Adhara hob eine Augenbraue. War ihre Lebesgeschichte in diesem Umfeld tatsächlich so 'hart' und speziell? Viele der Marines waren im Mantukrieg schwer verletzt worden und einige trugen ihre Dämonen noch immer bei sich. War es bei Piloten anders? Oder hatte Kiowa bisher nur immer Glück gehabt? Letzeres passte so gesehen auch mit ihrer etwas naiven Einstellung gegenüber Ravenclaws Black Ops zusammen... Hier und jetzt wirkte sie vollkommen überfordert.
"Ich möchte kein Mitleid", hob sie abwehrend die Hände.
"Ich kann die Zeit nicht zurück drehen und was passiert ist ist passiert. Aber jede Erfahrung macht uns zu den Menschen, die wir im 'ier und Jetzt sind. Und im Augenblick bin ich glücklich: ich 'abe eine Perspektive für meine Zukunft, 'abe einen Partner an meiner Seite, der mich liebt und unterstützt und lebe und arbeite an einem Ort, wo ich mich wohl fühle- unter einem Admiral dem ich vertraue."
Sie warf Kiowa ein aufmunterndes Lächeln zu, denn es war nicht ihre Absicht gewesen, sie runter zu ziehen. Sie wollte bloß, dass sie verstand, wen sie vor sich hatte.
"Zweifel...? Non. Nicht einen Moment. Ich weiß, wo ich 'in möchte und werde genau darauf 'in arbeiten. Sehr wahrscheinlich werde ich die Marines dafür in naher Zukunft verlassen und zur Navy wechseln. Spätestens als fertige Ärztin, vermutlich schon eher. Das mag vielleicht 'art klingen, aber dass unser Team zerbricht nehme ich dafür in Kauf: ich schaue in die Zukunft, Prowdy und Savage 'ängen noch in der Vergangenheit fest. Ben wäre stolz auf meine Entwicklung... Dass ich mein Studium abschließe und Ärztin werde war das, was er sich immer gewünscht 'atte für mich. Letztendlich wollte er immer, dass ich glücklich bin... Ob es einen Sinn 'inter unserer verqueren Geschichte gab? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Eigentlich bin ich zu pragmatisch um an Dinge wie Schicksal zu glauben..."
Doch dann war da noch die Sache mit dem Schrein...
"Aber am Morgen nach der großen Party auf dem Panoramadeck.... da bin ich vor dem Dienst in den Shinto Schrein gegangen und 'abe versucht, mir über meine Gefühle und Wünsche klar zu werden. Ich wollte die Vergangenheit abschütteln um mich für die Zukunft zu öffnen, 'ing in Gedanken jedoch vollkommen in alten Erinnerungen fest... Und genau in diesem Moment trat Lt Cmdr Marcus Bearing in mein Leben und erschreckte mich fast zu Tode. Den Rest kennen Sie. Vielleicht 'aben Sie Recht, dass manche Menschen genau im richtigen Moment in unser Leben treten um eine Aufgabe zu erfüllen... Vielleicht ist es vorbestimmt, vielleicht auch einfach nur ein glücklicher Zufall..."
Als Kiowa weiter von ihrer Schwester sprach, wurde sie leicht stutzig.
"Auf der Party war mir Ihre Schwester noch ziemlich stabil vorgekommen. Sie 'atte mich sogar angesprochen, als ich mich gefühlsverwirrt und überfordert zurückgezogen 'atte....Darf ich fragen, was der letzte Auslöser war, dass sie ihren Dienst quittieren musste?"
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie Bragg, der vorhin noch am anderen Ende des Panoramadecks entlang spaziert war, nun jedoch in ihrer Nähe stand und ihnen zuzuhören schien.
"Kommen Sie zu uns, Phonsy, dann brauchen Sie nicht mehr 'eimlich zu lauschen."
Sie zwinkerte zu ihm herüber. Das Gespräch mochte vielleicht sehr persönlich sein, doch Adhara hatte keine Geheimnisse. Gerade Bragg mit seiner Vergangenheit konnte ein Austausch über die jeweiligen Probleme helfen, sich selbst weniger als Außenseiter zu sehen.
Bragg tritt an die beiden Frauen heran und grinst ein wenig verschämt.
"Sorry! Ich hatte nicht vor zu lauschen... bin eigentlich nur zufällig vorbeigekommen." meint er freundlich und hebt die Hand, um beide Damen zu grüßen.
"Scheiße, ich hab immer noch nicht ganz geschluckt, dass Sie nicht Ihre Schwester sind, Kiowa." fügt er nach einem längeren Blick auf sie kopfschüttelnd hinzu, ehe er die beiden vollends erreicht.
"Ein paar Jahre nach Beginn meiner Laufbahn kam der Moment, als ich wusste, dass ich genug gesehen hatte. Seitdem habe ich sehr viel mehr gesehen, aber ich habe es ausgeblendet. Die Seele erträgt nur eine gewisse Menge."
Mit der Antwort konnte sich Ashley arrangieren und sah Adhara mehr als eine Person, die nach vorne sah und dies tat sie auch mit Erfolg.
"Den Weg, den sie gehen finde ich gut und auch, wie sie mit Situationen umgehen. Sollte ich mir mal ein Beispiel dran nehmen. Ich sehe vieles nicht, durch die Augen eines Menschen, der ich eigentlich sein sollte. Ich muss zugeben, dass dieses Gespräch mir unter anderem auch aufzeigt, was ich nicht richtig mache bzw. erkannt habe. Das sie jetzt diese Richtung einschlagen, ist wirklich beachtenswert. Damals hatte ich sie nicht so eingeschätzt, als ich sie das erste Mal traf." antwortete sie ehrlich und mit leicht entschuldigenden Unterton.
Als sie wieder auf Vivienne zu sprechen kamen, musste Ashley darüber kurz die Gedanken schweifen lassen.
"Meine Schwester hat gelernt, vieles zu nehmen wie es ist bzw. sie hat gelernt, sich so zu verstellen, dass andere nicht sehen, wie es ihr wirklich geht. Sie kann das sehr gut, dass es selbst in der Familie nicht aufgefallen ist, wie es ihr wirklich ging. Nur irgendwann hat man auch eine Grenze erreicht und dann bricht man zusammen."
erklärte sie. Denn was Vivienne definitiv sehr gut konnte, ist zu zeigen, was andere sehen sollen, nicht das, was wirklich abläuft.
"Der Hauptauslöser war ihre Vergangenheit und die Folter bei den Kilrathi. Ich denke, sie hätte das alles durchgestanden und sich nochmal checken lassen. Ich vermute, dass Ravenclaws inszenierte Streits und das später gespielte Überlaufen, dafür gesorgt haben, dass sie komplett aufgegeben hat und ein Leben wieder haben wollte, wo man ihr nicht auf diese Arten wehtun kann, die sie durchlebt hat. Ich würde sagen, es war reiner Selbstschutz." antwortete sie. Ashley gab nicht Raven für alles die Schuld, doch waren seine Aktionen die letzten Auslöser.
Als Bragg zu ihnen stieß, musste Ashley schmunzeln. "Alles gut." beruhigte sie Bragg.
"Ja, wobei meine Schwester halt ne andere Haarfarbe und Haarschnitt hat. Sowie ein klares Blau als Augenfarbe. Aber ich verstehe was sie meinen."
zu Beiden gerichtet. "Trotzdem. Ich vermisse Vivienne und hätte mir, einen anderen Ausgang ihrer Situation gewünscht. Sie fängt sich zwar langsam wieder, aber das war es auch schon." antwortete sie locker und grinste kurz.
"Als Sie mich das erste Mal trafen war ich auch noch nicht die, die ich 'eute bin. Es ist zwar noch kein Jahr 'er, seit ich an Bord bin, aber vieles 'at sich verändert. Ich 'abe mich verändert."
Damals war sie wenig begeistert über ihre Stationierung auf einem Träger gewesen und hatte sich einfach ihrem Schicksal gefügt ohne jegliche Perspektiven. Eine Beziehung? Undenkbar? Wieder studieren? Lächerlich.
"Und das verdanke ich den Menschen und Kilrathi 'ier an Bord."
Adhara lächelte und berührte Phonsy vorsichtig am Rücken um ihn in ihrer Runde willkommen zu heißen. Vielleicht war es für ihn gar nicht so verkehrt wenn er mitbekam, dass andere auch nicht unbedingt die tadellosesten Akten und auch ihre Fehler und Schicksalsschläge hatten.
"Ich wusste nicht, dass Ihre Schwester auch so eng mit Ravenclaw befreundet war, dass es sie sie derart mitnahm."
Bei Lt West hatte sie es mitbekommen. Aber mit ihr hatte er die Scharade schließlich auch begonnen. Und Adhara hatte sich vom Nebebtisch direkt mit eingeklinkt und versucht, der aufgebrachten Versorgungsoffizierin etwas sachlicher zur Seite zu stehen...Im Nachhinein war es fast auf eine bizarre Artz lustig, wen man bedachte, dass alles nur inszeniert - und sie direkt mit darauf hereingefallen war. Doch wenn es bei Shiara eine derartige Reaktion auslöste, dass sie nicht mehr dienstfähig war.....
"Nach meiner Erfahrung neigen Frauen öfter zum Wechsel von Haarschnitt und Farbe. Das ist also für einen wie mich kein zuverlässiges Merkmal..." antwortet er freundlich. "Aber an ihre schönen Augen erinnere ich mich natürlich, Kiowa, und auch wenn die Farbe anders ist, sind Ihre nicht weniger attraktiv."
Seine Stimme klingt unverändert, als er dieses Kompliment macht, fast so, als wäre es für ihn eine alltägliche Feststellung. Es ist nicht einmal der Funken eines Flirtversuchs wahrnehmbar, was die Aussage noch merkwürdiger scheinen lässt.
"Hauptsache sie kommt wieder auf die Beine. Wir können uns den Weg nicht immer aussuchen, den wir gehen." meint er mit etwas zurückhaltenderem Tonfall.
"Ein paar Jahre nach Beginn meiner Laufbahn kam der Moment, als ich wusste, dass ich genug gesehen hatte. Seitdem habe ich sehr viel mehr gesehen, aber ich habe es ausgeblendet. Die Seele erträgt nur eine gewisse Menge."
Ashley wusste, dass nicht alle Kilrathi gleich waren, dafür hatte sie schon zu lange auf diesem Schiff gedient. Das ihre Schwester da geprägt war, konnte Ashley verstehen. Sie wusste zwar das Vivienne nicht mehr wiederkommen wird, aber sie wusste auch, dass sie auf der Erde, ein gutes Leben führen wird, wenn sie wieder auf den Beinen war.
"Sie haben gut daran getan, ihnen zu helfen, sich zu finden oder wie sie es sagen, verändern."
antwortete sie.
"Ja, meine Schwester war mit Ravenclaw zusammen. Ich hatte gehofft, dass die beiden, vielleicht wieder zueinander finden würden, aber das wird wohl nichts. Sie haben sich damals, als getrennt und waren danach trotzdem füreinander da. Gleich vorweg, sie haben sich als Freunde getrennt."
antwortete sie Adhara.
Über Trys Reaktion und Antwort musste Ashley grinsen. "Danke." gab sie als leicht verlegene Antwort von sich.
"Ja, das hoffe ich auch, Try. Das hoffe ich sehr. Klar, jeder hat irgendwo harte Zeiten durchgemacht. Das Vivienne keine Ausnahme ist, weiß sie. Ich denke, den Weg, den sie nun geht, ist genau der Weg, den sie gehen sollte. Sie kann ihre Kinder aufwachsen sehen und für sie da sein. Ich denke, dass sie daheim ist, gibt ihr die Kraft, die sie braucht."
Ziemlich überrascht versuchte Adhara, die Augen nicht zu weit aufzureißen. Shiara und Ravenclaw? Nein, davon hatte sie weder etwas gemerkt, noch gewusst. Und dass sie sich in Freundschaft getrennt hatten,dass Kiowa sogar für ein Wiederaufleben der Beziehung der beiden war, sprach auch gegen das Bild des "Womanizers", welches Marcus vor ein paar Tagen im Kasino über ihn angesprochen hatte.... Besser, sie behielt es für sich, da sie auch nicht wusste, von wem Marcus das aufgeschnappt hatte.
Über Phonsys etwas seltsames 'sachliches' Kompliment an Kiowa musste sie schmunzeln. Doch es war vor allem sein nachfolgender Satz, der ihre Beachtung fand: Wir können uns den Weg nicht immer aussuchen, den wir gehen. Adhara legte ihm vorsichtig eine Hand an den Rücken als Zeichen der stillen Verständigung. Sie wusste nicht, ob Kiowa seine turbulente Vorgeschichte bei den Marines bekannt war und sie würde einen Teufel tun, ihn darauf anzusprechen. Sie wollte nur, dass er wusste, dass sie kein Problem damit hatte.
"Solange wir Orte 'aben, wo wir willkommen sind, ist es egal, welchen Weg wir in welcher Form auch immer gehen: Ob gerade oder über Umwege...oder ob wir ihn abbrechen und einen neuen Weg einschlagen oder einfach umdrehen."
Sie schaute von Phonsy zu Kiowa und lächelte beide ehrlich an.
"Wir dürfen nur nie aufhören zu gehen. Egal, was für Steine in unserem Weg liegen: Granate werfen, Schutt wegräumen, weiter gehen."
Bragg spürt die Hand in seinem Rücken, aber er vermag es nicht zu deuten. Wollte Corbeau ihn zum Schweigen bringen, weil er ein schmerzliches Thema vertieft hat ? Wollte sie ihn bremsen wegen des Kompliments ? Oder etwas ganz anderes ?
Egal...sie würde es aussprechen, wenn es notwendig werden würde.
"Es sind meist nicht die Steine in unserem Weg, die uns das Fortschreiten so schwer machen. Es sind die Dinge und die...Menschen, die wir auf unserem Weg zurücklassen müssen, und nicht alle können uns wieder einholen. Und manches Verlorene verfolgt uns noch lange Zeit und beschwert unsere Schritte in die Zukunft."
So wie du, Larks.
"Ein paar Jahre nach Beginn meiner Laufbahn kam der Moment, als ich wusste, dass ich genug gesehen hatte. Seitdem habe ich sehr viel mehr gesehen, aber ich habe es ausgeblendet. Die Seele erträgt nur eine gewisse Menge."
Adhara zuckte leicht zusammen, als er das Wort "zurücklassen" erwähnte.
Ja, wir haben alle irgendwo irgendwen zurückgelassen.
Das waren Snoops Worte in Miami gewesen, die so viel bei ihr ausgelöst, ja ihr komplettes Leben verändert hatten. Zuerst hatte es sich wie ein Schlag in die Magengrube angefühlt.
Sie hatte Eddie "zurückgelassen"... Dabei war sie gegangen und hatte gekämpft weil sie die Stärkere von ihnen beiden gewesen war. Das war sie immer gewesen- bis heute. Nach außen hin mochte er eine tadellose Karriere mit seiner Apotheke hingelegt haben. Doch Adhara wusste, wie es im Innern ihres alten Sandkastenfreundes aussah, seit die Mantu seine Eltern eliminiert hatten. Nachbarskinder... Bis zu ihrer Teenagerzeit waren sie wie Geschwister gewesen. Sie kannte seinen Schmerz -doch sie hatten sich entfremdet. Sie war die Idealistin, er hatte aufgegeben....
Sie atmete schwer und sammelte sich.
"Ich bin nur Marine geworden, um für jemanden zu kämpfen, der mir nie dafür gedankt, mir sogar Vorwürfe gemacht hat, dass ich nicht da war, als er mich gebraucht hatte. Sie 'aben Recht... sie verfolgen uns. Sorgen dafür, uns zu 'interfragen... Seien es die Gefallenen: Matteo... Larks, Ihr Exfreund..."
Sie schaute zu Kiowa.
"oder ... die gebrochenen Seelen... Eddie, Shiara.... Aber ohne sie wären wir nicht die, die wir 'eute sind. Sie sollten uns beflügeln, nicht unsere Schritte beschweren. Sie würden nicht wollen, dass sie uns zurückhalten."
Ihr Blick ging zurück zu Bragg.
"Ich 'abe mich entschieden, mein Studium wieder aufzunehmen um die 'Zurückgelassenen', die mich noch als normale Studentin kannten und mich immer als Ärztin sahen nicht zu enttäuschen. Und das 'at meinem Leben letztendlich wieder einen Sin und eine Perspektive gegeben. Was 'ätte Larks gewollt, Phonsy? "
"LARKS ? Mann, Adhara, Larkin war das exakte Gegenteil von mir. Er war ungefähr von ihrer Größe, hager...beinah schon dürr, und hatte lange, dünne Finger wie ein Klavierspieler. Er redete selten und wenig, er hatte mit seinen eigenen Gespenstern zu kämpfen. Halluzinationen, Panikattacken, die Palette an Psychos war ziemlich breit gefächert..." Er hört auf zu lachen und richtet seinen Blick nun gänzlich auf Corbeau. "Aber er war auch der verdammt beste Scharfschütze, den ich je gesehen habe, er hat einem Adligen der Mantu auf eine Distanz von über zwei Meilen direkt ins Auge geschossen. Mein bester Freund...ich habe ihn beschützt, wenn die anderen ihn wegen seiner Macken verarscht haben und er gab mir Rückendeckung, wenn es mal wieder hiess 'Try it Again, Bragg!'. Er war das chirurgische Skalpell und ich die Knochensäge..."
Bragg hebt die Hand und wischt sich mit dem Handrücken verlegen über die Augen.
"Er und ich, wir haben immer weitergemacht, egal wie groß die Scheiße war, in der wir steckten. Und wir sind aus allem rausgekommen bis..." Er bricht den Satz ab. Corbeau wusste ja um die Ereignisse von seinem Tod. "Deswegen bin ich heute hier bei den Wölfen gelandet. Ein Rudel anstatt einer Einheit, aber vielleicht mit echter Loyalität untereinander."
"Ein paar Jahre nach Beginn meiner Laufbahn kam der Moment, als ich wusste, dass ich genug gesehen hatte. Seitdem habe ich sehr viel mehr gesehen, aber ich habe es ausgeblendet. Die Seele erträgt nur eine gewisse Menge."
