... mache dir die Welt untertan

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2nd Lieutenant Catcher
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... mache dir die Welt untertan

Beitrag von Catcher »

24 Stunden vor der der Abreise ...

Nervös fingere ich in meiner Uniformtasche herum. Das Pack Zigaretten wehr sich vorerst gegen den Zangengriff meiner Finger. Ich greife ein zweites Mal hinein. Jetzt. Auf halben Weg herausgezogen. Die Freude, das widerspenstige Dinge in die Finger bekommen zu haben, wahrt nur einen Bruchteil einer Sekunde. Zu schnell wird mir bewusst; das Rauchen in diesem Bereich ist verboten. "Dann nicht", murmle ich vor mich hin und bewege mich dem Licht entgegen in Richtung Schleuse. Die Zigaretten fallen in die Tasche zurück.

Lunabasis, nichts spezielles. Ein grosser Terra umkreisender Felsbrocken ohne Atmosphäre. Eine Umgebung, die nicht lebensfeindlicher sein könnte. Scheint die Sonne, wird man fritiert. Pommes-Frittes. Ansonsten Eiseskälte. Abgesehen davon soll das Nachtleben auf der lunaren Basis recht vielseitig sein. Nicht, dass ich davon viel mitbekommen hätte. Dafür war kaum Zeit vorhanden. Der Flug mit dem Shuttle hat zwar gedauert, wurde von mir aber vergleichsweise als kurzweilig empfunden. Viel zu tun gabe es zwar nicht, die Zeit lässt sich aber problemlos mit dem Schreiben von Briefen, dem Lesen von Büchern und dem Schauen von Filmen vertreiben. Wobei letzteres nur in einem sehr begrenzten Angebot vorhanden war.

Hier bin ich und übertrete die Schleuse zwischen dem militärischen Komplex der Lunabasis und der TCS Sewastopol. Die Sewastopol, eine zusammengeflickte Jütlandklasse. Schwere Geschütze, schwere Waffen. Ein schwerer Träger, bereit in Kürze in den Krieg gegen die Kilrathis zu ziehen. Und zu Hause? Funkstille! Vater hatte es mir nie verziehen, dass ich mich der Navy angschlossen hatte. Natürlich, kein Vater und auch keine Mutter möchte ihre Kinder im Krieg sterben sehen. Wäre dies das Argument gewesen, ich hätte es verstanden. Es wäre ok gewesen. "Vater", hätte ich gesagt, "ich liebe dich, doch du musst verstehen, ich muss meinen eigenen Weg gehen." Und er hätte gesagt: "Ja mein Sohn, ich liebe dich auch. Ich sorge mich um dich und möchte nicht, dass dir etwas zustösst, doch ich respektiere deinen Wunsch., Geh, geh in die Welt hinaus und mache sie dir zu eigen. Ich bete zu Gott, dass er seine schützende Hand über dich hält." Anschliessend hätte er hinzugefügt: "Melde dich, wenn du etwas brauchst. Ich werde immer für dich da sein." So war es nicht!

Ich bleibe mit dem Marschbefehl in den Händen vor einem Offizier stehen. Dieser mustert den Befehl auf meinem PDA, dann mustert er mich, schaut auf meine Reisetasche, welche über meiner Schulter hängt. Mit flinken Fingern gibt dieser etwas ins System ein, schaut jegwelche Informationen kurz gebannt an, kontrolliert mein Rangabzeichen und winkt mich dann gelangweilt durch. Die Schleuse öffnet sich und ich betrete den Schleuseneingangsbreich der Sewastopol. Ein Geruch von Reinigung und Wartung hängt in der Luft. Zwei Personen vom Sicherheitspersonal schauen mich an. Nochmals der Marschbefehl, dann gehe ich zielgerichtet durch das Schiff. Im Marschbefehl stand, ich solle mich bei der Materialausgabe und danach bei meinem direkten Vorgesetzten melden. In welcher Reihenfolge das geschehen soll, ist aus dem Marschbefehl nicht zu entnehmen. "Who cares", denke ich. Direkter Vorgesetzter soll es sein.
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2nd Lieutenant Ghost
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Re: ... mache dir die Welt untertan

Beitrag von Ghost »

Die Schleuse schloss sich zischend hinter dem Neuankömmling. Ich hatte ihn schon kommen hören – gleichmäßiger Schritt, etwas zu betont. Frisch angekommen. Neue Uniform, altes Gesicht. Dieser Blick, der einem Soldaten nur in den ersten zwei Wochen in der Flotte zusteht, bevor der Ernst des Alltags ihn ausradiert.

Ich stand ein paar Meter entfernt an der Wand, lehnte mit der Schulter gegen die kalte Stahlverkleidung. Zwischen den Fingern drehte ich eine Zigarette, rein aus Gewohnheit. Rauchen war hier verboten, aber das war nicht der Punkt.

„Ziemlich viel Theater für eine zusammengeflickte Kiste, was?“
Meine Stimme war ruhig, fast monoton, mit dem Hauch eines Londoner Akzents. Ich trat einen Schritt vor, ließ die Zigarette wieder in meine Brusttasche gleiten.

„Delaney. Horatio. Rufzeichen Ghost.“
Ich reichte ihm die Hand, aber ohne Eile. Wer sie ergriff, gut. Wer nicht – auch gut.

„Wenn du den Blick noch ein paar Minuten länger draufbehältst, merkt das Schiff vielleicht, dass du neu bist und schmeißt dich wieder raus.“
Ein angedeutetes Lächeln. Trocken. Nicht höhnisch, nur nüchtern.

Ich nickte in Richtung des Gangs.
„Materialausgabe ist wahrscheinlich überfüllt. Und dein Vorgesetzter? Ist auf dem Flugdeck und bastlet an einer Hellcat die ne verfakkte kaputte Landeklappe hat."

Ich trat neben ihn, Blick zum Rumpf gewandt.
„Warst du schon draußen?“

Kurze Pause. Dann, mehr zu mir selbst:
„Ich war auf der Wladiwostok. Hell’s Kitchen. Nicht ganz der Urlaub, den das Rekrutierungsplakat versprochen hat.“
Ich sagte es nicht mit Bitterkeit. Eher wie jemand, der den Wetterbericht aufsagt.

„Wenn du willst, zeig ich dir die Kaffeemaschine, die am wenigsten wie Maschinenspülwasser schmeckt. Wenn nicht, finden wir beide eh raus, wo man sich in diesem Schiff verläuft.“
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2nd Lieutenant Catcher
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Re: ... mache dir die Welt untertan

Beitrag von Catcher »

Ich komme nur einige Meter weit, als ich geradewegs von einem Typen angesprochen wurde. Vom Aussehen her ein Pilot. Als Sohn Franklins war ich es mir gewohnt, von fremden Menschen angesprochen zu werden und mit ihnen in eine Diskussion zu verfallen. Zu Hause? Kulturgut! Ich betrachte den Piloten kurz und antworte dann: "Jack Law, doch du kannst mich Catcher nennen."

Sofort erkenne ich seine Art zu sprechen. Zwar bin ich nicht in der Lage, seinen Dialekt genau zuzuordnen, dass es sich im einen britischen Akzent handelt, scheint jedoch jedem klar sein. Hier scheinen Welten zu kollidieren. Ich drücke seine Hand. "Freut mich, dich kennenzulernen, Ghost", erwidere ich in meinem vokal-gedehnten Mix zwischen Appalachian-English und Midland Dialekt. Dass ein asiatisch aussehender Mensch im reinsten südstaatenenglisch antwortet, wird von einigen Leuten als bizzar empfunden. Andere finden es symphatisch. Ich bevorzuge die symphatische Variante.

"Lagerhalle ist überbevölkert", führe ich weiter aus, "und der Vorgesetzte hat keine Zeit. Verstanden. Also die Kaffeemaschine. Wenn du mir sagst, wo ich diese finde?", ich schaue Ghost humorvoll fragend an, "werde ich mich mit Koffein vollpumpen."

Auch wenn ich es zu überspielen versuche, lässt das Gefühl nicht nach. Eine unterschwielige Spannung, lässt es nicht zu, locker aufzutreten. Zu sehr ist mir bewusst, wo die Reise hingehen wird und was die Bedeutung dessen sein wird. Auch wenn ich mich aus freien Stücken dazu entschieden hatte, mich der Navy anzuschliessen, führt die Konfrontation der Möglichkeit des eigenen Todes zum Nachdenken. Wie ist das, in seinem eigenen Jäger durch Laser- oder ballistische Geschosse in Stücke gerissen zu werden? Wie lange würde es dauern, das Bewusstsein zu verlieren, während man eingesperrt in einem geschmolzenen Stahlklumpen langsam verbrennt? Wäre ein solches Schicksal einem Überleben ohne Körperglieder, ohne Augen oder einem entstellten Gesicht vorzuziehen? Ich verdränge die Gedanken, dennoch hallt die Frage ob ich schon draussen war in meinen Kopf nach. "Wenn du mit draussen den Ernstfall meinst, nein und du? ", stelle ich die Frage zurück, "du siehst aus, als hättest du schon einiges Erlebt. Man hört nicht viel zu Hause, aber der Konflikt mit den Kilrathis zieht sich hin", untertreibe ich ein wenig. Ich betrachte die Stahlverkleidung der Sewastopol und murmle hörbar: "Zusammengeflickt, wirklich?"
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Re: ... mache dir die Welt untertan

Beitrag von Ghost »

Ghost folgt Catchers Blick zur stählernen Wand. Eine der vielen. Die Nähte erzählen Geschichten, wenn man weiß, worauf man achten muss.
Er bleibt stehen, der Blick ruhig.

„Zusammengeflickt, ja.“ Er nickt leicht. „Aber sie hält. Bisher.“

Dann ein Hauch Pause. Seine Stimme bleibt ruhig, aber da ist etwas… etwas, das ganz kurz an der Oberfläche aufblitzt – ein Schatten aus alten Flammen.

„Ich war auf der Wladiwostok.“

Das reicht schon. Wer davon gehört hat, weiß Bescheid. Ghost sagt nicht viel dazu – zu viel war in dem Feuer verloren gegangen, als dass man es in Worte fassen könnte.

„Sie hat nicht gehalten.“
Ein kurzer Blick zur Decke. Einatmen. Ausatmen. Die Vergangenheit ist schwerelos im Vakuum.

Er wendet sich wieder Catcher zu.

„Und die hier?“ Er klopft leicht gegen das Stahlgerüst. „Hat vorher mal anders geheißen. Keiner weiß wie. Keiner will’s wissen. Vielleicht bringt's Unglück, drüber zu reden.“

Ein schwaches Lächeln zuckt über seine Lippen.

„Oder vielleicht erinnert sich einfach keiner mehr. Namen verschwinden, wenn zu viele gestorben sind, um sie auszusprechen.“

Dann, etwas leiser:

„Jetzt ist sie die Sewastopol. Jetzt ist sie unser Heim.“

Ghost tritt einen Schritt zurück, lässt die Worte stehen, ohne sie aufzublähen. Ein gelebter Pragmatismus.

„Wenn du Glück hast, bringt dir dieser Träger bei, wie du überlebst. Wenn du Pech hast lernst du, wo du das nächste Mal nicht sein willst.“

Er deutet mit dem Daumen über die Schulter, zur schmalen Gangway.

„Komm. Ich zeig dir, wo man nicht über den Kaffee flucht – wenn du ihn vorher umrührst.“
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Re: ... mache dir die Welt untertan

Beitrag von Catcher »

Erst jetzt scheine ich zu verstehen. Die Wladiwostok, das war sein Ernstfall. Ich weiss nicht viel darüber, noch was in Hell's Kitchen passiert sein soll. Der Informationsfluss wird von der Terranische Konföderation sehr restriktiv gehandhabt. Ich frage nicht nach. Ich nicke nur. "Sewastopol", erwidere ich, "mehr muss ich nicht wissen. Frühere Namen haben keine Bedeutung. Dann wollen wir hoffen, dass dieses Schiff mir das Überleben beibringt, und das Vakuum von aussen abhält." Das Vakuum von draussen abhalten. Meine kindliche naive Aussage bringt mich selbst zum schmunzeln. "Schliesslich will ich mal ein Haus am See und 20 Kinder haben", sage ich in meinem gedehnte südamerikanischen Dialekt, kombiniert mit einem Hauch von Ironie und Wahrheit.

Vielleicht ist es nicht besonders klug, Ghost Fragen zu seiner Vergangenheit zu stellen, dennoch denke ich, dass Fragen zu seiner Gegenwart akzeptabel sein sollten. "Welchem Geschwader gehörst du an?" Ich versuche ungezwungen zu wirken. Ich möchte dem Gang folgen, um an die ersehnte Kaffeemaschine zu gelangen. Heilsbringer aus gemahlenen Bohnen. Bohnen welcher Art?
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Re: ... mache dir die Welt untertan

Beitrag von Ghost »

„Zwanzig Kinder? Mutig. Ich hatte mal einen Kameraden, der meinte, schon ein Kind sei wie ein aktiver Sprengkopf – und dann hat er seine Tochter am Ende mehr geliebt als seine Hellcat.“ scherzte Ghost und deutete dann in eine unscheinbare Nische wo eine überraschend moderne Kaffeemaschine stand. "Bedien dich!" sagte der Brite und drehte sich eine weitere Zigarette mit geschickten Fingern ehe er auf die weitere Frage von Catcher einging.

„278th. Engel der Apokalypse.“ Die Worte sind einfach, ohne Pathos, aber mit Gewicht. „Wir fliegen gegen Großkampfschiffe. Und gegen die Vergangenheit. Manchmal ist das dasselbe.“

Er legt eine Hand gegen die Wand, spürt die Vibrationen des Schiffs, vielleicht ein Reflex, vielleicht ein stilles Gebet.

„Wenn du’s ernst meinst mit dem Überleben – halt dich an die Leute, die sich aneinander halten. Wir Engel haben viele verloren, aber wir vergessen keinen.“

Der Schatten von Hell's Kitchen hing über Ghost, das konnte man sofort sehen.

"Bin im Delta-Flügel, Reserve wenn es nicht mehr anders geht. Während die Helden rausgehen passe ich auf den Träger auf." erklärte er seine Rolle.
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Re: ... mache dir die Welt untertan

Beitrag von Catcher »

Ghosts Scherz lässt mich auf den Stockzähnen grinsen, ich entgegne aber nichts. Kein Wunder, denn ich erblicke das schönste Juwel einer Kaffeemaschine. "Praktisch", sage ich entzückt. Mit einem behutsamen Pinzetten-Griff nehme ich eine kleine aber unscheinbare Tasse vom Stapel und stelle diese in die Maschine. "Ich bin gespannt, wie das Baby schnurrt". Andächtig betätige ich den Knopf und blicke Ghost - dem Klang der Maschine lauschend - an, während die dunkle Flüssigkeit in die kleine Expressotasse läuft.

Ich sage zu ihm: "Engel der Apokalypse". Ich kann nicht sagen, dass mich seine Geschwaderzugehörigkeit überrascht, dennoch empfinde ich es schon als praktisch, gleich zu Beginn jemanden aus dem eigenen Geschwader zu treffen. Ich hatte Fragen über Fragen, da ich aber seit einigen Jahren kein kleines Kind mehr bin, entscheide ich mich dazu, es bei den notwendigsten zu belassen. "Dann werden wir vielleicht zusammen rausgehen, wobei ich nicht glaube, dass man mich nur für defensive Aufgaben einsetzen wird. Wer führt den Wing an?"

Ich nehme die Tasse heraus, betrachte den Schaum und rieche an der heissen schwarzen Flüssigkeit. "hmmm." Für einen kurzen Moment löst sich meine innere Anspannung.
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