Tom hatte keine Lust großartig zu reden aber die Frau war einfach nervig.
"Lieutenant Colonel Tom "Mako" E'Lar, 58th TacSquad "Starwolves", frischer Witwer von einer Frau die wie eine Sylversterrakete hochgegangen ist und der einfach mal gefeiert hat! Zufrieden jetzt?" gab er im säuerlichen Ton von sich und stackste weiter hinter ihr her.
"Machen Sie ihre Meldung von mir aus wenn sie wollen dann können sie sich rühmen einen Lt. Col ans bein gepinktelt zu haben. Je m'en fiche"
Sie hob eine Augenbraue. Ein Lt Col sogar... Und ungefragt erfuhr sie sogar direkt den Grund für seinen Zustand. Ihr Magen krampfe sich für einen Augenblick zusammen. Ja, da hatte sie die richtige Vermutung gehabt, den genau an diesem Punkt war sie vor etwa fünf Jahren auch gewesen. Eigentlich hatte sie bisher nur vorgehabt, ihm eine Kopfschmerztablette oder vielleicht eine Kochsalzlösungsinfusion zu geben und Dr Green zu bitten, ihn für diesen Tag krank zu schreiben. Sie hatte nicht vorgehabt, ihn anzuschwärzen. Er hatte ihr lediglich leid getan. Jetzt war er ein um sich beißendes Tier, das sich jedoch selbst in die Ecke gedrängt hatte... Doch da er es selbst erwähnte, war es vielleicht sogar eine Option. Vielleicht legte er es regelrecht darauf an, dass man ihn meldete um die Hilfe zu bekommen, um die er sich direkt nicht zu bitten traute.
"Mein Beileid, Sir", sagte sie leise und meinte es ehrlich. Dieses Thema traf sie härter als beabsichtigt und auch in ihren Augen konnte man eine Veränderung feststellen.
Inzwischen waren sie auf der Krankenstation angekommen. Adhara war durch ihren 'Abstecher' ein paar Minuten zu spät dran. Sie schaute sich um, ob sie Dr Green sehen konnte. Im Augenblick war sie im Empfangsbereich nicht zu sehen.
" 'ören Sie zu. Ich versuche, Ihnen zu 'elfen, nicht Ihnen ans Bein zu pinkeln, wie Sie es so schön nennen. In Ihrem Zustand sind sie- ob im Cockpit oder am Schreibtisch -eine Gefahr für sich selbst und besonders für Ihre Kameraden. Woher ich das weiß: ich war bereits genau an diesem Punkt. Und ohne einen ordentlichen Arschtritt von Menschen, die sich Sorgen gemacht haben, wäre ich inzwischen sicher unehrenhaft entlassen worden."
"In Ordnung, Corporal, Sie können dann jetzt gehen," sagte Lily und führte den jungen Marine zum Ausgang. "Und nächstes Mal denken Sie bitte zweimal nach, bevor Sie vom Bett aus einen Weitsprung versuchen. Nächstes Mal brechen Ihre Rippen vielleicht ganz und bohren sich in die Lunge. Das ist für keinen von uns Beiden spaßig."
Als der junge Mann durch die Tür ging, warf Lily einen Blick in den Warteraum. Dort stand Adhara neben einem wirklich erbärmlich aussehenden Lt. Col E'Lar. Als sie näher kam, roch sie auch sofort den Grund für seinen Zustand.
"Wieviel haben Sie getrunken, Colonel?" fragte Lily ohne Umschweife. "Und sagen Sie mir nicht es waren nur ein oder zwei Drinks. Sie riechen wie eine Destillerie."
"Ein halben Tankwagen." sagte er wahrheitsgemäß an was er sich noch erinnern konnte.
"Gestern bei der Feier von Townsed habe ich etwas zuviel erwischt."
Du wolltest alles wegschwemmen, du wolltest den Schmerz betäuben und dich wenigsten für ein paar Stunden an nichts erinnern können aber der Morgen danach ist die Quittung dafür, alter Freund.
"Ja ich weiß was sie sagen wollen." sagte er mit einer ruhigen Stimme.
Adhara schaute kurz dem Corporal hinterher und schürzte die Lippen. Sie merkte sich Gesichter oft am besten im Kombination mit Situationen. In Gedanken gab sie ihm den Callsign 'Lemming', der, der über die Bettklippe springt.
Sie war gespannt, was Dr Green zu "les yeux tristes" sagen würde.
"Soll ich schon mal ein flüssiges Katerfrühstück vorbereiten?"
"Ja bitte. Und schauen Sie mal nach, ob wir noch Müsliriegel oder Zwieback da haben. Ich denke mal, der Colonel hat auch schon länger nichts gegessen," sagte Lily und wandte sich dann dem Häufchen Elend auf der Bank zu. "Ich bin gleich wieder da."
Mit schnellen Schritten ging sie zum Wasserspender und füllte zwei Becher. Als sie in Wartezimmer zurückkam, reichte sie einen davon dem Colonel.
"Trinken Sie das. Wird etwas gegen die Kopfschmerzen helfen. Leider kann ich Ihnen keine Schmerzmittel geben. Mit Ihrem Pegelstand wäre das zu riskant.
Mal abgesehen davon, daß wir nicht haben was gegen DIE Schmerzen hilft...
"Danke, Doc!" sagte Tom nur und nahm vorsichtig einen Schluck.
"Momentan... keine Ahnung, läuft alles irgendwie nicht so wie es laufen soll. Aber gut das trifft glaube ich auf jeden hier zu." murmelte er etwas und starrte in den leeren Becher.
Adhara bereitete die Infusion vor und durchwühlte ein paar Schränke nach etwas Essbarem. Noch kannte sie sich auf der Krankenstation nicht so gut aus, dass sie einen Moment dazu brauchte. Zwieback fand sie zwar nicht, doch sie fand einen Proteinriegel. Sicher gehörte der einem Mitarbeiter, aber im Moment war ihr das egal. Sie wusste nicht mal, ob er überhaupt etwas runterkriegen würde.
Schließlich kam sie mit dem Tropf zurück. Die gute alte Kochsalzlösung hatte sie damals auch das eine oder andere Mal gerettet, wenn sie versucht hatte, ihren Kummer und ihre Frustration in Alkohol zu ertränken.
"Das war das Einzige was ich gefunden 'abe...."
Sie reichte ihm den Proteinriegel und schaute mit einem Schulterzucken zu Grace bevor sie sich Handschuhe anzog.
"Liegen," antwortete Lily für den Colonel. "Dann können die Nackenmuskeln entlastet werden und Druck vom Kopf nehmen."
Während sie die Einstichstelle desinfizierte kam ihr eine Idee.
"Colonel, ich kann vielleicht keine Medikamente gegen die Kopfschmerzen geben, aber ich wüßte da was anderes. Was halten Sie von Akupunktur? Ich kenne mich damit aus und bin eine gute Stecherin."
Ein Sekundenbruchteil wurde Lily klar, was sie da grade gesagt hatte.
"Äh, ich meine, ich bin gut darin die Nadel zu setzen. Nicht das andere..."
