"Das war alles. Eric schau nach ob wir noch etwas vergessen haben. Danach machen wir Feierabend"
Sprach der Scheff-Lagerist und schleppte sich sichtlich müde aus Larrys Frachter. Er sprach zum Fahrer des Staplers.
"Hast du das Material entsprechend sortiert"
Cypher hörte noch wie der Fahrer ein "Aye" von sich gab. Als die beiden sich vom Frachter entfernten wurden ihre ihre Stimmen leiser bis sie nicht mehr zu hören waren. Er saß in einer dunklen Nische des Frachters. Bisher war er einer Aufdeckung entgangen. Nicht, dass ihn das groß gestört hätte. Er hätte sich einfach als Zugehöriger des Frachterpersonals ausgegeben.
Er hatte nach einer Möglichkeit gesucht, diesem Krumfinger Larry zu folgen. Das Mitfahren auf diesem Frachter schien für ihn die beste Lösung gewesen zu sein. Natürlich hatte es während der gesamten Fahrt genug Gelegenheit gegeben, um sich diesen Larry zu schnappen. Dies bedeutete aber auch, dass seine beiden Gorillas es bemerkt hätten, wenn der Transporter plötzlich von jemanden anderen geflogen worden wäre. Zumindest dann wenn dieser jemand in den Funk spräche. Ein Kampf Transporter gegen Jäger schien eine sehr einseitige Sache zu sein. Er wollte auf eine bessere Gelegenheit warten aber dann hatten die beiden Dreckskerle Larry nie aus den Augen gelassen. Das letzte was Cypher wollte war ein Blutbad. Zu viele Leute würden zu viele Fragen stellen. Nein, das wollte Cypher nicht. Dieser Eric streifte nochmals durch den Transporter und kam genau auf Cypher zu. Cypher steckte sich eine Zigarette an. Er wurde entdeckt.
"Hey, hier ist Rauchverbot"
Cypher sprach mit einer rauchig heiseren Stimme.
"Verpiss dich Kleiner. Das ist unser Schiff"
Eric schaute Cypher für einen Moment unschlüssig an und zuckte mit den Schultern.
"Ja ja, schon gut. Ich habe nichts gesagt"
"Besser für dich"
Eric drehte sich ab und verließ den Transporter. Gut so. Zum Glück rauchte dieser Larry wie ein Schlot. Er würde den Geruch nicht bemerken.
Mit großen, blauen Augen starrte er die weiß gestrichene Decke an. Sein Mund war in einem Stummen Schrei aufgerissen. Die Augen, sie zeugten von einer durchdringenden, erschütternden Panik. Eine Panik die sich durch Därme und Gebeine bis ins Mark hinein streckte. Schweißtropfen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. Ein dünner Strom von Schweiß rann sein stoppeliges Kinn hinunter. Er lag auf eine Bare und war an Armen und Beinen daran festgezurrt. Sein ganzer Körper schien vollkommen angespannt, verkrampft zu sein.
Jaya betrachtete den jungen Mann vor ihr, den die Sicherheitsleute fixiert hatten und sicherheitshalber daneben stehen blieben. Ob von jenem Subjekt Gefahr ausging war unklar, doch man konnte nie vorsichtig genug sein. Besonders in solchen Fällen welchen sie gerade vor sich hatte. Jaya brauchte einen Moment, um sich vom Schock dieser Reaktion zu erholen. Eine Mischung aus Abscheu und Mitleid tobte nun in ihr. Es bedurfte ihre gesamte Selbstbeherrschung, um in dieser Situation bestehen zu können.
Vor wenigen Tagen war sie mit ihrem Doktorvater, Dr. Professor Probst auf Sol angekommen. Er hatte ihr ein paar Tage Freizeit gewährt. Genf, eine wunderschöne Stadt. Eine Stadt die ihr Kulturelles Erbe über die Jahrhunderte bewahrt hatte. Hier kamen sie alle zusammen. Alle Menschen aus allen Nationen und aus allen Systemen der Konföderation. Hier gab es überdurchschnittlich viele Aliens. Das war kein Wunder, denn diese Stadt galt als Regierungssitz der Terranischen Konföderation. Sie hatte die Tage genossen und hatte später ihre Stelle als Doktorandin und auch als Wissenschaftliche Mitarbeiterin von INTEL begonnen.
"Die Übliche Reaktion, wenn das Subjekt angesprochen wird. Etwas scheint mit dem Nervenscaninterface nicht zu stimmen. Wie sie aus den berichten herauslesen konnten, besitzt dieses Subjekt einen modifizierten Chip. Der Gleiche Chip, welcher wir von Di Benedetto erhalten werden. Vorausgesetzt er ist mit diesem Unterfangen erfolgreich"
Die Stimme von Dr. Probst war sachlich und ruhig. Jaya näherte sich dem Mann. Sein Stummer Schrei schien in diesem Moment von einem Hyperventilieren abgelöst zu werden. Seine Augen blickten noch immer Starr nach oben. Das war nicht nur Panik, das war der nackte Wahnsinn. Was könnte das bloß ausgelöst haben und war es überhaupt Reversible. Sie konnten nur darauf hoffen. Wie sonst sollten sie diesen Mann zum Sprechen bringen und sprechen sollte er. Probst sprach weiter. Einer der Pfleger verabreichte dem Mann so eben eine Spritze.
"Er war den Sicherheitsleuten in der Nähe der Regierungsgebäude aufgefallen. Er muss dort scheinbar zusammengebrochen sein. Zuerst hatte man in die örtliche Klinik gebracht, welche ihn im Schnellverfahren als psychotisch diagnostiziert hat, ohne eine nähere Diagnose zu stellen. Damals war er seltsamerweise noch ansprechbar, bis es zu seinem totalen Zusammenbruch kam. Das Ergebnis sehen sie vor sich"
Jaya konnte nur nicken. Der Mann schien total durchgeschwitzt zu sein. Zumindest sein Spasmus schien sich wieder zu lösen. Langsam entspannte sich auch sein Blick und die Lieder schienen nach unten zu sacken. Das Sedativum tat seine Wirkung.
"Man kommt diesbezüglich auch nicht weiter. Jeder versuch mit ihm zu sprechen führt zu diesem Resultat. Würden wir ihn nicht sedieren, würde dies seinen Tod bedeutet. Welches sind ihre Fragen, betreffend des Subjekts? Ich nehme an sie haben die Akten gelesen?"
Natürlich hatte sie die Akten dieses Mannes gelesen. Es war ein aus 100 Seiten bestehendes Dossier. Die Rohdaten bestanden aus wesentlich mehr Inhalt.
"Im Bericht steht, daß das Subjekt, als es von den Sicherheitsleuten aufgegriffen wurde, eine ganze Reihe von unzusammenhängende Begriffe und Sätze ausgesprochen haben soll. Deswegen ist er auch aufgefallen. Er soll dabei auch die Worte "Chip in meinem Kopf" ausgesprochen haben. Im Dossier steht nicht, von wem, wann und wo dieser Chip eingepflanzt wurde. Hat das Subjekt entsprechend Hinweise gegeben?"
Der Mann auf der Bare viel wieder in ein gleichmäßiges Atmen ein. Seine Augenlider wurden immer schwerer. Der Doktor antwortete.
"Nein, es gibt keine Aussagen, welche darauf hindeuten. Jedoch besteht die Möglichkeit dem nachzugehen. Das meiste seiner unzusammenhängenden Worte und Sätze wurden in den Rohdaten erfaßt"
Das war etwas worauf Jaya sich nach dem Lesen des Dossier bereits vorbereitet hatte. Nicht nur betreffend der Aussagen sondern auch um sich einen Überblick über die technische Details und die bereits vorgenommene Aktionen am Chip des Subjekts selbst zu verschaffen. Die Aufgabe war verhältnismäßig komplex aber ein guter Anfang um Teile ihrer Forschungsarbeit mit Inhalten zu füllen. Dr. Probst sprach weiter.
"Es gilt auch herauszufinden, welche von den ausgesprochenen Worten möglicherweise ein Teil des programmierten Chips sein könnten. Jedoch haben wir keinen Zugang zum Chip. Der Chip selbst könnte sowohl einen Zerstörungsmechanismus für das darauf existierende Programm integriert haben, wie auch einen solchen Zerstörungsmechanismus, der sich gegen das Gehirn des Subjekts wenden könnten"
Der Mann schien nun voll und ganz sediert zu sein, soweit Jaya das beobachten konnte. Seine Augen waren geschlossen und blieben geschlossen.
"Dieser Zerstörungsmechanismus könnte sich bereits in gang gesetzt haben"
Erwiderte sie darauf. Der Doktor nickte.
"Die Wahrscheinlichkeit besteht, mehr aber auch nicht. Was wissen sie darüber Miss Warnakulasurya?"
Erneut eine dieser Fragen, die der Doktor benutzte um ihr Wissen zu testen.
"Zerstörungsmechanismen, welche auf Nervenscann-Interface angewendet werden sind oftmals komplexen Verhältnissen ausgesetzt. Zum einen wirken sie nicht bei allen Menschen gleich. Aus der Cyber-Kriegsführung weiß man auch, daß Zerstörungsmechanismen oftmals nicht so programmiert werden, daß sie das Zentrale Nervensystem eines Subjektes vollends schädigen können. In manchen Fällen soll das Subjekt nur soweit geschädigt werden, daß es dem Feind keine sensiblen Daten überreichen kann. Im Umkehrschluß haben die Programmierer dennoch die Möglichkeit Daten aus dem Subjekt zu extrahieren. Zum Beispiel indem ein Programm initiiert wird, welches das Subjekt zum Sprechen bringt. Manche Chips haben aber auch zweifache Zerstörungsmechanismen. Wenn versucht werden sollte direkten Zugang zum Programm des Chips zu erhalten, kann der zweite Mechanismus initiiert werden. Dieser würden das Subjekt noch weiter schädigen, im Extremfall sogar töten. Jedoch sind solche Vorhaben nicht selten gescheitert, weil nicht die Wirkung erzielt wurde die beabsichtigt war"
Der Doktor nickte zufrieden. Wie wahrscheinlich war es, daß dies hier der Fall war? Ein zweiter Zerstörungsmechanismus. Daß es auch einfach eine Anomalie oder sogar eine Schädigung des Gehirns dieses Mannes eingetreten war, weil an ihm gepfuscht wurde konnte sie nicht beurteilen. Sie würde sich die Rohdaten anschauen müssen. INTEL Dr. Grob schien nicht alles auszusprechen? Was war mit diesem Mann? Warum war INTEL so an ihm interessiert und warum hegte Dr. Probst den verdacht, daß sich in diesem Chip eine Zerstörungsmechanismus und sogar ein zweiter Zerstörungsmechanismus befinden könnte? Solche Dinge wurden nur von Profis programmiert? Sie würde dem nachgehen müssen.
Der Raum war stickig und heiß. Irgendwie erinnerte er Larry an Hartmann. Der Typ der hinter dem Tisch sass hatte jedoch herzlich wenig mit Larrys Chef am Hut. Genaugenommen gar nichts. Ein mürrisches Cyber-Face, mit giftgrünen Pupillen -Larry machte jede Wette, daß dies keine natürliche Augenfarbe darstellte- dutzenden von Piercings, Tattoos und einer seltsam anzuschauenden Titanplatte an der linken vorderen Schädelseite, schaute ihn an. Die Haare dieses Cyber-Shit-Face wie Larry dessen Eleganz und Schönheit einstufte waren blond, beziehungsweise die Stoppeln die zu sehen waren. Viel war nicht zu sehen. Der Typ war hager und mußte in Echtzeit -wenn er aufstand- etwa zwei Meter groß sein.
"Na Krummfinger, immer noch das gleiche süffisante Drecksgrinsen im Gesicht. Es hat sich wohl noch keiner gefunden, der es dir mal gehörige aus der Fresse geschlagen hat, was?"
In den Worten des Cyber-Typen schwang ein wenig bedauern mit. Scheinbar gespieltes Bedauern. Seine Worte machten nicht den geringsten Eindruck auf Larry. Im Gegenteil, es veranlaßte ihn dazu jenes gewinnbringendes lachen aufzusetzen. Freche weiße Zähne blitzen auf.
"Nein dafür habe ich meine beiden Buddies hier"
Larry deutete auf die beiden Quadraschädel mit Namen Max und John.
"Aber auch ich bin erfreut dich zu sehen, Dumbass"
Dumbass Blickte die beiden Quadratschädel an. Ein kurzes, höhnisches, Lächeln erscheint auf Dumbass' Gesicht.
"Du reist in sehr ausgewählter Gesellschaft, Krummfinger. Was willst du? Du bist bestimmt nicht hier um Nettigkeiten auszutauschen oder hast du dich in der kurzen Zeit doch tatsächlich in einen geselligen, Menschen liebenden Kerl verwandelt?"
"Ich bitte dich"
Entgegnete Larry.
"Mein Herz ist groß, mein Herz ist Großzügig. Da ist genug Platz für alle Menschen, sogar für dich Dumbass. Aber ich bin nicht hier, um dir die Frohe Botschaft über die grenzenlose Liebe welches das Universum uns entgegenbringt zu überbringen" "Ha..."
Dumbass schnaubte durch seine gepiercte Nase.
"Ich würde auch vorschlagen, daß du das den hiesigen Predigern überlässt. Auf Regallis haben wir ein paar ganz ausgekochte Exemplare, das das betrifft. Aber jetzt heraus damit. Was willst du?"
"Einer meiner Kunden ist ein Liebhaber von seltenen elektronischen Artefakten"
"Was meinst du mit selten, Krummfinger?"
Larry lachte nicht mehr in der gleichen Intensität wie zuvor, dennoch war seine Mimik Gewinnbringend.
"Ich meine was ich sage. Selten"
Der Cybermensch betrachtete Larry für einen Moment. Sein mürrischer Zug vermischte sich mit Nachdenklichkeit.
"Kommt darauf an. Was ist es?"
Larry wußte, daß Dumbass nur seltene Waren hatte. Wenn es etwas gab das er selbst als Selten bezeichnete, dann handelte es sich oftmals um sehr heiße Eisen. Es handelte sich um Dinge von denen man besser die Finger davon ließ. Larry hatte das Gefühl, daß dieser Chip einer dieser "seltenen" Gegenstände war"
"Die modifizierte Form Nervenscan-Chips. Ein RFDT17"
Dumbass Blickte Larry mit zusammengekniffenen Augen an, als Larry ihm die Beschreibung des gewünschten Gegenstandes anhand seines PDA's vor die Nase hielt. Für einen Moment schwieg dieser einfach.
"Das wird nicht günstig. Ehrlich gesagt kann ich nicht einmal garantieren, daß so etwas erhältlich ist. Und dann ist da noch die Gefahrenzulage. Das kostet mindestens eine Größenordnung mehr als meine anderen seltenen Produkte"
"Deal, ich kaufe den Chip"
Da war dieser verunsicherte Blick auf Dumbass' Gesicht. Lass mich raten Punk, du fragst dich jetzt ob du zu wenig gefordert hast, nachdem ich sofort zugestimmt habe? Larry grinste wieder. Der unsicher Blick wich dem mürrischen Zug als Dumbass Larry's Grinsen scheinbar durchschaute.
"Ich werde sehen was ich tun kann"
"Wunderbar du weißt ja wo du mich findest"
Larry stand auf. Seine beiden Quadratschädel folgten ihm grunzend als er die stickige, muffelige Bude verließ.
Max Jäger auch bekannt als Mad Eagle thronte über Larry. Larry sass an einem Tisch, die Beine hatte er auf den Ecken des Tisches gelegt und hielt eine Glas Bier in den Händen, an dem er regelmässig nippte. Mad sollte sich mal ein bißchen entspannen dachte er für sich selbst. Er hätte es auch ausgesprochen, wenn dieser ihn mal zu Wort kommen ließe. Mad's Stimme wurde laut und war selbst im Lärm für alle gut zu hören.
"John verschwindet nicht einfach so"
Larry sass an einem Tisch, einer verrauchten und wirklich, wirklich heruntergekommenen Spelunke. Heruntergekommen in mancher Hinsicht. Neben der Tatsache, daß alles alt, gammelig und schmutzig war -der Tisch zeugte von nicht geputzter Klebrigkeit- waren auch die Gäste diese "Etablissements" höchst zweifelhafte Gestalten. Regallis, Piratensystem, das dreckigste Dreckloch welches das Universum zu bieten hatte. Larry fühlte sich hier nicht einmal so unwohl, auch wenn er sich nicht zu jenen Sklavenhändler, Frauenschänder, Drogenschmuggler, Halsabschneider und noch schlimmeres zählte. Jedoch staunte er über die Aufregung welche Max hier anzuzetteln schien, und das Wohlsein verwandelte sich in Unwohlsein. Es war nie gut, hier zuviel Aufmerksamkeit zu bekommen. Das war sogar außerordentlich schlecht.
"Er ist schon die ganze Nacht verschwunden. Es muss ihm etwas zugestoßen sein"
Das gute war vielleicht, daß der Quadratschädel für einmal Gefühle zeigte, auch wenn es nicht die Gefühle waren, welche Wohlwollen in Larry weckten. Für einmal kam auch Larry zu Wort.
"Ach entspann dich Mad. John wird sich wahrscheinlich mit einer billigen Weltraumhafenhure die Zeit Vertreiben. Von denen gibt es hier genügend und günstig sind sie auch noch"
Mit einem aufgesetzten wohlwollenden zähnefletschenden Grinsen blickte Larry zu Max hinauf. Er mußte feststellen, daß dessen Gemüt von gehässig zu panisch gewechselt hatte. Larry seufzte laut. In diesem Moment trat ein Gorilla von einem Mann, er war sogar größer als Mad Eagle und John Stein, in die Bar. Larry hätte dies kaum für möglich gehalten aber hier war der Beweis. Verdammtes langes Elend, dachte er, und breit, verdammt nochmal breit. Mit einer tiefen aber lauten Baritonstimme dröhnte dessen Stimme durch die Bar.
"Hey Leute, es hat mal wieder einen erwischt aber dieses Mal richtig. Ich sage euch, das ist ein Anblick"
Während der Gorilla sich durch die Bar stiess, er schien ein wenig betrunken zu sein, drehte sich Mad Eagly mit Panik im Gesicht um und verließ im Eilschritt die Bar. Larry seufzte resignierend. Natürlich war das ein Zufall, ich fresse Dreck wenn es sich hier um John handelt. Es gab es hier genügend Leute die etwas ausgefressen hatten. In nicht wenigen Fällen wurden diese unsanft entsorgt. Betrügen, Stehlen, Ehebrechen und was es nicht noch alles gab war hier voll ok. Jedoch scheißt man sich nicht das eigene Nest. Die Piraten, welche diese Basis hier beherrschten, gingen mit solchen Dingen sehr "pragmatisch" um. Larry kramte eine Zigaretten hervor. Eine Rauchen wäre genau das richtig, wo ist der verdammte Anzünder? fragte er sich als er ihn nicht finden konnte. Er suchte in der Jackentasche und zog den Zettel hervor. Es war der Zettel mit diesen seltsamen Hieroglyphen. Larry fragte sich warum er das Knöllchen nicht einfach weggeworfen hatte? Etwas in ihm sagte ihm, daß dies ein Fehler sein würde.
Das Subjekt schrie aus voller Kehle, die grell leuchtende Decke an. Mit zitternden Fingern schob sie die Spritze in die Injektionskanüle. Beruhigungsmittel, sollte es sein. Sollte es einmal mehr sein. In den letzten Tagen hatte Jaya mehrmals versucht das Subjekt zu wecken und irgendwie Kontakt herzustellen. Beim jüngsten Versuch hatte sie seinen Kopf mit Elektroden versehen. Sie wollte die Gehirnströme messen. Ganz spezifisch wollte sie herausfinden, welche Impulse der Chip im Kopf des Subjekts an sein Gehirn aussendete.
"Eins, eins, eins, eins, Polizei..."
Das Subjekt sprach weiter. Die Adern an seinen Armen standen ab. Ein Hinweis darauf wie stark "er" sich verkämpft hatte.
"...Hexe, HEXE, HEXE, HE HE HE HE HEEEEEEEEE "
Die Worte ergaben keinen Sinn. Lange würde es nicht mehr dauern, und er würde mit voller Lautstärke Schreien. Es war immer das Gleiche. Die Dosis Beruhigungsmitteln wurde langsam abgesetzt. Dann dauerte es auch nicht all zu lange bis das Subjekt zu Bewußtsein kam. Jaya kam es vor als ob diese Person mit vollem Bewußtsein anwesend war. Er sprach jedoch nie. Er Blickte sie nicht einmal an. Was vielleicht auch daran lag , daß das Subjekt fest gezurrt auf dem Bett lag. Sie wagte es nicht ihn zu befreien, weil sie sich die Konsequenzen nicht ausmalen konnte, sollte das Subjekt ohne Fesseln durchdrehen. Bisher war er jedes Mal durchgedreht. Seine Anfälle hatten Ähnlichkeiten mit psychogenen Krampfanfällen. Jedoch sprachen alle Indizien dafür, daß es sich hier um nichts emotionales, sondern um etwas neurologisches handeln mußte. Vielleicht wirkte der Chip in seinem Kopf negativ auf seine Gefühle aus. Er schien sich wieder zu beruhigen. Da sie sich bisher nicht getraut hatte zu lange zu warten, war der Anfall des Subjekts bisher nie am Höhepunkt angekommen.
"Oh Champs-Élysées..."
Während das Subjekt wieder in das Reich des Unbewussten verfiel betrachtete sie die aufgezeichneten Ergebnisse seiner Hirnströme. Interessanterweise schienen sie bis zum Anfall vollkommen der Norm zu entsprechen. Die Daten bestätigten ihren verdacht. Das Subjekt war bei Bewußtsein. Es konnte vielleicht sogar klar denken. Die Wahrheit war, nach dem Aufwachprozeß hatte sie das Subjekt für eine lange Zeit einfach sein lassen können. Sobald sie ihn jedoch angesprochen hatte oder auf eine andere Weise versucht hatte den Kontakt herzustellen, brach der Anfall aus. Den Bereich des Chips hatte sie zusätzlich vermessen lassen. Auch hier lag nun eine Bestätigung vor. Der Chip hatte einen Bruchteil einer Sekunde kurz vor dem Anfall einen Impuls ausgesendet. Also hatte der Chip tatsächlich etwas zu tun. Sie konnte jedoch nicht verstehen, warum ein einzelner Impuls einen solchen Anfall aufrecht erhalten konnte. Was hatte sie übersehen? Sie würde den Chip näher untersuchen müssen. Sie nahm ihr INTEL-Arbeits-PDA und ließ die Daten darauf übertragen. Gleichzeitig speicherte sie die Ergebnisse auf einem Datenstick. Eine Dritte Kopie ließ sie in den hochgesicherten Datenserver von INTEL ablegen.
Jaya stand auf und verließ den Raum. Außerhalb des Raums stand ein Sicherheitsmann.
"Mademoiselle?"
Sprach dieser sie freundlich, fragend an, als ihr Blick an ihm hängen blieb und damit suggerierten, daß sie ihn ansprechen würde.
"Ich bin für heute durch, Oskar"
"Mais oui Mademoiselle, isch werde eine Pfleger rufen"
Sie lächelte freundlich zurück und ging zum Ausgang, um den Geheimdienstkomplex zu verlassen, und um nach Hause zu gehen.
Ja, hier stimmte etwas nicht. Larry hätte auf diesen Quadratschädel Max Jäger, auch genannt Mad Eagle hören sollen. Das war tatsächlich John Stein gewesen, den sie da tot und ganz übel zugerichtet aus der Gosse von Regallis III gezogen hatten. Dreckiges, verdammtes Piratennest. Dachte er. Es entsprach nicht dem Brauch Händler zu töten. Händler brachten Geld. Oftmals viel Geld. Warum sollte ihnen jemand an den Kragen gehen wollen? Larry und damit auch seinen beiden Buddies waren nichts anderes als Händler und hatten nie jemanden übers Ohr gehauen. Und jetzt war auch Mad Eagle tot. Es war eine andere Gosse gewesen, doch sie war nicht weniger dreckig gewesen. Mad Eagle war genauso wie John Stein zugerichtet worden. Mad hatte recht gehabt. Diese Morde ergaben keinen Sinn oder hatten die beiden etwas ausgefressen? Dreckiges, verdammtes, verrecktes Piratennest. dachte er. Oder hatte es etwas mit seinem Auftrag zu tun? Würde Larry der nächste auf der Liste sein? Wollte man ihn umbringen, weil er Interesse an einem Chip bekundet hatte? Das ergab auch keinen Sinn, selbst wenn man bedachte, daß dieser feine Herr Doktor, der ihm den Auftrag verschafft hatte, mehr als nur ein Doktor war. Nein, das machte keinen Sinn. Das machte alles keinen Sinn. Und am allerwenigsten ergab es einen Sinn, daß er sich bei diesem "Dumbass" keine Waffe besorgt hatte.
"Verdammt"
Sprach Larry vor sich hin und zog an seiner Zigarette. Er war auf dem Weg zu seinem Transporter. Das Beste würde sein, so schnell wie möglich von diesem Ort zu verschwinden. Vergiß den Auftrag, vergiß das Geld. Gedanklich hatte er den Profit, welcher der Doktor versprach, aufgegeben. Ob er ihm jemals wieder einen Auftrag geben würde? Besser Arm und lebendig als reich und tot. Die Entscheidung fiel ihm nicht schwer. Jetzt konnte er nur noch darauf hoffen, daß er es schaffen würde, seinen Transporter zu erreichen.
10 Minuten Später war er in seinem Transporter angekommen. Er betrat diesen über eine Rampe. Von innen verschloß er das Schott. Larry atmete auf. Er würde es schaffen. Erleichterung machte sich in ihm breit. Er wollte entspannt zum Cockpit gehen und den Startvorgang einleiten. In diesem Moment packte ihn jemand von hinten um den Hals und drückte zu. um ihn herum wurde alles schwarz.
Da hatte er ihn erwischt und gut verschnürt. Da windete er sich wie ein Fisch im Netz. Jeder Fisch gehöre ins Wasser. Zu Dumm. Diesem Fisch würde aber ganz langsam die Luft ausgehen. Cypher war ja eher ein Mann für die schnelle Nummer. Jedoch drängte die Zeit, und er konnte nicht zwei Dinge auf einmal erledigen. Zuerst das eine Ding, dann das andere Ding. Danach kommt der Reinigungsdienst.
Cypher verließ Lorenzo di Benedettos Transporter. Er hatte gefunden was er gesucht hatte. In Krummfinger Larrys kleiner Jackentasche hatte der Zettel gesteckt. Es hatte nicht einmal ein verhör gebraucht. Eine gründliche Untersuchung seiner Besitztümer reichten vollkommen aus. Nun war er auf den Weg zum nächsten Kommunikationsterminal. Er hatte den Code, doch das alles hatte viel zu lange gedauert. Sein Auftraggeber würde nicht sehr erfreut sein. Dennoch ging Cypher davon aus, daß er noch immer innerhalb einer verlässlichen Frist agierte. Cypher dachte nicht, daß Larry noch weitere Infos zum ausplaudern bereit hielt. Der Kerl wirkte eher wie jemand, der zufälligerweise zwischen die Fronten geraten war. Das Leben war voller unglücklicher Zufälle.
Er erreichte das Terminal. Der Code hatte ihn zu einem Datenpaket geführt, welches ihn wiederum angewiesen hat zu einer bestimmten Person Kontakt zu suchen. Es handelte sich um eine verschlüsselte Verbindung. Mit wem und wohin er "telefonierte" war vollkommen unklar. Cypher nahm die Verbindung auf. Der blaue, neutrale Monitor welcher anzeigte, daß die Verbindung gerade übertragen würde, wirkte vollkommen normal, bis der Monitor des Terminals plötzlich schwarz wurde. Nichts war zu sehen, jedoch sprach eine unbekannte verzerrte Stimme.
"Cypher"
Eine amüsierte Nuance schwang in dessen Stimme mit.
"Du hast dir Zeit gelassen"
Ein seltsames Gefühl beschlich Cypher. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
"Wir hätten nicht gedacht, daß du nochmals versuchst Kontakt aufzunehmen. Was ist los? Ein Mann wie du kennt keine Skrupel, wir wissen das. Warum hat es so lange gedauert, bis du deinem Auftrag nachkommst? Hat dir der fürstliche Vorschuß den Kopf verdreht?"
Ein rauhes Lachen entglitt Cyphers rauhen Stimme.
"Nichts davon. Ein kleiner Scheisser hat mich beim Glücksspiel ausgenommen. Danach hat er mein Pech wie eine Jacke übergestreift. Jeder der in Besitz dieser Jacke geraten ist wurde vom Pech verfolgt. Ich habe der Jacke das Pech entnommen. Wie lautet der Auftrag?"
Das Lachen erklang nun auch vom schwarzen Bildschirm her. Es hatte etwas bedrohliches.
"Du hast von uns nicht den Auftrag erhalten, dich um diesen Mittelsmann von Intel zu kümmern, der diesen Chip auftreiben möchte. Dein Auftrag hätte gelautet: Ein hohes Regierungsmitglied der Terranischen Konföderation zu töten, nicht dem Schützling dieses Dr. Probst hinterherzujagen"
Noch immer lachte die Person welche sich hinter dem dunklen Bildschirm verborgen hielt.
-Intel? Chip? "Hätte" ein Regierungsmitglied getötet?-
Cypher wollte die Umstände näher erklären, auch wenn es ihm gegen den Strich ging. In diesem Moment überkam ihn dieses unbestechliche Gefühl Ein Gefühl von unmittelbarer Gefahr. Es war Jahre her, daß er ein solches Gefühl gehabt hatte, doch auch damals hatte ihn ein sofortiges Handeln das Leben gerettet. Cypher stand auf und sprang so schnell wie er konnte vom Terminal weg, und um die nächste Ecke herum. In diesem Moment knallte es Ohrenbetäubend. Dort wo er vor wenigen Sekunden noch gestanden war, war ein Sprengkörper in die Luft gegangen.Hinter der Ecke konnte er die Wucht der Detonation fühlen. Eine Staubwolke hüllte alles ein und verdunkelte die Halle. Schreie und Weinen erklangen. Irgendwo, ganz in der Nähe zu ihm, stöhnte jemand voller Schmerzen. Zwei Gestalten tauchten vor ihm auf. Beide hielten sie Projektilwaffen in der Hand. Sie schienen Cypher nicht zu sehen, jedoch war es ihm sofort klar. Er konnte nicht sagen warum aber diese beiden Typen suchten nach ihm oder nach dem was von seiner Leiche übrig gewesen wäre. Cypher reagierte blitzschnell.
-Nicht dort. Ich bin hier. Damit habt ihr nicht gerechnet-
Dachte er und packte den ersten von hinten und brach ihm mit einem lauten Knacken das Genick. Der zweite drehte sich abrupt um. Jedoch nicht schnell genug. Cypher war schon an ihm dran und lenkte dessen Waffe nach oben. Der Schuß ließ ein gutes Stück Decke herabprasseln. Cyphers Faustschlag in die Luftröhre des Typen ließ den ungleichen Kampf sehr schnell beenden. Wie ein, um Luft schnappender, sich windender Fisch, ging dieser zu Boden. Die zerquetschte Luftröhre würde ihn nicht mehr lange leben lassen. Es war an der Zeit sich aus dem Staub zu machen. Sein Glück, war der Raum mit dem Staub der Explosion durchdrungen. Keine Kameras hatten das so eben Geschehene aufgenommen.
Larry war auf einen Stuhl festgebunden. Ein Stuhl der gut und fest mit dem Boden verankert war. Wie war er bloß in diese Lage geraten? Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Er hatte niemanden ans Bein gepinkelt. Sein Ziel war nichts anderes als ein kleiner Ausflug nach Regallis, und der Kauf eines seltenen Mikrochips gewesen. Seine beiden Buddies, die ihm den notwendigen Geleitschutz gewährt hatten, waren tot. Wie würde er dies der Brillenschlange Hartmann erklären? Vielleicht waren solche Gedanken auch überflüssig geworden. Vielleicht würde diese kleine Episode seines Lebens nicht überleben. Das war sehr wahrscheinlich, wenn man bedachte wie der Typ ausgesehen hatte, der ihn an diesen Stuhl festgebunden hatte. Er hatte kurz nach seinem Aufwachen einen kurzen Blick auf ihn werfen können. Kalte, graugrüne Augen. Dunkle Haare, mit wenigen grauen Stellen an den Schläfen. Er war nicht zu groß aber er wirkte gefährlich. Das Schlimmste, es handelte sich um die gleiche Person, die er damals auf der Titankolonie gesehen hatte. Dieses Schwein hatte einem zwei Meter Hünen mit einer kurzen Bewegung das Handgelenk gebrochen. Ein echt mieses Schwein.
Larry wußte nicht wie lange er sich schon zusammengeschnürt an diesem Ort befand. Die kleine flimmernde Deckenlampe spendete zumindest etwas Licht. Er war nicht vollkommen im Dunkeln. Jedoch betrachte er seine Position als verhältnismäßig unbequem. Sein Körper schien dieser Diagnose zuzustimmen, wenn er die Schmerzen mit in die Rechnung einbezog. Neben der mißlichen Lage schien seine Kehle auch ausgetrocknet zu sein und sein Magen meldete Hunger an. Verdammte scheiße, du kämpfst um dein Überleben und denkst nur ans Essen?. Ein heiseres bitteres Lachen entsprang seiner Kehle. Der Knebel im Mund machte es auch nicht besser.
Die Türe öffnete sich. Da war es zurück, das Dreckschwein. Doch etwas war anders. Es gab vieles das an Larry einfach vorbeiging. Jedoch war das hier nicht zu übersehen. Das Schwein war vollkommen mit Staub bedeckt. An seiner Wange war ein kleines Rinnsal an ausgetrocknet Blut zu sehen. Die kalten Augen dieses Bastards betrachtete Larry nachdenklich. Dann sprach er. Seine Stimme klang bedrohlich, heiser.
"Nach getaner Arbeit räume ich auf"
Als er sprach riß er schmerzhaft den Knebel aus Larrys Mund. Ein blutiger Eisengeschmack entstand in seinem Mund. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab sein loses Mundwerk zu benutzen.
"Du steckst wohl mächtig in der Scheiße, was?"
Larrys Stimme war nicht mehr als ein Krächzen. Larrys Peiniger wirkte äußerlich unbeeindruckt, als er antwortete.
"Der Grund, ich mag es nicht wenn meine Klienten sprechen"
Dies schien wohl eine Aufforderung zu sein den Mund zu halten. Klient? Der Zimmerservice läßt aber sehr zu wünschen übrig, du Bastardenschwein.
"Ich werde dir ein Angebot machen, das du nicht ausschlagen kannst. Ich werde dir ein paar Fragen stellen. Du wirst mir diese Fragen alle beantworten und dann wirst du mir mitteilen was es mit diesem Chip auf sich hat"
Chip? Larrys Gedanken rasten. War das hier nur ein Trick? Woher wusste dieser von diesem Chip und warum sollte man ihn deswegen umbringen wollen. Es sei denn, dieser Dr. Probst hätte ihm etwas verheimlicht. Natürlich hat er das. Das tut er die längste Zeit. Dieses Grinsen erschien auf Larrys Gesicht. Blutige Zähne wurden sichtbar.
"Wenn ich einer deiner Klienten bin, betrachtest du meine "Unterbringung" hier wohl als eine Dienstleistung, was? Sei schön artig, wenn du mich sprechen hören willst"
Man konnte versuchen Forderungen zu stellen. Warum nicht? Was Larry jedoch wirklich überraschte war die Tatsache, daß dieses Schwein ihm, in diesem Moment, tatsächlich die Fesseln löste.
Larry streckte sich und versuchte sämtliche Spannungen aus seinem Körper zu bekommen.
"Wie lange?"
Fragte er seinen Peiniger und dachte noch dazu: Hat mich dieses Schwein hier festgebunden gehabt.
"Acht stunden"
Kam die kurze und knappe, mit heiserer Stimme getätigte, Antwort. Er hatte Larry noch immer nicht gesagt wie er heißt. Larry nannte ihn für sich selbst einfach nur Bastardenschwein. Das war das mindeste an Zuwendung, welches sein Gegenüber verdient hatte. Das Bastardenschwein hielt ihm eine Flasche Wasser hin, welche nur zu einem Drittel gefüllt war. Natürlich, ich soll ja singen. Das wären dann mal wahrhaftig Perlen vor die Säue. Larry nahm die Flasche und leerte den Inhalt in einem Zug hinunter.
"Mehr? Beantworte meine Fragen"
"Ach was. Davon gibt es außerhalb dieses Raums mehr als genug. Ich könnte einfach gehen..."
Das Bastardenschwein blickte Larry mit einem gelangweilten Ausdruck an. Nein, gegen diesen würde Larry ziemlich sicher den Kürzeren ziehen. Das hier war ein echtes, wahrhaftiges Drecksschwein.
"...ach vergiß es. Stell mir die Fragen"
"Wer von Intel ist dein Auftraggeber?"
Intel? Larry wirkte leicht verwirrt. Das Bastardenschwein achtete nicht darauf und fragte gleich die zweite Frage.
"Warum dieser Chip?"
Larry setzte sich wieder auf diesen verhaßten Stuhl. Zwar wollte er es vermeiden jemals wieder auf diesem Ding sitzen zu müssen. Jedoch konnte man sitzend viel besser die Haltung bewahren. Larrys Gedanken ratterten. Sollte er gleich alle seine Trumpfkarten ausspielen. Zugegeben, Larry war gut im Kartenspiel. Folglich beherrschte er auch einen guten Bluff. Sollte er sein Wissen preisgeben? Das Problem war jedoch, Larry wußte sozusagen nichts. Weder über die Funktion dieses Gehirn-Chips, noch etwas über diesen Doktor. Das eine war eine Seriennummer eines modifizierten Artefakts. Das andere nichts anderes als ein Akademischer Titel und ein Name. Larry konnte nur verlieren. Dafür, daß der Doktor Larry hat so in die Scheiße reiten lassen schuldete er diesem nichts. Larry entschloß sich zu reden.
"Ich bin kein Mitglied von Intel"
Das war die Wahrheit. Ob Probst jedoch ein Intel-Mann war konnte er nicht wissen.
"Ich weiß nur, daß mir ein Dr. Prof. Philipp Probst eine sehr hohe Summe für eine modifizierte Version eines RFDT17-Interface Scanner-Chip angeboten hat. Es handelt sich um eine ganz spezielle modifizierte Version, welche man scheinbar nur auf Regallis III findet. Einen Teil der Summe gab es als Vorauszahlung. Auch um den Chip zu bezahlen. Verdammte Scheiße, ich dachte der wollte das Ding für seine Forschungen haben"
Der letzte Satz war gelogen. Jeder der sich ein wenig auskannte würde zu dem Entschluß gekommen sein, daß kein Forscher auf der Welt einen solchen Preis bezahlen würde. Das Bastardenschwein blickte Larry mit kalten Augen an und sagte lange nichts.
"Hast du deswegen meine beiden Buddies umgenietet?"
Er entgegnete nichts darauf sondern blickte Larry weiterhin an, so als würde er den Wahrheitsgehalt seiner Worte prüfen.
"Deine Buddies haben uns zwei Jäger vermacht. Wie lauten die Zugangsdaten?"
"Wozu? Willst du einen Regallis Rundflug machen?"
Antwortete Larry, mit bitteren Worten.
"Nein aber vielleicht könntest du mir helfen den Mord an einem hohen Regierungsmitglied der Terranischen Konföderation zu verhindern"
Larry war für einen Moment sprachlos. Langsam und vorsichtig fragte er.
Es war der Wahnsinn. Mad Eagle und Cold as Stone waren tot. Getötet von eben diesem Mann, dem er jetzt versuchte von Regallis zu entkommen. Larry Würde seinen Transporter auf Regallis III stehen lassen. Regallis III, ein Ort der mit Gesindel jeglicher Art vollgestopft war. Er würde versuchen von eben diesem Planet zu entkommen, indem er die Jäger seiner beiden toten Buddies entwendete. Arschgesicht Hartmann würde ihn nicht einfach nur zur Sau machen, nein. Er würde ihn an seinen haarigen Eier aufhängen und ihn genüßlich ausbluten lassen. In anderen Worten, Larrys Versäumnis würde eine Anzeige zur Folge haben. Es sei denn Larry nähme mit Hartmann unverzüglich Kontakt auf, um ihm die Lage zu schildern. Was für ein Absurder Gedanke. Neben der Tatsache, daß ihn ein solche Handlung nur noch mehr gefährdete, würde Hartmann sich doch sehr darüber wundern, warum Larry eine "Abkürzung" nach Regallis III genommen hätte. Nein, Kontaktaufnahme war keine Option. Die Wahrscheinlichkeit, daß man nun auch Larry umbringen wollte -er war laut Cypher Mitwisser- war inflationär gestiegen. Wenn ihn nicht dieser Bastard namens Cypher vorher umbringen würde. Verdammte Hühnerkacke. Larry widerstand dem Drang einfach schreiend durch den Hangar zu rennen, auf und ab zu hüpfen und dabei seltsame kryptische Worte von sich zu geben. Der Wahnsinn war nicht mehr weit, das wußte er. Der Umstand, daß ein hochrangiges TC-Mitglied ermordet werden sollte, änderte nichts an Larrys verzweifelten Gedanken. Zumindest waren sie noch am Leben und würden es auch bleiben, sofern sie diesen Probst irgendwie erreichen konnten. Das Problem, Probst würde sich sehr wahrscheinlich in Sol aufhalten.
"Den Zugangscode, Krummfinger"
Cypher stand vor einem der Jäger, welche Larrys Buddies geflogen waren. Zwei alte Razor, die man einigermaßen in Stand gehalten hatte. In der Zwischenzeit hatte dieser ihm seinen Namen genannt. Ob es sein richtiger Name war, wagte Larry stark zu bezweifeln. Larry blickte sich um. Außer einigen Technikern, welche an einem Flieger herumbastelten, schien heute niemand anwesend zu sein. Ein schlechtes Zeichen? Es würde besser sein schnell in die Jäger einzusteigen und zu verduften.
"Kannst du dem Jäger nicht einfach drohen. Bei deiner Überzeugungskraft wirst du ihn wahrscheinlich weich klopfen können"
Cypher blickte Larry gelangweilt an und wartete. Larry seufzte.
"Krummfinger"
Cypher blickte ihn noch immer gelangweilt an.
"Was?"
Entgegnete Larry empört.
"Der Code ist Krummfinger"
Zweifel erschienen in Cyphers Gesicht.
"Krummfinger?"
Kopfschüttelnd gab er den Code ein. Die Luke ließ sich öffnen. Ohne etwas zu sagen stieg der Killer in den Jäger. Elendes Bastardenschwein. Larry seufzte nochmals ging zum anderen Jäger und gab einen weiteren Code ein. Larry war zwar Pilot. Dem Entsprechend würde er auch einen Jäger von einem Planeten fliegen können. Wirklich damit Kämpfen konnte er jedoch nicht. Ob dieser Cypher das konnte? Cypher sprach über den Funk.
°Überlass das reden mir. Sie denken wahrscheinlich, daß ich tot bin.
°Das wollen wir doch hoffen
Mach dir keine Mühen, von mir aus könntest du auch tatsächlich tot sein. Denkt Larry. Cypher nahm Kontakt mit der hiesigen Flugkontrolle auf.
°Hier Spricht John Belushi, können wir starten?
Die Stimme der Flugkontrolle antwortete umgehend.
°Ha, John Belushi, daß ich nicht lache. Eure Pseudos werden immer ausgefallener. Du kannst gleichen Starten, Johny Boy. Wir müssen da zuerst etwas klären.
Der Verantwortliche der Flugkontrolle war genauso wie man es erwartet hätte. Ein hiesiger Barbar, mit einer rauhen Stimme. Über den Funk war das heisere Fluchen Cyphers zu hören.
°Hör zu Krummfinger, auf drei schießen wir uns den Weg frei. Eins...
Der Schrecken stand in Larry Gesicht geschrieben Auf drei tun wir was?
°Zwei...
°He warte mal...
°Drei!
Er kam nicht dazu mehr zu sagen. Cypher zählte auf drei und dann startete er durch. Seine Triebwerke feuerten Energie nach außen, dann hob er ab. Larry hatte keine Zeit zum nachdenken. Er drückte den Hebel nach unten und startete ebenfalls, und das sehr unkontrolliert, durch. Ich werde in dieser verfluchten Ölsardinenbüchse sterben, verdammt!!