Und die mochte vielleicht ordentliches steriles Werkzeug beinhalten, jedoch auch Adharas Eltern.
"Sei froh, dass es keine Notamputation mit einer Laubsäge ist...", zwinkerte sie.
Doch dass er ihr vertraute war viel wert. Unter 'kreativen' Umständen war nichts anstrengender als ein nervöser Patient. So vorsichtig wie möglich versuchte sie mit dem Messer die Fäden zu lösen, während sie in ihrem Kopf schon die Stimme ihrer Mutter hörte, wie hinterwäldlerisch doch diese Materialien waren und dass es doch selbst auflösende Fäden gab. Allerdings hatte Adhara in der Situation das Erstbeste gegriffen um die Wunde schnell zu verschließen und immerhin waren diese Fäden robust.
"Es tut mir leid, ich muss 'ier un peu dran ziehen...."
Vermutlich würde es zwicken doch er hatte auch das Nähen tapfer überstanden. Sogar ohne Betäubung. Schließlich hatte sie es geschafft und die Handfläche desinfiziert und mit dem Spray versorgt, das bereits in Miami gute Dienste geleistet hatte.
"Fertig..."
Ein Bisschen stolz war sie schon auch wenn das nicht zu den Aktionen gehörte, von denen sie auf der Krankenstation erzählen sollte.
Sie sollte recht behalten. Als Adhara nah genug war packte Marcus zu und vollführte eine perfekte Drehung. Noch ehe sie sich versah, hielt Marcus ihre Arme an den Handgelenken fest. Nachdem er sie lange und innig küsste blickten seine Augen an ihr herab bevor sie wieder die ihrige einfingen.
Vertraust du mir?
Hauchte er sanft Adhara entgegen. Doch bevor sie eine Antwort geben konnte zog er aus der Tasche, die noch auf dem Bett stand, einen ihrer Schals. Kombiniert mit sanften Berührungen und Küssen sorgte Marcus dafür das Adharas Handgelenke mit dem Schal eine Einheit bildeten.
Entspann dich....
Waren die letzten Worte die aus seinem Munde drangen bevor das geschah, was geschehen sollte.
Vertrauen? Was hatte er vor? Mit dem kleinen Machtspielchen hatte sie ja gerechnet, es sogar provoziert... Unanständig war es auch- wie gewünscht. Allerdings war es weit außerhalb der Komfortzone eines dominanten Kontrollfreaks wie Adhara. Entspannen?! Für einen kurzen Moment sträubte sich jede Faser ihres Körpers gegen den Zustand des gefesselt Seins, selbst wenn es nur ihr Schal war, der um ihre Handgelenke gebunden war. Vertraute sie ihm? Er hatte ihr mit einem Messer vertraut. hatte ihr vertraut, als sie seine Hand genäht hatte. Vielleicht war es einfach eine bewusste Entscheidung... ein Sprung ins kalte Wasser. Sie wusste doch, dass ihr nichts passieren würde- ganz im Gegenteil.... Warum fiel ihr das so schwer, einfach mal passiv zu sein? Alles was sie tun musste, war loszulassen, sich auf eine neue Erfahrung einzulassen, den Kopf auszuschalten und nur zu genießen. Ja, der Kopf war -wie so oft- im Weg, sagte ihr, dass sie es eigentlich nicht mögen sollte, doch der Körper begann immer mehr dagegen zu halten, die Gedanken zum Schweigen zu bringen: 'Du verlierst nicht die Kontrolle, du gibst sie ab!' Bewusste Hingabe statt des Gefühls, ausgeliefert zu sein.... Jegliche Energie, die Adhara sonst aufwenden musste konzentrierte sich nun aufs reine Fühlen, bis der Kopf vollends besiegt war. Und als sie es zuließ, war da plötzlich ein in dieser Form neues Gefühl von Verbundenheit und Vertrauen.
Marcus kam gerade aus der Dusche. Er hatte nur ein Handtuch um die Hpfte gewickelt. Vor dem Spiegel am Waschbecken nahm er seinen Rasierer in die Hand und sorgte für ein gepflegt aussehendes Haarkleid im Gesicht. Die noch leicht feuchten Kopfhaare standen minumal in alle möglichen Richtungen. Fehlte nur noch eine Brille für das äußere Image eines zerstreuten Professors. Zurück am Bett suchte er im Schrank die passenden Klamotten für das bevorstehende Essen mit Adharas Eltern. Ein elegantes Hemd war dabei noch die leichte Aufgabe. Er wirkte für einen Moment sogar ein wenig ratlos bei der Entscheidung des Outfits.
Jeans und Lederjacke oder eher reicher Anwaltssohn?
Währenddessen stand eine eigentümlich entspannte Adhara ebenfalls frisch geduscht in Unterwäsche und mit einem Handtuchturban vor dem Bett von überlegte ihrerseits, was sie anziehen sollte.
"Hmmm.... den Anwaltssohn würde ich gerne mal kennen lernen...", grinste sie und drehte sich zu Marcus.
"Anzüge können verdammt sexy sein. Jeans und Lederjacke allerdings auch. Kommt immer auf den Inhalt an..."
Tatsächlich hatte sie am Nachmittag überlegt, Marcus zu fragen, ob er einen Anzug dabei hatte, es dann jedoch verworfen, da sie befürchtet hatte, er würde sich dann innerlich noch mehr gegen das Abendessen sträuben, wenn ein gewisser "Dresscode" erwartet wurde.
"Mein Vater wird bestimmt im Anzug kommen. Und meine Mutter wünscht sich immer, dass ich mich eleganter kleide...."
Mit einem kleinen Seufzen überblickte sie die ausgebreiteten Kleidungsstücke auf dem Bett.
"Normal 'abe ich sie immer gerne mit meinen abgeranzten Chucks provoziert... "
Sie schaute zu Marcus, kurz musternd wie er sich entscheiden würde.
"Nimm einfach das, womit du dich wohler fühlst.... Da ich 'eute genug neue Erfahrungen außerhalb meiner Komfortzone" 'atte...."
Ein etwas anzügliches Schmunzeln schlich sich auf ihre Lippen.
"...entscheide ich mich auch nicht völlig gegen meinen persönlichen Stil."
Adhara legte das Chanel- Kostüm, das vermutlich das Herz ihrer Mutter höher schlagen lassen würde, während sie selbst wohl permanent an dem unpraktisch kurzen Rock gezupft hätte- beiseite und entschied sich für eine Jeans mit recht 'braver' weißer Bluse. Die hohen Schuhe würde sie zwar vermutlich wieder schnell bereuen, aber zumindest war es mal ein Anlass sie zu tragen. An Bord hatte sie bisher kein einziges Mal Schuhe mit Absätzen getragen. Nicht einmal auf der großen Party, da sie da noch nicht einmal welche besessen hatte.... Etwas abschätzend stellte sie sich neben Marcus, ob sie damit größer war als er.
Das worin er sich am wohlsten fühle.....diese Entscheidung viel ihm leicht. Jeans, das Hemd locker legere sitzend und die Lederjacke. So fühlte Marcus sich wohl. Als Adhara neben ihm stand befand sie sich diesesmal richtig auf Augenhöhe. Mit einem schiefen grinsen kommentierte er ihre neue Größe.
Endlich muss ich mich nicht mehr nach unten beugen.
Selbst sie Zunge streckte er frech raus, wurde dann aber auch wieder zügig ernsthaft freundlich.
Du siehst toll aus. Und sollte das Essen schiefgehen finden wir garantiert einen guzen Club für die Nacht
Etwas später trafen beide in dem Restaurant ein auf das sie sich mit Adharas eltern einigen konnten. Es war kein High Society Luxus Lokal mit portionen nicht größer als ein Löffel, aber auch nichts für den Normalverbraucher. Am Empfang nannte Marcus seinen Namen und die entsprechende Reservierung. Sie wurden zum Tisch geführt und Marcus half Gentleman-Like Adhara beim platz nehmen.
"Als ob du das müsstest...", schmunzelte sie, war sie ohne Schuhe schließlich auch nur ein paar Zentimeter kleiner als er.
"Mit der Bluse in einen Club?"
Sie beterachtete sich im Spiegel.
"Viel zu brav und formell. Eine Vernissage würde noch gehen... "
Für den Fall, dass er tatsächlich noch vorhatte feiern zu gehen, stopfte sie sich noch schnell ein schwarzes Top in die Handtasche, die nun etwas unförmig voll war. Chice kleine Handtaschen waren doch eine Erfindung des Teufels, da nie alles hinein passte, was man brauchte. Und Adhara hatte es eigentlich lieber praktisch als chic. Dass im Fall des Umziehens die Bluse dort auch rein passen müssen würde, bedachte sie nicht.
Das Restaurant befand sich in der4 Nähe ihres Hotels, so dass sie wieder zu Fuß gingen anstatt ein Taxi zu nehmen. Wieder einmal bereute Adhara die hohen Schuhe, doch zumindest zu Weihnachten wollte sie ihren Eltern den kleinen Gefallen tun und etwas anderes tragen als Kampfstiefel oder alte Sneakers. Nachdem sie sich gesetzt hatten, ließ sie die übervolle Handtasche schnell unter dem Tisch verschwinden. Es folgte eine wenig ladylike "Strike"- Geste.
"Wir sind vor ihnen da!!!", grinste sie. "Mein Vater ist sonst überrpünktlich"
So hatte es weniger den Anschein, sich einem Tribunal zu stellen... Doch keine Minute später betraten auch ihre Eltern das Restaurant.
"Es tut mir leid, Cherie, wir mussten ewig auf das Taxi warten...Wartet ihr schon lange? Oh mon dieu, du siehst bezaubernd aus."
In Gedanken kommentierte sie es schweigend mit 'Du hast mir die Sachen ja schließlich ausgesucht bevor ich nach Miami geflüchtet bin', doch sie lächelte.
Als die Hänfde geschüttelt wurden, entging es ihren Eltern natürlich nicht, dass Marcus keinen Verband mehr an der Hand trug, doch anstatt es zu kommentieren kam etwas unerwartetes:
"Unser Interesse an Adharas Naht muss Ihnen etwas übergriffig vorgekommen sein. Ihr Unbehagen ist uns nicht entgangen und wir möchten uns in aller Form dafür entschuldigen."
Pierre warf seiner Frau einen Blick zu. Scheinbar hatten sie dieses Thema auf dem Weg ausgiebig diskutiert.
Der Kellner brachte die Weinkarte, sprach seine Empfehlungen aus und nachdem sie schließlich auch ihr Essen bestellt hatten und darauf warteten ließ sich es sich nicht mehr vermeiden, dass auch ihre Eltern- so wie Marcus' Großmutter damals- neugierige Fragen hatten.
"Da uns Adhara bisher nie jemanden vorgestellt 'at, sind wir neugierig: wie genau 'abt ihr euch näher kennen gelernt?"
Genau auf diese Frage hatte Adhara sich schon eine Variante zurecht gebastelt, die Eltern- tauglich war, doch Lydie schaute explizit Marcus an.
Marcus wickelte die Begrüßungen freundlich ab. Nach dem üblichen kurzen SmallTalk über die Anreise war er etwas überrascht über die Entschuldigung von Adharas Vater. Er hatte nicht damit gerechnet, musste sich jedoch etwas zusammenreißen um nicht irgendwas falsches zu sagen. So lächelte Marcus nur freundlich.
Schon in Ordnung. Sie sind Ärzte und damit hätte ich rechnen müssen.
Hätte er nicht....aber das spielte nun keine Rolle. Er hatte ein versprechen gegeben und daran hielt er sich. Dann kam die Frage dir wohl jeder Elternteil irgendwann stellt und Marcus Blick ging kurz zu Adhara. Unter dem Tisch nahm er ihre Hand für den Fall das sie ihm ein Zeichen geben wollen würde. Freundlich gab Marcus ihrer Mutter eine Antwort.
Nunja....wie es so üblich ist. Stationiert auf ein und demselben schiff. Früher oder später läuft man sich über den Weg. Es folgten einige erste Gespräche. Das wohl interessantest Gespräch hatten wir in einem Shintoschrein an Bord. Ich hatte meine Schicht beendet und wir trafen uns zufällig dort. Wir lernten uns näher kennen und irgendwann.....
Erneut ging sein Blick zu seiner besseren Hälfte.
irgendwann sind wir dann hier gelandet.
Er hoffte das ihre Mutter sich mit dieser Antwort zufrieden geben würde und nicht nach mehr Details fragt. Er selbst musste sich ein wenig zusammenreißen bei der Art und weise wie er ihr kennenlernen erzählte. Das diese "Gespräche" nicht dem glichen was vielleicht ihre Eltern vermuteten machte es umso schwerer dein Anstand uns den Anschein zu wahren.
