Die Tage nach Goreshs Abreise waren milde ausgedrückt aufreibend. Würde der kleine Händler Erfolg haben und den Hyaganern alles vermitteln können in dem Namen der Menscheit? Mehr als einmal stellte sich John die Frage als er auf der Brücke der TCS Vanguard sass und versuchte sich auf die neue Umgebung einzulassen. Es piepte anders, es quietschte anders, es roch anders, es war anders! Er versuchte es sich in dem durchgessesenen Kommandostuhl zurecht zu machen aber entschloss sich schnell eher aufzustehen als das er zu ließ das ihm seine Füße einschliefen.
Er sah über die Brücke und wie immer konzentrierten sich alle besonders auf ihre Aufgaben wenn der alte Mann seine Runde machte.
"Kennt jemand einen guten Witz?" fragte er in die Runde als auf einmal ein Stakkato von Alarmsirenen losheulte und die kleine, enge Brücke in blutrotes Rot tauchte.
Das habe ich gerade nicht damit gemeint... dachte John seufzend und kehrte auf seinen Marterpfahl zurück.
"Bericht!" bellte er kurz und knapp und versuchte das Holosystem auf seinem Sessel zu aktivieren bis er bemerkte... da war keins, also fuhr er mit dem Stuhl herum in die Mitte wo ein alter Holoplot installiert war.
Gracias wertete noch aus ehe seine schrille Stimme versuchte den Alarm zu übertönen.
"Hyperraumabdruck! Die Hyaganer, Sir aber keine Leviathan, sie nehmen Kurs auf uns. Sind noch außer Funkreichweite."
John rechnete kurz nach, ohne Kommunikationsrelais würde es eine Stunde dauern bis sie Live sprechen konnten.
"In Ordnung Alarm beenden, Alarmrotte soll engen Verteidigungskreis beibehalten. Rufen sie Dr. E'Lar bitte in mein Bereitschatfsraum."
John hörte die Bestätigung gar nicht mehr als in seinem BR verschwand um das Gespräch mit Cassie und ihr Briefing vorzubereiten.
Nach dem Ausruf begab sich Cassandra auf den Weg in den Bereitschaftsraum. Ein fremder Bereitschaftsraum auf einem ihr immer noch fremden Träger. Mit der Vanguard wurde sie einfach nicht warm. Es war alt, eng und unkomfortabel. Auf der Yamato hatte sie sich wohl gefühlt. Sie war überrascht gewesen, dass sie eben nicht SO gewesen war. Denn genau SO hatte sie sich einen Träger vorgestellt. Die Sewastopol war nah der Yamato zu einem Ort geworden, den sie sogar als "Zuhause" akzeptiert hatte. Leider war sie doch nicht so unverwundbar gewesen, wie sie immer geglaubt hatte. Noch zu gut konnte sie sich erinnern, wie John zu ihr gesagt hatte, dass die Sewastopol der sicherste Ort war. Was war dann die Vanguard- abgesehen von ungemütlich? Sie seufzte leise als das Klackern ihrer Absätze durch die Flure hallte. Es waren größtenteil sie selben Gesichter wie auf der Sewa, die ihr begegneten. Dennoch fühlte es sich falsch an. Ein Nicken hier, ein freundliches Lächeln dort... Doch kein Zuhause.
"Hallo!" sagte John freundlich und wies auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. "Gut das du so schnell kommen konntest. Die Zeit ist gerade nicht unser Freund momentan." Er legte ein Pad für sie hin.
"Die Terranische Konföderation hat einen Auftrag für dich, sie möchten das du die Erstkontaktgespräche mit den Hyaganern führst. Ich denke du hast eine historische Aufgabe vor dir." sagte John ernst und tippte auf das Pad. "Captain Dederichs wird dein Pilot und Bodyguard sein, ich kann leider Mako für diesen Auftrag nicht abstellen, er ist für die Wölfe momentan unabkömmlich." gab er ihr auch sofort die bittere Pille.
"Wenn du Fragen hast stell sie bitte, ich werde versuchen dir jede zu beantworten was Intel und ich rausgefunden haben."
Ihre weit aufgerissenen Augen als die den Grund für diesen Aufruf hörte, verengten sich jedoch schnell wieder.
"Wofür habe ich mir dann einen Stab zusammen gestellt ? "
Gerne hätte sie John einen festen sturen Blick zugeworfen, doch wusste sie im Augenblick nicht wirklich, wie sie das bewerkstelligen sollte. Eine "historische" Aufgabe... vielleicht das, was sie immer wollte... Und vor allem eine Chance, von der verhassten Vanguard weg zu kommen. Doch dass sie einfach einen Piloten vorgesetzt bekam, ärgerte sie. Schließlich hatte sie Tom nicht ohne Grund zu ihrem persönlichen Piloten ernannt. Eben damit sie in so einem Fall nicht getrennt wurden. "Nicht, dass ich Captain Dederichs Erstkontakt mit den Soka'ra nicht zu würdigen weiß.... Aber es geht ums Prinzip. Er ist nicht mein Pilot."
Und nicht mein Mann. Und ich bin keine deiner Untergebenen, die du einfach mal so auf irgendeine Mission schicken kannst.... Jedenfalls nicht bedingungslos.
Hätte es einen großen Besprechungsraum gegeben, hätte sie zu gerne den Tisch umrundet oder sich anderweitig bewegt. Hier in dieser Besenkammer von Bereitschaftsraum konnte sie sich kaum um die eigene Achse drehen.
Historische Aufgabe... und wenn ich versage wird das letzte bekannte Gesicht das einer Barbekanntschaft sein, mit der ich auf Odessa versackt bin...
Sie nahm das Pad und überflog die Informationen.
"Matriarchat... parlamentarische Monarchie...."
Hier war also eine gehörige Portion Feminismus gefragt. "Ist bekannt, was in ihrer Kultur als anstößig oder beleidigend gilt? "
"Alles was die Männlichkeit preist." sagte John trocken und seufzte leise.
"Im Moment sind die wie gelähmt das wir ihre dicken Pötte aus dem All geblassen haben und noch mehr das die Lady Sewa ihrer stärksten Waffe mehr als nur entkommen ist. Sie schätzen Stärke und hassen Schwäche. Also Brust raus und gib dich unverwundbar oder sie werden sich politisch auf dich stürzen. Peter ist Selbstbewußtsein in Reinkultur, ich habe ihn nicht ohne Bedacht ausgewählt.." Er zuckte mit den Achseln.
"Wichtig ist das wir einen Waffenstillstand erreichen. Wir helfen ihnen Momentan gegen einen neuen Feind für uns, eine alte Fehde von ihnen. Mach ihnen klar das wir gerne bereit sind weiterhin aktiv zu werden, stell aber auch klar das unsere Neugier auf den neuen Sektor, augenommen ihrer Sektoren noch nicht gestillt ist."
Er lehnte sich zurück und wartete auf weitere Fragen von ihrer Seite.
"Du bist nicht gerade ein großer Motivator... Bisher hast du jedes Mal nachdem ich mich auf irgendwelche Verhandlungen vorbereitet habe, alles selbst erledigt. Siehe Argent... Ich geh als blutiger Anfänger in eine historische Aufgabe und muss 'Königin der Welt' ausstrahlen oder ich werde 'zerfleischt'. Klingt... spannend. Ich meine...ich mag Abenteuer. Aber dieses ist mir gerade eine Nummer zu groß um ehrlich zu sein. "
Immer mehr fühlte sie sich in dem engen Raum wie ein Tier im Käfig.
"Nicht, dass ich kneifen werde. Das ist nicht meine Art. Schließlich ist die Auswahl an Frauen für diese Aufgabe gerade ziemlich begrenzt...."
Eine Frau wie Nakamura an ihrer Seite... das hätte ihr vielleicht mehr Sicherheit gegeben...
"Nichtsdestotrotz war ich bisher nichts als eine diplomatische Statistin. Fuck, ich fühl mich gerade wie Frodo als der die Aufgabe bekommt der Ringträger zu sein... Mit Waterboy als Sam... Und treff wahrscheinlich auf Galadriel. Ich hoff, du hast das Buch gelesen, denn ich hab keine Lust, es dir näher zu erläutern."
"Du weißt das ich Fantasygeschichten hasse." sagte John kurz angebunden und seufzte.
"Ja du hast recht, ich habe Argent selbst erledigt und das war ein Fehler aber diesmal kann ich nix erledigen oder den großen Admiral raushängen lassen. Die pfeifen auf Männer! Ich werde dir noch Crush mitgeben damit du ein wenig homogeneres Gefolge hast. Alles was wir bisher wissen ist auf im Download von deinem PDA. Peter genießt mein vollstes Vertrauen, aufgrund von seiner Redseligkeit kann man seine versteckte Klinge sehr schnell übersehen. Es ist zu deinem eigenen besten. Du schaffst es diesmal, unser Händler hat sogar eine vertrauliche Audienz angeleiert. Keine Ahnung was er dafür gemacht hat..." er zuckte mit den Schultern.
"Hast du noch Fragen?" sagte John nach einiger Weile wo er seine Gedanken geordnet zu haben schien.
