Minister Del Maro sass in einem seiner Besprechungszimmer und wartete geduldig auf die Gäste. Er nahm einen Schluck Tee, schaute auf den kleinen Computer an seinem Armgelenk, um sich der Zeit nochmals bewußt zu werden, nahm aus seiner Anzugtasche einen seiner goldenen Stifte, legte diesen neben seinen Notizblock auf den Tisch und verschränkte seine Hände in einer Gebetsmanier. Er sass nachdenkend, meditierend am Tisch und wartete.
Dies waren unruhige Zeiten. In Genf hatte man einen Mann ermordet, welcher als Hauptzeuge gegen die geplante Verschwörung befragt wurde. Den Mord hatte man Vega in die Schuhe geschoben. Nun, man konnte nichts Beweisens aber der Ruf dieses Mannes war zerstört. Aufgrund des politischen Bebens, welches sich danach ereignet hatte, übernahm David E. Rhodes die Aufgaben des Kanzler. Del Maro konnte nicht sagen, daß dieser Umstand ihn besonders traurig machte. Auf dem Jupitermond Europa waren Bewaffnete in einen unterirdischen Komplex von Intel eingedrungen und hatten dort versucht einen weiteren Zeugen zu beseitigen. Dieses Mal war das Vorhaben gescheitert, und die Angreifer hatten Leichen zurückgelassen. Dies sollte ausreichen, um die Spur zu sichern. Doch wesentlich beunruhigender erschienen die Ereignisse im Reich der Kilrathis. Dort war ein blutiger Bruderkrieg vom Zaun gebrochen. Zugegeben, es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis dies geschehen mußte und geschehen mußte es. Da brauchte es keine Einflüsse von außen. Die Kilrathis waren so, daß sie solche Dinge von alleine in die Wege leiteten. Es brauchte nur den Tod Meleks und Voilla, da war das Feuer entfacht. Sie hatten Trägerverbände hingeschickt, welche den Frieden gewährleisten sollten. So etwas wie Friedenstruppen sollten das sein aber das interessierte die Gegenseite der Kilrathis nicht. Im Gegenteil. Für die Rebellen war das eine gute Gelegenheit, sich zusätzlichen Ruhm zu ergattern. Sie schossen auf alles was nicht auf der Seite des "neuen" Imperiums stand. Ja, damit hatte man gerechnet, dennoch wurde am Vorhaben, Flotten zu entsenden festgehalten.
Dann erklang ein leichtes Klopfen, und die Tür öffnete sich. Es traten zwei Herren mit Anzug und Krawatte herein. David E. Rhodes, der Verteidigungsminister und Andrew Turner der Chef des Geheimdienstes. Del Maro stand auf, um die beiden zu begrüßen.
"Guten Tag, die ehrenwerten Herren"
Sagte er freundlich und setzte eine zuvorkommende Mimik auf.
Turner, der ebenfalls das Besprechungszimmer betreten hatte, blickte sich für einen ganz kurzen Moment aufmerksam um. Es war der Blick eines Intelmitarbeiter. Es war der Blick eines Intelmitarbeiter, der früher einmal Teil des operativen Geschäfts gewesen war. Die anderen hatten von seiner Aufmerksamkeit wahrscheinlich nichts mitbekommen. Die Frage ob dieser Raum sicher war, ließ er offen. Wie auch immer, zuviel würde er den beiden Herren nicht verraten. Sie würden nur das an Informationen bekommen, das sie unbedingt benötigten. Er würde keine Details erzählen. Er schüttelte Del Maro die Hand.
"Herr Minister, sehr erfreut"
Sagte er ohne zu lächeln. Seine Augen behielten diesen kalten Ausdruck bei. Sie waren ein Zeichen für Intelligenz, für kalte Intelligenz.
Während Del Maro Turnert ebenfalls Tee anbot, dieser das Angebot aber ablehnte schenkte sich Rhodes ein Täßchen Tee ein und setzte sich an den Tisch. Die Aktentasche, welche er bei sich trug legte er auf den Tisch. Noch bevor er einen Schluck Tee in sich einverleibte, nahm er Unterlagen aus der Aktentasche heraus und legte sie wohlsortiert auf den Tisch. In der Zwischenzeit hatten sich die beiden anderen Herren ebenfalls gesetzt.
Turner setzte sich hin. Er hatte nichts weiteres als ein PDA auf den Tisch gelegt. Ein Mann der Technik, was er im eigentlichen Sinne auch sein sollte.
"Ich würde es begrüßen, wenn wir mein Anliegen möglichst gleich zu Beginn behandeln würden. Leider steht bei mir noch ein Termin aus"
Turner aktivierte sein PDA tippte ein wenig darauf herum und blickte dann auf.
"Die Lage im Reich der Kilrathis ist nicht einfach, um nicht zu sagen Präkär. Die TCS Sewastopol die unter Befehl von Admiral West steht, und die TCS Pulsar, welche unter dem Kommando Commodore MacLeod steht, sind entsandt worden, um den Frieden zu erhalten. Das Vorhaben kann mit Recht als gescheitert betrachtet werden"
Er blickt mit seinen kalten blauen Augen zu den beiden Minister. Sein Blick wirkte nun auch ein wenig grimmig.
"Die Rebellen haben die Sewastopol und die Pulsar angegriffen. Die TCS Olympic, unter dem Befehl von Commodore Asha, sollte nach Ursprüngen dieses Konflikts suchen, jedoch wurde der Kontakt aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Wir vermuten, daß sie in Bedrängnis sind. Wir gehen davon aus, daß sich die Olympic momentan in Valgard befindet. Commander Hartung wurde mit der TCS Invictus entsandt, um der Olympic beizustehen"
"Die Schäden halten sich bis zum jetzigen Zeitpunkt in Grenzen.
Entgegnete Turner geduldig.
"Bis auf einige Ausnahmen, haben wir auch wenig Tote, zumindest auf unserer Seite. Jedoch kann ich nicht im geringsten garantieren, daß dies so bleiben wird. Supreme Admiral Thompson hat sich Gedanken darüber gemacht, die Flotten aus den Gebieten herauszuziehen, und die Grenzen zum kilrathischen Reich abzusichern"
Er pausiert kurz.
"Er rechnet damit, daß dies eine sehr blutige Angelegenheit werden könnte, sollten wir da hineingezogen werden. Aufgrund der Informationen welche wir durch unsere Mitarbeiter erhalten haben, Teilen wir diese Meinung. Es wird blutig werden"
"Es wäre tatsächlich besser, wenn wir unsere Flotten aus dem Gebiet herausziehen würden"
Die Art und Weise wie Rhodes sich ausdrückte suggerierte aber auch, daß er sich dessen absolut nicht sicher war.
"Unsere Flotten könnten zu sehr geschwächt werden und noch wissen wir nicht was die Mantus von uns wollen. Gleichzeitig ist da dieser Spinner von der Union"