"An wen ich denke? Niemand Konkretes. Bloß Bilder entsprungen aus einer manchmal viel zu lebhaften Phantasie..."
Allerdings hatte sie ein konkretes Bild zu einem Geschwaderführer, der seinen Papierkram verabscheute, auch wenn er ihn gewissenhaft erledigte: ihren eigenen Mann. Der Posten schien Geschwader-unabhängig nicht unbedingt der beliebteste zu sein...
Bei seiner Berührung ihrer Schulter merkte er, dass sie zwar auch langsam ins Schwitzen geriet, mit ihrem Tanktop und einer Sport- Caprihose doch lange nicht in dem Ausmaß wie er in seinem Flightsuit.
"Dunkle Themen scheinen mich anzutreiben..."
Gerade wurde ihr bewusst, wie schnell sie bei den trüben Gedanken über ihr Leben geworden war. Und das war nicht einmal der Schlimmste Teil gewesen. Das 'weg laufen Wollen' das immer ihr stetiger Begleiter war funktionierte also auch beim Sport.
"Sie meinen wohl eher eine Schaufpause für sich selbst...?"
"Solange ich nicht Teil ihrer Phantasie bin, toben Sie sich aus, Doktor."
Klar ist es warm unter dem Overall und dem langärmligen Shirt, aber beschweren würde sich der Colonel nicht, selbst dann nicht, wenn er wirklich außer Puste wäre.
"Egal was ihr Brennstoff ist, solange es funktioniert..", sagt er lächelnd und packt wie zum Protest noch eine Schippe aufs Tempo drauf und verlässt nun absichtlich den Takt. Die Arme beginnen weiter vor und zurück zu schlagen, wobei er kurz über die Schulter sieht, um ihr eine Chance zu lassen.
"Sie scherzen. Wird Zeit für den Endspurt, mh?" und scheint sich ziemlich sicher, dass er den Rest auch in der Montur noch locker packen würde.
Buloth in ihren Phantasien? Nein, er war dort noch nicht vorgekommen.... Was nun folgte erinnerte sie dagegen tatsächlich an ihr damaliges Wettrennen gegen Priest und Rootbeer, bloß dass damals einzig ihr Siegeswille sie zum Durchhalten angetrieben hatte. Dieses Mal war sie fitter. Eigentlich war sie gerade erst richtig in Fahrt... Wollte er jetzt sprinten? Konnte er haben. Ihr Ding war zwar eher Langstreckenlauf bei gemäßigtem Tempo, aber sie war bereit.
"Zwei Kilometer Endspurt..."
Ob er sich dessen bewusst war? Vermultlich schon...
Zehn Kilometer sprinten wollte er auch nicht. Nicht nach dem Flug, nicht in dem Aufzug. Aber für die letzten beiden Kilometer das Tempo anzuziehen, kann ja nicht schaden. Er zieht die Arme seitlich näher an den Körper, macht denselben gerade, aber lehnt ihn leicht vor. Die Schwungphasen der Beine vergrößern sich nach hinten, sodass sie im Gegenzug eher nach vorne gekickt werden. Die Arme nehmen einen festen 90° Winkel ein und werden stärker benutzt, um Momentum aufzubauen.
Er schießt dabei kurz voraus, aber lässt sie definitiv wieder herankommen. Ghad merkt dabei allerdings selbst, dass ein richtiger Sprint vor dem Ziel mit den Klamotten nicht möglich war. Dafür konnte man die Füße nicht vernünftig genug abrollen und die Beine waren zu sehr limitiert durch den Overall.
Sie merkte, dass seine Kleidung ihn einschränkte. In ihrem Kopf tauchte gerade das Bild auf, wie er sich in seinem herumtergeklappten Overall verhedderte und fröhlich durch die Gegend purzelte.
Pfui, da hat ers tatsächlich in meine Kopfkino geschafft.
Von einem richtigen Wettrennen hatte nie jemand etwas gesagt, weshalb sie sich seinem Tempo anpasste statt ihn eiskalt abzuziehen. Der Sieg wäre auch kein "richtiger" gewesen, immerhin hatte er erschwerte Bedingungen. Die Ziellinie rückte näher. Cassandra warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Gemeinsam? Oder doch Wettrennen?
Ein nicht unähnliches Bild geht ihm dabei durch den Kopf, weswegen er es vermeidet über ein gewisses Tempo hinaus zu jagen. Dennoch war es zuletzt eher der körperlichen Verfassung und dem sturen Willen des Colonels geschuldet, dass er die Grenzen auslotet. Und wäre er nicht er, hätte er es auch bei einem gemeinsamen Zieleinlauf probiert. Er sieht zur Seite und es ist eher ein herausforderndes Nicken als eine Zustimmung zum kollaborativen Einlauf. Er beißt die Zähne zusammen und sprintet mit Handicap (-2) los.
Dass er in seiner Wurstpelle am Ende noch ein Wettrennen gewann konnte sie sich nicht bieten lassen. Schließlich waren sie ungefähr gleich groß und hatten ähnlich lange Beine. Da musste sie bei ihrer leichten Sportbekleidung eigentlich klar im Vorteil sein... Sie mobilisierte noch einmal sämtliche Kraft- und Atemreserven und spurtete an ihm vorbei über die Ziellinie.
Und wieder einen Piloten abgehängt... Das Macht Nummer 3 in meiner Liste...
Langsam trabte sie ein Stück aus und drehte sich frech grinsend zu ihm um.
"Sagen Sie jetzt nicht, Sie waren ein Gentleman und haben mich überholen lassen..."
Der Colonel wirkt weder frustriert noch ärgerlich als er knapp hinter ihr über die "Linie" schießt. Er läuft ebenfalls noch ein paar Meter aus und streckt sich dann zumindest ein wenig. "Was würde mir das bringen, wenn ich das behaupten würde?", fragt er irritiert und scheint nichtmal die Motivation dafür zu verstehen .. oder er spielt seine Rolle gut.
Er atmet nochmal tief durch und wirkt nicht unbedingt außer Puste, aber der offene Overall war dennoch alles andere als angenehm in dem Moment. "Nicht schlecht, Frau Doktor, also wenn die Sewastopol geentert wird, können Sie wenigstens gut weglaufen..", erwidert er mit Augenzwinkern und hebt seine Metallbox wieder auf.
"Was es Ihnen bringen würde? Lassen Sie mich nachdenken: das Aufrechterhalten von Stolz vielleicht... " Auch sie hob ihr Handtuch auf, ließ sich selbst aber noch offen, ob sie nun zurück in ihr Quartier oder doch an die Geräte ging.
"Ich bin vielleicht vor sämtlichen Problemen in meinem Privatleben weggelaufen- aber sollte die Sewastopol geentert werden kann ich mehr als nur rennen."
Gut, sie hatte noch nie auf ein lebendiges Ziel geschossen- und hoffte auch sehr, dass sie es nie tun müsste- doch im Fall der Fälle... Sie würde abdrücken. Die Reue würde dann wohl später kommen. Doch wenn es ums Überleben ging hing sie zu sehr an ihrem eigenen Wohlergehen um zu zögern.
Sie fragte sich, wie es wohl ausgegangen wäre wenn sie gerade auf dem Weg zum Schießstand gewesen wäre... Vermutlich hätte er dort klar geführt, doch auch gemerkt, dass sie nicht mehr die wehrlose Klischeezivilistin von früher war.
"Als ob mein Stolz von einem verlorenen Sprint angeknickt wäre. Ich bin kein kleiner Junge, Doktor.", sagt er mit einer gewissen Skepsis. Er dehnt die Arme noch etwas und gähnt dann kurz.
"Schöne Augen machen zählt nicht als Defensivmaßna..", er greift sich ans Kinn als er das sagt. "Doch vermutlich schon, aber sie wollten sicherlich auf etwas anderes heraus." Der Colonel schmunzelt kurz.
"Sie werden mich nun entschuldigen, ich werde mich nun etwas frisch machen und dann mal meine Geschwaderführerin aufsuchen."
Er hält ihr die Hand kameradschaftlich hin. "Hat mich gefreut Doktor, bis demnächst.."
