konnte und wollte. Ich schlief mit ihm, nutzte seine Gefühle für mich aus in dem Sinne, dass ich das Körperliche als kurze Ersatzbefriedigung für echte Nähe nahm, doch konnte ihm nichts zurück geben. Ich machte nie falsche Versprechungen, doch ich brach sein 'erz. Ich 'offe für Ben, dass er inzwischen sein Glück mit einer Frau gefunden 'at, die seine Fürsorge zu schätzen weiß. Es war nie meine böswillige Absicht, ihm weh zu tun-Ich konnte nur zu der Zeit nicht aus meiner 'aut. Vielleicht verhielt es sich mit Maxwell ähnlich. Oder er ist einfach un gros cul...."
Sie lachte.
"Die Sache mit der Liebe ist ein kompliziertes Spiel bei dem man immer erst ein paar Nieten ziehen muss ehe man zum eventuell einen Gewinn erzielt. Aber ich kann Ihnen versichern, dass zwischen Alexandr und mir nichts lief, auch wenn es teilweise andere Gerüchte gab."
Adhara fand es interessant, dass es Ayuhara bei all ihrer Unsicherheit wiererum nicht stören würde wenn ihr Partner mit einer ehemaligen Affäre befreundet wäre.
