Ashley beschloss erstmal zu schweigen und die Beiden reden zu lassen. Allerdings konnte sie heraushören, dass auch Try mehr als nur eine schwere Bürde zu tragen hatte. Dank ihrer Erfahrung, die sie in den Jahren sammeln konnte, wusste sie manchmal, wann es Zeit war, sich nicht zu äußern. Dies war sin Moment und genau zu diesem Moment, ließ sie ihre Gedanken schweifen. Sie bekam zwar noch alles mit, aber es lenkte sie nicht mehr ab oder ließ sie einen klareren Kopf bekommen.
Als Try positiv und fröhlich wurde, beobachtete sie ihn etwas und bekam nur ein leichtes Schmunzeln hervor, was allerdings nach seinem kurzen Stocken, verschwand.
Das Try vorsichtig in seiner Behauptung war, was die Wölfe anging, war herauszuhören. Dennoch, die Wölfe waren mehr als nur ne popelige militärische Einheit. Das hatte sie in den Jahren sehr schnell festgestellt gehabt. Für sie, war das Rudel ihre zweite Familie. Genau aus diesem Grund, tat es auch weh, was Raven getan hatte. Ashley beschloss zwar, ihre Einstellung gegenüber dem Rudel nicht zu ändern, doch würde sie nun sachlicher und etwas militärischer, wenn man das so nennen konnte, die Situationen beurteilen und vor allem beobachten, ehe sie sie reagierte.
Ashley wusste zur Zeit nichts, was sie auf diese Situation und Aussagen sagen sollte, daher sah sie kurz aus dem Fenster, träumte kurz und musste doch was lächeln. Man konnte meinen, sie hätte sich verabschiedet...von jemanden oder einigen Personen, Situationen, Lebensabschnitten.... Vielleicht war dies auch so. Aber das blieb Ashleys kleines Geheimnis.
Adhara schenkte Bragg ein ehrliches Lächeln und dachte für einen Moment an Larks' Scharfschützengewehr, mit dem sie geschossen hatte. Da hatte sie noch gedacht, der Scharfschütze müsste wesentlich abgebrühter und auf eine Art eiskalt sein. Nun erfuhr sie von seinen psychischen Problemen und es stellte sich ihr die Frage, ob er sie vorher schon hatte oder ob sie durch seine Arbeit ausgelöst oder zumindest verstärkt wurden.
Ihr fiel auf, dass Kiowa aktuell der Unterhaltung nicht wirklich folgen konnte, da sie nicht wusste, wer Larks war. Vielleicht war es besser, wenn sie die Vorgeschichte nicht wusste. Adhara war sich nicht wirklich sicher, ob sie damit professionell und vorurteilsfrei umgehen konnte...
Inwieweit die Wolves wirklich diese Loyalität untereinander hatten oder ob das nur durch das Rudelgehabe die Außenwirkung war, das vermochte sie nicht zu beurteilen. Es gab schon Spannungen, die vor allem durch Ravenclaws kleinen Spezialauftrag ausgelöst wurden. Rumble wirkte meist grummelig und schlecht gelaunt, Leute wie Harley schienen sich generell nicht gut in Gruppen einfügen zu können oder wollen...und Colonel E'Lar war durch seine Trauer ein ziemlicher Einsiedler... Doch vielleicht machte gerade diese Mischung aus extremen unterschiedlichen Charakteren sie zu einem starken Ganzen....
"Ich kann ihnen versichern, dass 'ier alle Vorgesetzten menschlich und fair sind", sagte sie mit einem warmen festen Blick.
"Und die wenigen, die manchmal noch kleine Ausfallerscheinungen 'aben sind sich dessen bewusst und arbeiten daran."
Beim letzten Satz musste sie breit grinsen. Kiowa würde wissen wen sie meinte.
Kiowa musste leicht schmunzeln als sie Adharas letzten Satz hörte und sah sie leicht lächelnd an. Sie wusste, wer genau gemeint war, doch fühlte sich ebenso angesprochen, denn was Kiowa nicht tat, war ihren eigenen Grundsätzen folgen und im passenden Moment richtig reagieren. Was sich auf ihr militärisches Verhalten, natürlich auswirkte.
Auf die Aussage, dass die Vorgesetzten fair waren nickte sie kurz, bevor sie sprach. "Ja Try. Unsere Vorgesetzten sind mehr als fair. Was das Rudel betrifft. Wir waren immer schon ein Chaotenhaufen aus Charakteren, die sich überhaupt nicht gleichten, aber da draußen war der Zusammenhalt immer da. Es gab auch Sondersituationen, wo Rudelmitglieder...sagen wir mal, nicht den Befehlen folgten. Aber trotzdem hat es dieses Geschwader immer geschafft, sich zu fangen. Egal wer kommt oder geht. Es wird irgendwo auch immer Familie sein. Ob man den einen leiden kann oder nicht,spielt keine Rolle. Aber genau darin liegt die Stärke als auch die Schwäche in dieser Einheit. Wir sind so, wie wir sind und wenn das verloren geht, geht auch die Seele des Geschwaders. Dann sind wir nur noch ein militärischer Haufen, wie jeder andere auch."
Sie machte eine kurze Pause. "Das macht auch die Sewastopol und ihre Besatzung aus. Jeder weiß, wir sind eine militärische Einheit, aber haben uns aufeinander eingeschworen. Das Gefühl von Zusammenhalt und Kameradschaft habe ich nur auf zwei Schiffen kennengelernt. Bei den Chaoten auf der Pulsar und auf unserem alten Mädchen."
Beendete sie den Satz und hielt wieder inne. Sie wollte Try ein wenig mehr, über das Leben hier vermitteln.
Bragg zuckt mit den Schultern, als die beiden Frauen die Vorzüge der Star Wolves herausheben und ihm schmackhaft machen.
"Ich habe nichts anderes erwartet, auch wenn man beim Korps oft das Murren über die Flottenärsche mitbekommen hat. Scheiße, ich bin jetzt selber einer, also hab ich gar kein Recht irgendwelche Kritik zu äussern. Aber das hab ich auch nicht vor..."
Er fährt sich mit der Hand über den Kopf...Corbeau könnte sein Markenzeichen bereits erkennen, wenn er unsicher wird.
"Ich habe auch beim Korps gedacht, dass der Colonel ein gerechter Mann wäre...und ein Mensch. Aber ich habe mich getäuscht und dafür teuer bezahlt. Sie werden mir nachsehen, dass ich mir ein eigenes Bild machen möchte, auch wenn ich Ihre Meinungen respektiere. Ich versuche meinen Job zu machen und dann schauen wir, ob aus mir ein Wolf wird. Hab gelernt, sowas nicht mehr als sichere Bank zu nehmen."
Bin ich jetzt zu weit gegangen, Larks ? Ich wollte niemanden beleidigen, aber ich kann nicht vergessen, was passierte, als wir beide dumm genug waren unseren Vorgesetzten zu vertrauen. So weit sind wir noch nicht...
"Ein paar Jahre nach Beginn meiner Laufbahn kam der Moment, als ich wusste, dass ich genug gesehen hatte. Seitdem habe ich sehr viel mehr gesehen, aber ich habe es ausgeblendet. Die Seele erträgt nur eine gewisse Menge."
Adhara musterte Bragg mit einem gewissen Stolz im Blick. Sich ein eigenes Bild machen zu wollen war immer der richtige Weg. Hätte sie auf die Meinung anderer gehört, hätte sie sich vermutlich nie mit "Mr-Stock-im- Arsch" beziehungsweise "dem größten Arschloch der Flotte" eingelassen. Doch der Mensch hinter diesem Ruf hatte sie interessiert- und nun machte er sie glücklich.
"Wir wollen Sie auch nicht manipulieren, Phonsy. Wir wollten lediglich zum Ausdruck bringen, dass wir 'ier an Bord bisher nur positive Erfahrungen sammeln konnten. Wir alle machen unseren Job. Aber auf einem Träger leben wir auch in unserem Arbeitsumfeld...un petit peu wie in einem Dorf.."
Sie schaute zu Kiowa, die diesen Eindruck sicher bestätigen konnte.
"Ich finde es gut, dass Sie sich Ihre eigene Meinung bilden wollen. Gehen Sie neugierig und offen auf alle zu und Sie werden schnell Anschluss finden. "
"Adhara, genau JETZT haben Sie mir verraten, dass Sie keine Ahnung von meiner Heimat haben. Stellen Sie sich weite Ebenen vor, wo Farmen mal eben Hunderte Kilometer auseinander liegen. Klar gibt es Städte und sogar Metropolen, aber nur an der Küste. Das Hinterland ist dünn besiedelt und die meisten Farmen leben und wirtschaften autark, noch heute."
Seine Stimme schwingt voll Begeisterung über Australien.
"Sie können mich ja mal irgendwann mit Ihrem Freund zuhause besuchen, dann können Sie sich selbst ein Bild machen. Auf der Farm meiner Eltern ist genug Platz für Besucher und Leute, die keine Aussies sind, bringen sogar die Nachbarn dazu vorbeizuschauen." meint er überschwänglich. "Sind umgängliche und aufgeschlossene Leute, meine Eltern, deswegen bin ich auch nicht grade ein ruhiger Stubenhocker, auch wenn ich nicht ständig was zu sagen habe...dafür reicht es nicht ganz bei mir." fügt er freundlich als Abschluss hinzu.
"Die Einladung gilt natürlich auch für Sie und Mr. Kiowa." fügt er zu Kiowa gewandt hinzu. Da er Phelan noch nie persönlich begegnet ist, kennt er weder dessen Namen noch Rang.
"Ein paar Jahre nach Beginn meiner Laufbahn kam der Moment, als ich wusste, dass ich genug gesehen hatte. Seitdem habe ich sehr viel mehr gesehen, aber ich habe es ausgeblendet. Die Seele erträgt nur eine gewisse Menge."
Adhara schmunzelte übet die Einladung. Viele mochten solche Dinge einfach dahin sagen: Komm doch vorbei... Doch von Bragg wirkte es absolut ehrlich und so gemeint.
"Das klingt sehr verlockend. Ich meine, beim nächsten Landurlaub auf Sol werde ich nicht drum 'erum kommen Marcus meinen Eltern vorzustellen... Aber danach... "
Sie grinste.
"Danach sind wir vermutlich eh urlaubsreif .Und wir gestressten Großstadtmenschen im amerikanisch- französischen Doppel könnten für die Nachbarn sicher interessant sein...Marcus würde sicher gerne mal einen Ausflug zur Küste machen zum Surfen.
In ihrem Kopf nahm der Urlaub bereits Gestalt an.
Dennoch mochte es ein Paar geben, das diesen Urlaub vielleicht sogar nötiger hatte als sie: Kiowa und Phelan. Wollten sie nicht sowieso bald Urlaub machen um sich wieder mehr selbst zu finden? Vielleicht war ja ein Trip ins Outback genau das Richtige....
